Historische Kostüme anziehen, Bruderkuss, Loslaufen auf 7,6 Kilometern ins Nachbardorf oder 104 Eier vom Boden aufraffen - so läuft die Tradition der Eierlage in Schönecken der Legende nach seit 500 Jahren ab.
"Das ganze Event macht für mich den Reiz der Eierlage aus. Das gehört einfach zu Ostern dazu. Fast jeder im Dorf schaut sich die Eierlage an", sagt der diesjährige Raffer Jonas Thieltges von der ausrichtenden Junggesellensodalität Schönecken. Die Sodalität ist eine christliche Bruderschaft.
Thieltges kennt Geschichten zu der Tradition der Eierlage von seinen Eltern und Großeltern: "Es wird immer erzählt, wie cool das ist. Man ist dann der Mittelpunkt und möchte auch mal dieses Gefühl erleben, die Eierlage zu laufen."
Das sieht auch Läufer Joshua Esch so: "Einfach ein Teil dieser Tradition zu sein, die es hoffentlich noch in vielen hundert Jahren geben wird ... Es ist einfach Fieber im Ort, es brennt alles. Es macht einfach Bock."
Kein Rütteln an der Tradition
Also haben sie sich auch dieses Jahr für die Eierlage in weiße Gewänder mit großen Mützen und roten Gürteln geworfen. Ob man diese Tradition nicht mal modernisieren könnte? "Nein, auf gar keinen Fall", sagt Esch, "Das ist die Tradition. Das gehört dazu. Und dann bleibt das auch so."
Sein Mitstreiter Thieltges pflichtet ihm bei: "Es wäre nicht dasselbe, wenn man dieses Kostüm nicht anhätte, sondern normale Sportkleidung. Das hätte für mich dann nicht mehr so den Reiz."
Auch Ideen, den Lauf des Läufers in den Nachbarort auf Videoleinwänden nach Schönecken zu übertragen, lehnen die beiden ab, sagt Thieltges: "Das würde die Spannung nehmen. Man kann ja als Raffer nur grob einschätzen, wo der Läufer gerade ist. So ist die Spannung bis zum Schluss da, weil man nie weiß, wie der Endspurt ausgehen wird."
Und dann gäbe es wahrscheinlich auch nicht mehr so lustige Anekdoten. Wie die des Läufers, der sich auf dem Rückweg einfach in die nächste Kneipe gesetzt hat, nachdem er dachte, dass er schon verloren hat.
Harte Konkurrenz: Versteigerung dauerte über vier Stunden
Genau nach Tradition ist dieses Jahr auch wieder die Wahl der Junggesellensodalität für Läufer und Raffer am Palmsonntag abgelaufen: Die Paare, die dazu antreten wollen, bieten dafür in einer Art Versteigerung.
"Irgendwann lässt der Hauptmann dann den Hammer fallen und die drei letzten Pärchen kommen in die engere Auswahl", erklärt Esch. In einer Stube argumentiert dann jeder aus dem Vorstand, welches Paar das Rennen machen soll. Ganze vier Stunden hat die Diskussion dieses Jahr gedauert. Die Konkurrenz war also stark.
Die Versteigerung nicht zu gewinnen, wäre enttäuschend für Thieltges und Esch gewesen. Denn seit Januar trainieren die beiden schon. Zuletzt immer intensiver und seit einigen Wochen auch jeden Tag.
Gut vorbereitet, aber auch mit einem mulmigen Gefühl ging Läufer Esch an den Start. Nach seinem Sieg dann Erleichterung: "Es ist natürlich schön, gewonnen zu haben. Es fällt ein großer Stein vom Herzen", sagte der dem SWR.
Als fairer Verlierer zeigte sich Raffer Thieltges. "Ich bin genauso froh, als hätte ich gewonnen, von daher ist es kein Weltuntergang", sagte er nach dem Wettkampf dem SWR.