Senioren spazieren im Park.

Wenn die Rente nicht reicht

Altersarmut: Keine Scheu, Hilfe zu beantragen

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Wenn die eigenen Eltern von Altersarmut betroffen sind, bedeutet das rein rechtlich nicht direkt, dass Kinder finanziell unterstützen müssen. Diese Sozialleistungen gibt es.

Viele Menschen wissen nicht, dass sie im Rentenalter Anspruch auf Sozialleistungen haben. Die Deutsche Rentenversicherung nennt als Faustregel: Wenn Ihr Einkommen unter 924 Euro im Monat liegt, sollten Sie prüfen lassen, ob Sie Anspruch auf Grundsicherung haben.

Was ist Grundsicherung im Alter?

Menschen, die dauerhaft erwerbsgemindert sind, also nicht mehr selber durch Arbeit Geld verdienen können, und Menschen, die das für sie festgelegte Renteneintrittsalter erreicht haben, können prüfen lassen, ob sie Anspruch auf die sogenannte Grundsicherung haben. Wenn eine Person gar keine oder nur sehr wenig Rente erhält und auch sonst kein großes Vermögen besitzt, ist eine Unterstützung durch das Sozialamt sehr wahrscheinlich.

Wer einen Antrag für sich selbst stellt, darf als Einzelperson maximal 5.000 Euro Privatvermögen haben. Bei Paaren sind es 10.000 Euro. Als Vermögen zählen unter anderem Wertpapiere oder ein Auto.

Wie viel Geld das Sozialamt auszahlt, wird individuell pro Person ermittelt. Neben einem Grundbedarf für tägliches Leben werden auch Wohnkosten, gegebenenfalls Mehrkosten oder die Übernahme von Pflege- und Krankenversicherung mit dem Einkommen des Antragstellers verrechnet. Die Differenz zahlt das Sozialamt an den Antragsteller aus.

Bestattungskosten können ebenfalls vom Sozialamt übernommen werden, sofern Angehörige nicht in der Lage sind, diese selber zu finanzieren.

Wer bekommt Wohngeld?

Wohngeld können alle Menschen mit niedrigem Einkommen beantragen, die nicht schon durch andere Sozialleistungen bei ihrer Unterkunft unterstützt werden. Wohngeld gibt es als Zuschuss zu den Mietkosten oder Lasten, die Personen mit Wohneigentum tragen. Berücksichtigt wird dabei die Höhe der Miete beziehungsweise der Lasten, die Anzahl der Personen, die im Haushalt wohnen und die Höhe des Haushaltseinkommens. Wohngeld deckt nicht die kompletten Wohnkosten.

Auch Rentnerinnen und Rentner können Wohngeld als Sozialleistung beantragen. Allerdings erhalten sie entweder Wohngeld oder Grundsicherung im Alter. Beides gleichzeitig geht nicht. Während bei der Grundsicherung im Alter eine Befreiung des Rundfunkbeitrags möglich ist, muss dieser bei Bezug von Wohngeld weiterhin gezahlt werden. Je nach Höhe der Leistungen, kann es sich lohnen, das vorher durchzurechnen.

Welche Rolle spielen mein eigenes Einkommen und Vermögen, wenn meine Eltern von Altersarmut betroffen sind?

Bis zu einem Brutto-Jahreseinkommen von 100.000 Euro hat das Einkommen der Kinder keine Auswirkung auf den Antrag und die Höhe der Grundsicherung für Eltern. Sollte das Einkommen zu hoch sein, wird der Antrag auf Grundsicherung nicht genehmigt, weil dann kein Anspruch besteht.

Die Höhe von privatem Vermögen der Kinder wird dabei nicht berücksichtigt.
Dieselben Richtlinien für Einkommen und Vermögen gelten auch für Eltern, wenn eines ihrer Kinder Grundsicherung im Alter beantragt.

Wie beantrage ich Wohngeld und Grundsicherung?

Einen Antrag auf Grundsicherung im Alter stellen Sie beim örtlichen Sozialamt. Diese Webseite des Landes Rheinland-Pfalz führt die zuständigen Sozialämter je nach Wohnort auf. Wohngeld kann bei der zuständigen Wohngeldstelle der Stadt- oder Kreisverwaltung beantragt werden.

Wer gilt als arm?

In Rheinland-Pfalz haben Ende letzten Jahres 49.955 Personen staatliche Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung erhalten. Im Vergleich zu 2020 sind das 1.245 mehr Menschen. Als arm gilt ein Haushalt per EU-Definition, welcher im Monat weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung zur Verfügung hat. Konkret lag dieser Wert 2021 für eine allein lebende Person in Deutschland bei 1.251 Euro im Monat, für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2.627 Euro im Monat.

Ulm

Altersarmut nach Arbeiten in der Gastronomie?

Nicoles Leidenschaft ist die Gastronomie. Die Ulmerin ist Köchin. Doch wenn sie ihren Rentenbescheid sieht, macht sie sich Sorgen um die Zukunft. Mit den momentan errechneten knapp 1.000 Euro Rente im Monat könnte ihr Altersarmut drohen.

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SWR