Heike Plein (links), Peter Niemann (Mitte) und Birgit Wagner (rechts) blicken auf ein erfolgreiches erstes Jahr ihrer Kulturinitiative Hillesheim zurück.

Ausstellungen, Workshops & Co.

Die Kulturmacher in Hillesheim: Warum sie so erfolgreich sind

Stand
Autor/in
Anna-Carina Blessmann
Anna-Carina Blessmann am Mikrofon

Kultur in der Eifel zieht nicht? Dass es doch nicht so schwierig ist, in ländlichen Regionen Kunst anzubieten, zeigt die Kulturinitiative Hillesheim seit gut einem Jahr.

Der eintausendste Besucher im Kulturhaus "Alte Schreinerei" in Hillesheim war ein Mann aus Niederbettingen, der mit Kultur eigentlich gar nichts am Hut hatte. Seine Frau hatte ihn überredet, mit zu einer Vernissage der Kulturinitiative Hillesheim zu kommen. Seitdem hat der Eifeler keine Ausstellungseröffnung mehr verpasst, erzählt Peter Niemann, Vorsitzender der Kulturinitiative.

Die Ausstellungen im Kulturhaus in der Alten Schreinerei sind immer gut besucht, sagen die Mitglieder der Kulturinitiative Hillesheim.
Die Ausstellungen im Kulturhaus in der Alten Schreinerei sind immer gut besucht, sagen die Mitglieder der Kulturinitiative Hillesheim.

Genau so etwas möchte der gemeinnützige Verein erreichen, sagt Niemann: "Wir sehen Kultur als einen Beitrag zur allgemeinen Daseinsvorsorge. Um eine Gemeinde lebenswert zu machen, Menschen zusammenzubringen und Abstand von Alltag, Sorgen und Nöten zu gewinnen." Und das sei ihm und seinen Mitstreitern in gut einem Jahr gelungen.

Großes Interesse von Anfang an

Die Idee zur Initiative entstand Anfang 2023, um das bis dahin leerstehende Kulturhaus Alte Schreinerei wiederzubeleben. Eine kleine Gruppe hatte damals für ein erstes Treffen als Kulturinitiative in der Zeitung inseriert. Darunter Heike Plein, heute zweite Vorsitzende des Vereins und außerdem zweite Beigeordnete der Stadt Hillesheim: "Und zum ersten Treffen kamen tatsächlich weit über 30 Leute. Ich war total platt. Wir waren sehr, sehr positiv überrascht."

Anlässlich der Walpurgisnacht hat die Kulturinitiative Hillesheim zum Thema "Hexenwahn" neben einem Vortrag über die Hexenverfolgung auch ein Theaterstück gezeigt.
Anlässlich der Walpurgisnacht hat die Kulturinitiative Hillesheim zum Thema "Hexenwahn" neben einem Vortrag über die Hexenverfolgung auch ein Theaterstück gezeigt.

Schriftsteller, Maler, Musiker und Schauspieler seien gekommen, um gemeinsam die Kulturinitiative zu gründen, sagt Plein: "Die kamen von überall her. Die Veranstaltung war toll. Man muss aber auch sagen, dass sie ein klein wenig chaotisch war, weil wir nicht wussten, wie wir das Ganze anfangen." Peter Niemann, heute erster Vorsitzender, bot sich damals an, die nächsten Treffen zu strukturieren. Als Betriebswirt und Fotograf hätte er genügend Kenntnisse dafür.

Ausstellungen kommen gut an

Ursprünglich nur eine Initiative, wurde daraus ganz schnell im Mai 2023 der Verein. „Und seitdem läuft es“, erzählt Plein. Damit die erste Ausstellung vom Land gefördert werden konnte, musste es schnell gehen, sagt Niemann: "Und da ist die Idee entstanden, Kunst mit dem Ort hier zu verbinden. An die Alte Schreinerei schließt direkt das Heimatmuseum mit einer geologischen Ausstellung an." So entstand die erste Ausstellung zu "Kunst und Historie".

Zum gleichen Thema gab es dann über vier Monate Ausstellungen wechselnder Künstler – Maler, Bildhauer, eine Glaskünstlerin war dabei. Im Rahmenprogramm sind Sänger, Chöre und Autoren mit Lesungen aufgetreten. Am Ende dieser vier Monate hatten schon 1.500 Menschen die Alte Schreinerei besucht.

Zu den unterschiedlichsten Themen hat die Kulturinitiative Hillesheim schon Ausstellungen veranstaltet, wie hier zu "Kunst und Historie".
Zu den unterschiedlichsten Themen hat die Kulturinitiative Hillesheim schon Ausstellungen veranstaltet, wie hier zu "Kunst und Historie".

Anfang Februar dieses Jahres hat ein Lichtkünstler ausgestellt, erzählt Plein: "Dadurch, dass es im Winter stattfand, haben die Lichtobjekte die ganze Schreinerei gegen Abend wunderbar beleuchtet. Da gibt es heute immer noch Nachfragen von Leuten, die total begeistert waren. Das finde ich klasse."

