Es knistert wieder auf dem Plattenteller von Ralf Meier-Prümm in Trier. Der 52-Jährige hat die Maxi-Single "Kayleigh" der britischen Rockband Marillion aus dem Jahr 1985 aufgelegt. Sobald die ersten Töne der E-Gitarre erklingen, wippt er im Takt der Musik. Ralf Meier-Prümm mag diesen Schallplatten-Sound.
"Bei einer LP hört man gleich, dass sie nicht perfekt ist. Das Knistern und dieser warme Klang", schwärmt Meier-Prümm. "Da ist viel mehr Tiefe drin und der Klang ist besser als bei CDs oder Streamingdiensten im Internet."
Auch Kratzer auf Schallplatten gehören mit dazu
Und eine richtige Schallplatte darf seiner Meinung nach auch durchaus Kratzer haben. "Gerade die Kratzer machen doch den Charme einer LP aus. Für mich muss eine Platte nicht perfekt sein. Gerade bei frühen Pressungen aus den 1970er-Jahren macht ein Kratzer oft gar nichts aus. Man hört ihn beim Abspielen gar nicht."
An einen bestimmten Vinyl-Kratzer erinnert sich Meier-Prümm noch gut: "Das war die Single 'Faust auf Faust' von Klaus Lage. Die ist immer an derselben Stelle gesprungen und hat mich jedes Mal zur Verzweiflung gebracht. Aber mittlerweile habe ich mir die Scheibe neu besorgt und jetzt läuft sie auch fehlerfrei."
Viele Kindheits- und Jugenderinnerungen hängen an LPs
Seine 2.000 LPs hat Ralf Meier-Prümm fein säuberlich in Kisten verstaut und in Regalen einsortiert, geordnet nach Interpreten und auch nach Genre. Die meisten Platten haben für den Sammler vor allem einen ideellen Wert, viele Kindheits- und Jugenderinnerungen hängen an den schwarzen Scheiben.
"Früher hat man sein Taschengeld bekommen und das wurde dann investiert in die neue Schallplatte." Damals habe seine Schulklasse regelmäßig bei einem Schallplatten-Versand bestellt. "Der neue Katalog kam raus und die ganze Klasse hat eine Sammelbestellung gemacht. Alle haben sich dann gefreut, wenn das Paket eingetroffen ist."
Erste Schallplatte war von Samantha Fox
An seine allererste Schallplatte kann sich Maier-Prümm noch gut erinnern. "Und dafür muss ich mich fast ein wenig schämen", wie er offen einräumt. "Das war nämlich ein Album von Samantha Fox. Aber die existiert heute auch nicht mehr und das ist kein Verlust."
Bis Ende der 1980er Jahre habe er seine LPs noch in klassischen Plattenläden gekauft, erinnert sich der Sammler. "Auch in Trier gab es einen Laden. Da bin ich immer jeden Freitag hingepilgert."
An eine Begebenheit kann sich der Platten-Sammler noch gut erinnern: "Als ich eines Tages in den Plattenladen reinkam, stand da plötzlich die neue Single "I Want It All" von Queen. Man wusste das vorher nicht, wenn man kein Musik-Magazin abonniert hatte. Für mich als Queen-Fan war das ein erhebender Moment, das hat mich wahnsinnig gefreut."
Gesuchte Sammlerstücke mit hohem Wert
Meier-Prümm sammelt "das ganze Spektrum des Rock, Pop und Metal bis hin zum Krautrock". Dazu gehören die Klassiker wie "The Dark Side of the Moon" von Pink Floyd oder das Album "The Miracle" von Queen.
Ein Highlight seiner Plattensammlung ist eine LP der Band "Gila", einer Krautrockband, die von 1969 bis 1974 existierte. "Das ist gewöhnungsbedürftige Musik, eher was für Herbsttage. Aber wenn man die Ruhe hat, kann man das gut genießen." Die Platte hat auch einen hohen materiellen Wert. "Dafür wird man schon bis zu 500 Euro bekommen".
Auch andere "Schätzchen" hat Meier-Prümm in seiner Sammlung. "Ich habe zum Beispiel das Album TNT von AC/DC als australische Pressung. Die Platte hat ein anderes Cover und ist auch ein sehr gesuchtes Sammlerstück."
Platten-Cover sind immer ein Hingucker
Die Platten-Cover haben es Meier-Prümm ohnehin angetan. "Bei vielen LPs erkennt man das Genre am Cover. Die Metal-Bands haben oft martialische Cover mit leicht bekleideten Frauen, Schwertern und Drachen. Daneben gibt es die phantasievollen Zeichnungen und Bilder. Es ist eine Freude, sich solche Cover anzuschauen und dann natürlich auch die Platte dazu aufzulegen."
Gebrauchte Schallplatten gibt es auf Flohmärkten
Ralf Meier-Prümm ist ständig auf der Suche nach Raritäten oder Sammlerstücken, um seine Platten-Sammlung zu erweitern. "Der beste Weg, um an Schallplatten zu kommen, ist immer noch der Flohmarkt", erzählt er. "Obwohl dort die Konkurrenz groß ist. Man muss früh da sein und auch das Glück haben, zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle zu sein. Sonst sind viele Schätzchen schon schnell weg."
"Ich komme Samstagsmorgens auch mal mit einem Stapel Platten unter dem Arm vom Flohmarkt zurück", so Meier-Prümm. Für eine gute Schallplatte bezahlt der Sammler auch gerne mal 30 Euro.
Schallplatten sind wieder gefragt
Ausgerechnet in der voll digitalisierten Musikwelt scheint die oft totgesagte Schallplatte lebendiger denn je. Die klassische Vinyl-Schallplatte legte im vergangenen Jahr leicht zu und hat einen Marktanteil von 6 Prozent. Dies teilte der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) mit.
"Es ist eben doch etwas anderes, eine Playlist mit 80er Jahre-Hits im Smartphone abzuspielen oder eine Schallplatte aufzulegen", so Ralf Meier-Prümm. Es sei eine richtige Prozedur, bis man eine Platte genießen könne: "Man holt sie zunächst aus dem Cover, dann aus der Schutzhülle raus. Man schaut sie sich noch mal an. Ist sie auch sauber? Ist es die richtige Seite? Dann legt man sie auf."
Der Trierer Platten-Sammler freut sich, dass die Schallplatte in den vergangenen Jahren ein kleines Revival erlebt. "Auch viele junge Leute greifen wieder zur Platte. Die wollen sich entschleunigen, weg von der Hektik im Alltag. Die wollen vielleicht auch ein bisschen Nostalgie. Da ist so eine Schallplatte eigentlich genau das Richtige dafür."