Brandmeister Hugo Speck ist in Ungnade gefallen und hat Führerschein und Job verloren. Dann aber vollbringt er eine Heldentat - oder vielleicht doch nicht? Und was hat es mit diesem ominösen Spanner auf sich, der als "zwei Meter groß, dünn wie ein Hering und ohne Haar auf dem Kopf" beschrieben wird?
Diese Fragen werden noch bis zum 10. April in den Aufführungen von "Hugos Heldentat" der Theatergruppe Niederscheidweiler beantwortet. In der Komödie in drei Akten gibt es allerhand Verwicklungen, eine Liebelei - und das alles in Eifeler Platt.
Da die Laiendarsteller aus verschiedenen Eifeler Orten kommen, sind auch verschiedene Dialekte auf der Bühne zu hören, erzählt Hauptdarsteller Axel Miesen: "Das gibt dem Ganzen eine wunderschöne Klangfarbe. Wir machen eben Mundarttheater. Es ist auch unser Anspruch, unserem Publikum diese Dialekte zu vermitteln."
Von Corona nicht unterkriegen lassen
Das macht die Theatergruppe schon seit 1999. Damals wollte man das Brauchtum des Theaterspielens aus der Nachkriegszeit wiederaufleben lassen und die Mundart erhalten. So erzählt es Gründungsmitglied Elisabeth Rauen, die die stotternde Nachfolgerin von Hugo als Brandmeister mit Verve spielt.
Das Stück "Hugos Heldentat" wurde schon 2019 ausgewählt, auch die Rollen sind damals bereits verteilt worden. Im November jenes Jahres begannen die wöchentlichen Proben. Aber dann, kurz vor der Aufführung im Frühjahr 2020, der Schock: Corona machte der Theatergruppe einen Strich durch die Rechnung, die Aufführung musste abgesagt werden.
Die nächsten zwei Jahre geht es so weiter: Die Bühne steht, alle haben ihre Texte gelernt. Und dann kommt der nächste Lockdown, das Stück muss abgeblasen werden. "Aber wir haben gesagt: Jetzt erst recht. Und wir sind voller Vorfreude, unser Stück jetzt aufführen zu können. Wir wollen einfach spielen", sagt Rauen.
Nachwuchsprobleme durch Mundart und Proben bis in die Nacht
Denn sie alle verbindet die eine große Leidenschaft, sagt Hugo-Darsteller Miesen: "Ich liebe das Theaterspiel von ganzem Herzen. Sonst würde ich als Selbstständiger wahrscheinlich nicht so viel Herzblut investieren und hier nach Feierabend so viele, viele Stunden verbringen."
Aber genau das bringt auch Probleme, sagt eines der jüngeren Ensemblemitglieder, Valerie Schneider: "Es ist schwierig für uns, Nachwuchs zu bekommen. Theater ist ein sehr zeitintensives Hobby." Gerade kurz vor der Premiere probe man jeden Abend bis in die Nacht hinein.
Außerdem würden viele junge Leute keine Mundart mehr sprechen: "Wir sehen das aber nicht so eng. Wenn jemand ein bisschen Platt sprechen kann, dann nehmen wir ihn gerne auf, wenn er Lust hat, Theater zu spielen."
Deshalb und weil es in diesem Jahr ein neues Mitglied gibt, ist sich Schneider auch sicher, dass es die Theatergruppe Niederscheidweiler noch lange geben wird.
Requisiten aus dem Sperrmüll, Kostüme vom Dachboden
Denn nicht nur das Schauspielen macht allen Spaß und fordert ihre Kreativität. Auch die Suche nach Requisiten und Kostümen verlangt Fantasie, sagt Miesen: "Überall, wo andere sagen, das ist Sperrmüll, das interessiert uns sehr für unsere Bühne."
Glücklicherweise könne die Gruppe alle ihre Requisiten und Bühnenelemente in einem eigenen Raum unterstellen. Denn der Fundus wachse immer weiter. Auch mit Kostümen.
Die Gruppe versetzt ihre Stücke, die sie von einem Verlag bekommt, in der Zeit zurück. Zum Beispiel in die 1960er oder 1970er Jahre. Und man achte sehr kritisch darauf, dass Schuhe und andere Kleidung in die Zeit passen.
Auch dafür sucht man auf Dachböden oder fragt bei Verwandten, erzählt Rauen: "Dann heißt es: Meine Oma hat doch mal diesen Pullunder gestrickt. Dann bringt jeder etwas mit. Wir arbeiten mit dem, was wir bekommen können."
Unterstützung aus dem Ort
Fast jeder in der Theatergruppe ist noch in einem anderen Verein - so kommt man dann zum Beispiel einfach an Uniformen der Feuerwehr, die dieses Jahr für das Stück besonders wichtig sind.
Und überhaupt gibt es einen großen Rückhalt im Dorf, sagt Petra Miesen, die die Bürgermeisterin spielt: "Wir wissen, da sind immer Leute, die helfen. Die organisieren den Kartenvorverkauf, bereiten Häppchen vor oder regeln am Abend der Aufführung den Verkehr. So können wir uns voll auf das Stück konzentrieren."
Große Theatertradition im kleinen Theater
Und dabei hält auch das kleine Theater Niederscheidweiler an den großen Theatertraditionen fest. Wie der "Dernière", der letzten Aufführung. Da wird dann nicht nur geklärt, ob Hugo wirklich ein Held ist und wer nun dieser Spanner war.
Sondern es werden auch Streiche gespielt, freut sich Axel Miesen: "Es kann sein, dass ein Sahnekuchen versalzen ist. Oder dass in einem Koffer, den jemand schleppen muss, ein Gewicht drin ist. Aber ich will noch nicht zu viel verraten!"