Auch im Gästebuch des Vereins gebe es immer wieder positive Kommentare zum Haus, aber auch der Art und Weise, wie die Ausstellungen durchgeführt wurden. „Das ermutigt“, sagt Niemann.

So wird Kultur in der Eifel erfolgreich

Aber wie schafft man es nun, aus dem Stand heraus so viele Menschen in Hillesheim und Umgebung für Kultur zu begeistern? "Wir waren am Anfang auch überrascht. Da stehen dann plötzlich 130 Leute in der Vernissage. Ich habe das Gefühl, es bekommt eine Eigendynamik. Es spricht sich rum und bekommt einen positiven Ruf", meint Niemann. Wesentlich sei auch, dass die Kulturinitiative meistens keinen Eintritt verlangt.

Manche Veranstaltungen werden auch zusammen mit der Volkshochschule durchgeführt, zum Beispiel ein "Philosophischer Sonntag" zusammen mit einer Autorin, erzählt Birgit Wagner, Schriftführerin im Verein. Zu solchen Veranstaltungen kämen Leute, die gerne über Themen diskutieren und eigentlich gar nichts mit Kunst zu tun haben. Haben sie aber einmal einen Einblick in die Alte Schreinerei bekommen, kämen sie auch zur nächsten Ausstellung.

Alle sind mit Herzblut dabei.

Viele in der Kulturinitiative, wie Niemann und Wagner, kommen ursprünglich nicht aus der Eifel, sondern aus dem Raum Köln. Heike Plein, die seit 40 Jahren in Hillesheim wohnt, findet diese Impulse von außen wichtig: "Allein aus Hillesheim hätten wir das vielleicht nicht geschafft. Man merkt, dass es hier eine unheimlich gute Stimmung gibt und dass alle mit Herzblut dabei sind."

Herausforderungen: Zu wenig Geld

Trotzdem gibt es auch immer wieder Herausforderungen. Geld für Kultur zu erhalten, ist nicht immer leicht. Zwar zahlen die Künstler, die ausstellen, einen Anteil an den Verein, wenn sie ihre Werke durch die Ausstellung verkaufen können. Es gibt einen geringen Mitgliedsbeitrag. Und für konkrete Projekte und Investitionsmaßnahmen bekomme man recht leicht eine zweckgebundene Spende. Schwierig sei es, für laufende Kosten Förderungen zu erhalten.

Die Kulturinitiative hofft, dass sie auch in Zukunft zu annehmbaren Konditionen Kultur in der Alten Schreinerei in Hillesheim machen kann.
Die Kulturinitiative hofft, dass sie auch in Zukunft zu annehmbaren Konditionen Kultur in der Alten Schreinerei in Hillesheim machen kann.

Knackpunkt ist hier das Kulturhaus Alte Schreinerei. Einst von der Stadt, der es gehört, saniert und als Kulturhaus gefördert, stand es immer wieder leer. Zwischendurch hatte es eine Galeristin betrieben, bis Anfang 2023 wurde es für Tagungen genutzt. Dann wurde die Alte Schreinerei der Kulturinitiative überlassen, ohne Miete, wenn sie die Nebenkosten zahlt.

Dabei soll es aber nicht bleiben, sagt Niemann: "Wir sind immer noch in Verhandlungen mit der Stadt und haben einen mündlichen Mietvertrag. Es gibt aber einen Beschluss des Stadtrates von Dezember, der einen Staffelmietvertrag vorsieht." Die Kosten werden also steigen, was der Verein wahrscheinlich nicht tragen können wird.

Was für einen Sportverein der Fußballplatz oder die Turnhalle ist, ist für uns das Kulturhaus.

Die Kulturinitiative hofft daher, dass nach der Neuwahl des Stadtrates diese Konditionen noch einmal nachverhandelt werden können, sagt Plein: "Wir wollen natürlich, dass die Stadt keine Kosten mit dem Gebäude hat, wir wollen den Großteil tragen. Aber wir müssen 200 Quadratmeter heizen, die Nebenkosten sind also schon hoch. Meines Erachtens dürfte die Grundmiete dann nicht ganz so hoch sein." Schwierig sei aber auch, die Nebenkosten zu kalkulieren, weil man im vergangenen Jahr nicht so viel wie sonst üblich heizen musste.

Die Alte Schreinerei verbindet Historie mit Moderne, zeigt Heike Plein, die Architektin ist: Unter der modernen Verputzung sieht man noch Elemente des ursprünglichen Hauses.
Die Alte Schreinerei verbindet Historie mit Moderne, zeigt Heike Plein, die Architektin ist: Unter der modernen Verputzung sieht man noch Elemente des ursprünglichen Hauses.

