Die "Wackelzahngruppe" in der Kita Walburga-Marx-Haus in Trier-West bereitet sich gemeinsam auf den Schulanfang vor. Den Namen haben die Kinder ihrer Gruppe selbst gegeben. Auf einem selbst gemalten Poster an der Wand haben sie gemalt, was sie erleben möchten und wofür sie sich interessieren. Tiere haben alle am liebsten. Und manche Kinder wissen auch schon, welchen Schulranzen sie sich wünschen.
Doch vielen Eltern bereitet der bevorstehende Schulanfang Kopfzerbrechen. So vieles muss angeschafft werden und ein Schulranzen kostet im Kaufhaus fast 270 Euro. Menschen mit niedrigem Einkommen, die sowieso finanziell kaum über die Runden kommen, können sich das einfach nicht leisten.
Etwa jedes 5. Kind in Deutschland ist von Armut betroffen, geht aus dem aktuellen Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbandes der Wohlfahrtspflege hervor. In einigen Stadtteilen in Trier sind es weit mehr, nämlich mehr als die Hälfte der Kinder, so schätzt die Leiterin der Kita Walburga-Marx-Haus in Trier-West die Lage in dem Stadtteil ein. "Von 90 Kindern hier im Haus könnten 57 von Armut betroffen sein", so Tina Steuer. Das Deutsche Kinderhilfswerk mit seinem Nothilfefonds will beim Thema Schulranzen helfen.
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Sponsoren spenden jedes Jahr neue Schulranzen. Die Erzieherinnen und Sozialpädagoginnen in den Trierer Kindertagesstätten fragen bedürftige Eltern, ob sie sich über eine Schulranzenspende freuen würden. So wird der Bedarf ermittelt. In diesem Jahr gab es Rückmeldungen aus zehn Trierer Kitas.
In Trier ist das Triki-Kinderbüro die Kontaktstelle für das Deutsche Kinderhilfswerk. Sandra Rouhi, die Leiterin des Büros, hofft jedes Jahr, dass sie so viele Schulranzenspenden bekommen kann, wie sie braucht. Auch in diesem Jahr hat das wieder geklappt. Doch der Bedarf ist sehr stark gestiegen, sagt sie.
"So viele Anfragen wie in diesem Jahr hatten wir noch nie", so die Leiterin des Triki-Büros. Immer mehr Familien, die von einem niedrigen Einkommen leben müssen, können sich den Schulranzen für ihr Kind nicht mehr leisten.
Hilfe für bedürftige Familien
"Die Kinder machen keinen Unterschied zwischen arm und reich", sagt die Leiterin der Kita Walburga-Marx-Haus in Trier-West. Sie spielen unvoreingenommen und vorurteilsfrei miteinander, egal, ob ein Kind aus einer wohlhabenden und ein anderes aus einer armen Familie kommt, beobachtet sie im Alltag.
Tina Steuer kennt den Stadtteil seit 30 Jahren. Viele Menschen, die sie früher als Kinder betreut hat, sind jetzt selbst Eltern und bringen ihre Kinder zur Kita.
Es habe sich einiges getan in Trier-West, sagt die Erzieherin. Die Eltern der Kinder legten Wert auf eine gute Bildung und Aufstiegschancen für ihre Kinder.
Durch Neubauprojekte ziehen jetzt mehr und mehr auch wohlhabende Familien und Luxemburg-Pendler in den Stadtteil. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander, stellt die Kita-Leiterin fest. Sie versucht, auszugleichen und jedem Kind eine Chance zu geben. Die Schulranzenspenden sind dabei nur ein Baustein.
Bildung für alle
Die Kita unternimmt viel mit den Kindern, damit auch deren Eltern kostenlose Freizeitangebote in der Stadt kennenlernen, das Wildfreigehege im Weishauswald oder die Stadtbibliothek zum Beispiel. Für die Kinder soll es auch einen Sprachkurs in der Kita geben, denn nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung haben Defizite beim Sprechen, es betrifft auch Kinder aus deutschen Familien. Die Kita will alle gut auf den Schulanfang vorbereiten.