Bilanz in Rheinland-Pfalz gemischt

Weinernte 2024: extreme Wetterlagen, wenig Trauben - aber viel Geschmack

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Autor/in
Dominik Bartoschek
Onlinefassung
Petra Thiele
SWR-Wirtschaftsredakteurin Petra Thiele

Die deutsche Weinernte 2024 ist ungewöhnlich klein ausgefallen. Nach Schätzungen liegt der Ertrag bundesweit neun Prozent unter dem Vorjahr. Der Geschmack soll aber groß sein.

Für Rheinland-Pfalz gibt es kein einheitliches Bild für die diesjährige Weinernte. Denn es war ein Jahr, das sehr anschaulich gemacht hat, dass Wetterextreme wie Hagel oder Spätfrost oft sehr kleinräumig zuschlagen. Einige Regionen trifft es dann hart, andere gar nicht.

Ahr und Mosel erheblich von Frostschäden betroffen

Im Anbaugebiet Ahr werden aufgrund der Spätfröste im April Einbußen bei der Erntemenge von 64 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erwartet.

An der Mosel kommen zu den Frostschäden noch Hagelschäden hinzu. Hier geht man von der kleinsten Erntemenge seit einem halben Jahrhundert aus.

Pfalz meldet leichten Rückgang - Rheinhessen sogar ein Plus

Ganz anders dagegen sieht es in der Pfalz aus: Hier liegt der Rückgang im Vorjahresvergleich gerade einmal bei vier Prozent. Und im größten deutschen Weinanbaugebiet, in Rheinhessen, wurde sogar mehr geerntet als im Vorjahr.

Es gibt also starke Ausreißer nach unten, aber das Gesamtbild zeigt, dass die Lese nicht überall schlecht gelaufen ist.

Wetter hatte für Weinreben auch etwas Gutes

Bei der Qualität sieht es für die Erntebilanz 2024 positiv aus. Das Deutsche Weininstitut (DWI) spricht von einer "kleinen, aber feinen Weinernte“.

Denn das Wetter hat in diesem Jahr auch sein Gutes gehabt. Der viele Regen hat zwar für viele Pilzkrankheiten im Weinberg gesorgt. Andererseits hat der viele Regen aber den Reben nach den vielen trockenen Jahren auch gut getan.

Trauben haben viel Aroma gebildet

Die Reben waren gut versorgt, sie konnten Mineralien aus dem Boden aufnehmen. Im Spätsommer kam auch noch gerade rechtzeitig eine Schönwetterperiode. Dabei konnten die Trauben gut ausreifen und Aromen bilden.

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Weintrinker mögen moderaten Alkoholgehalt

Insgesamt, heißt es beim Deutschen Weininstitut, wird es in diesem Jahrgang frische, lebendige Weine, mit viel Frucht und eher moderatem Alkoholgehalt geben.

Das ist erfreulich für die Weinbranche, denn Weine mit weniger Alkohol sind genau das, was von den Verbraucherinnen und Verbrauchern derzeit nachgefragt wird.

Steigende Preise belasten Winzer

Der Preis für Fasswein in der Pfalz liegt aktuell bei etwa 70 Cent pro Liter. Je nach Rebsorte könne er sogar noch niedriger sein. Dem gegenüber stehen die Produktionskosten der Winzer. Sie seien mit mindestens 1,20 Euro pro Liter fast doppelt so hoch.

Trotz eines kleineren Jahrgangs 2024 bleibt der Preisdruck auf dem deutschen Markt hoch, da vielerorts noch große Weinbestände vorhanden sind.

Supermarkt-Kunden verzichten auf teuren Wein

Die Verbraucher in Deutschland würden aber nicht mehr für Wein ausgeben wollen, meint Simone Loose, Professorin für Betriebswirtschaft an der Hochschule Geisenheim. Höhere Preise wären schwer durchsetzbar. Eine Flasche Wein sei für manche bereits ein Luxusgut, auf das sie im Zweifel auch verzichteten. 

Wir werden es nicht schaffen, dass die Leute, die jetzt im Supermarkt zwei, drei Euro ausgeben, plötzlich acht, neun Euro für eine Flasche ausgeben.

Von 100 Weinflaschen sind nur 42 aus deutschen Anbaugebieten

In Deutschland wird doppelt so viel Wein konsumiert wie produziert, betonte Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut.

Angesichts dieser Zahlen, sollte es eigentlich möglich sein, die deutschen Weine auf dem heimischen Markt abzusetzen. Aktuell würden aber von 100 gekauften Flaschen nur 42 aus deutschen Weinregionen stammen.

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