Niemann erhofft sich auch ein Entgegenkommen der Stadt, weil er Parallelen zu anderen Bereichen sieht, die üblicherweise von Kommunen gefördert werden: „Was für einen Sportverein der Fußballplatz oder die Turnhalle ist, sind für uns die Räume der Alten Schreinerei. Hier ist der Ort, an dem wir den Bürgern und Touristen etwas anbieten. Deshalb hat das für uns so eine starke Bedeutung.“

Aber auch vom Bund und Land wünscht sich Plein wesentlich mehr Förderung für die ländliche Kultur. Und zwar nicht nur projektbezogen, sondern auch für laufende Kosten wie Miete und Nebenkosten für die Räume, die man als Kulturverein brauche: "Es wird viel davon gesprochen, dass der Bund die Kultur im ländlichen Raum fördert. Aber es ist auch sehr schwierig, mit diesen Förderanträgen überhaupt an Gelder zu kommen. Wir haben schon Anträge gestellt, da hat man uns gesagt: Das Budget ist zu niedrig, das fördern wir nicht."

Foto-Ausstellung zur Ukraine: Licht und Schatten

Schließlich hat die Kulturinitiative auch für dieses Jahr noch viel vor. Jetzt am 21. Juni startet eine neue Ausstellung zum Thema "Licht und Schatten". Gezeigt werden Bilder einer Fotografin und eines Fotografen aus der Ukraine, erklärt Niemann: "Es geht darum, die beiden Seiten der Ukraine zu zeigen. Auf der einen Seite das wunderschöne Land mit netten Menschen. Und auf der anderen Seite das Leid, das es dort seit dem Einmarsch Russlands gibt."

Fotograf Volodymyr Ogloblin hatte eine Fotoschule in Charkiw, sein Lebenswerk, sagt Niemann. Die Schule ist im Krieg aber zerbombt und komplett zerstört worden. Ogloblin verließ das Land, mit 70 war er zu alt für das Militär: "Aber er dachte sich, dass er mit seinen Möglichkeiten als Fotograf auf die Situation der Ukraine aufmerksam machen kann", erklärt Niemann.

Die Ausstellung "Licht und Schatten" im Kulturhaus der Kulturinitiative Hillesheim soll die schönen Seiten der Ukraine zeigen ...
Die Ausstellung "Licht und Schatten" im Kulturhaus der Kulturinitiative Hillesheim soll die schönen Seiten der Ukraine zeigen ... Bild in Detailansicht öffnen
... aber auch die Zerstörungen durch den Krieg. Olena Dolzhenkos Fotos haben trotz des Schreckens auch etwas Künstlerisches.
... aber auch die Zerstörungen durch den Krieg. Olena Dolzhenkos Fotos haben trotz des Schreckens auch etwas Künstlerisches. Bild in Detailansicht öffnen
Volodymyr Ogloblins Fotos zeigen unbeschwerte Zeiten im ukrainischen Sommer.
Volodymyr Ogloblins Fotos zeigen unbeschwerte Zeiten im ukrainischen Sommer. Bild in Detailansicht öffnen
Olena Dolzhenko (rechts) ist als Kriegsfotografin akkreditiert und liefert aktuelle Bilder. Volodymyr Ogloblins (links) Fotos der schönen Seite der Ukraine sind vor dem Krieg entstanden.
Olena Dolzhenko (rechts) ist als Kriegsfotografin akkreditiert und liefert aktuelle Bilder. Volodymyr Ogloblins (links) Fotos der schönen Seite der Ukraine sind vor dem Krieg entstanden. Bild in Detailansicht öffnen

Die anderen Bilder in der Ausstellung stammen von einer ehemaligen Schülerin und Dozentin der Fotoschule, die noch in der Ukraine lebt und dort als Kriegsreporterin akkreditiert ist. Olena Dolzhenkos Bilder zeigen die Zerstörungen und Schattenseiten.

Man muss den Schatten durch Licht ersetzen.

Ihre Bilder hätten trotz des Schreckens etwas Künstlerisches, so Niemann: "Beide Seiten in der Ausstellung zu zeigen, ist so wichtig, weil man die Hoffnung nicht aufgeben darf. Sie zeigt auch, wohin sich das Land wieder entwickeln sollte. Man muss versuchen, das Negative und den Schatten durch Licht zu ersetzen.“

Kulturinitiative Hillesheim macht weiter

Außerdem plant die Kulturinitiative für dieses Jahr unter anderem einen Weihnachtsmarkt und noch weitere Ausstellungen. Zum Beispiel soll in einem Projekt Kindern das Fotografieren beigebracht werden. Sie sollen dann mit Digitalkameras das in ihrem Umfeld fotografieren, das ihnen etwas bedeutet.

Auch in diesem Jahr plant die Kulturinitiative Hillesheim wieder einen Weihnachtsmarkt wie 2023.
Auch in diesem Jahr plant die Kulturinitiative Hillesheim wieder einen Weihnachtsmarkt wie 2023.

Das Projekt hatte es schon einmal in Köln gegeben: "Es ist immer wieder erstaunlich, wie unbefangen und wie toll die Teilnehmer es schaffen, das darzustellen, was sie ausmacht. Auch für Fotografen sind da erstaunliche Perspektiven drin, die total interessant sind", freut sich Niemann. Und er und die anderen von der Kulturinitiative freuen sich und hoffen auch, dass sie in Zukunft weiter Kultur in der Eifel bieten können.

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