Auf der US-Air Base Spandgahlem beginnt am Montag ein Militärprozess um die tödlichen Messerstiche auf der Wittlicher Säubrennerkirmes 2023.

Prozess nach Tötungsdelikt auf Säubrennerkirmes

Messerangriff in Wittlich: Widersprüchliche Aussagen zur Tatnacht

Stand
Autor/in
Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Im Prozess um den Messerangriff in Wittlich widersprechen sich die Aussagen der Zeugen aus der Tatnacht. Noch immer ist unklar, wer den Streit auf der Kirmes begonnen hat und warum.

Je länger der Prozess auf dem Flugplatz Spangdahlem dauert, desto schwieriger ist es, ein Bild von der Tatnacht zu bekommen. Noch immer ist unklar, warum ein 28-jähriger Mann vergangenes Jahr auf der Säubrennerkirmes in Wittlich erstochen wurde. Zudem konnte noch immer nicht geklärt werden, wer der Täter ist, denn die Aussagen der Zeugen aus der Nacht passen nicht zusammen. 

Es gibt bisher zwei Versionen der Tatnacht. Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass der angeklagte amerikanische Soldat, das 28-jährige Opfer erstochen hat. Die Verteidigung hingegen hält dessen Freund - einen anderen U.S.-Soldaten - für den Täter. Beide Amerikaner waren unmittelbar nach der Tat festgenommen worden. Doch nur einer landete auf der Anklagebank. Der andere ist wieder auf freiem Fuß und hat am Samstag im Zeugenstand ausgesagt.

Hat der Soldat einem Freund die Tat gestanden?

Dabei bestritt der junge Mann die Tat vor Gericht. Der Soldat erinnerte sich nach eigenen Angaben nur noch daran, einen Schlag auf den Kopf bekommen zu haben. „Es ging alles sehr schnell“, sagte der Zeuge. Nach dem Hieb habe er ein helles Licht gesehen und sei zu Boden gegangen. Sein Angreifer - das spätere Opfer - habe auf ihm gesessen.

Als er später aufgestanden sei, habe der Angeklagte neben ihm gestanden, mit einem Messer in der Hand. Die damals noch "besten Freunde" seien dann zusammen heimgegangen. Bis dahin hat der Zeuge noch gedacht, er sei nur in eine harmlose Prügelei unter Betrunkenen geraten. So gab er es am Samstag zu Protokoll.

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Später in der Nacht soll der Angeklagte ihm dann aber gestanden haben, dass er den 28-Jährigen erstochen habe. Das Messer habe er anschließend entsorgt. Zeugen dieses vermeintlichen Geständnisses gibt es allerdings keine.

Zeuge räumt Lüge gegenüber der Polizei ein

Auch deshalb bezweifelt der Verteidiger des Angeklagten diese Version der Geschichte. Außerdem gibt es Widersprüche in der Aussage des Soldaten. So hatte er während den ersten Gesprächen mit der Polizei nie erwähnt, dass er seinen Freund mit dem Messer in der Hand gesehen hatte. "Ich wollte ihn schützen", sagte der Soldat heute. "Deshalb habe ich die Polizei damals belogen."

Der Verteidiger hingegen glaubt, dass der Zeuge nur sich selbst vor dem Gefängnis bewahren wollte. Denn beide galten zunächst als Verdächtige und standen zeitweise unter Arrest.

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Ehefrau des Soldaten macht widersprüchliche Aussagen

Doch nicht nur die Aussagen des Soldaten zog der Verteidiger in Zweifel, sondern auch die seiner Ehefrau, die zuvor ausgesagt hatte. Auch sie hatte sich im Kreuzverhör in widersprüchliche Aussagen verstrickt.

Die 23-jährige Deutsche hatte bei ihrer ersten Befragung kurz nach der Tat noch ausgesagt, dass keiner ihrer Freunde ein Messer dabei hatte. Die Polizei hatte ihr sogar die Tatwaffe gezeigt und sie sagte damals, sie habe „ein solches Messer noch nie in ihrem Leben gesehen.“

Zeugin beruft sich auf Erinnerungslücken und Schock

Heute vor Gericht sagte die Zeugin dann aus, sie habe ein solches Messer sehr wohl gesehen - nämlich in der Tatnacht, in der Wohnung des Angeklagten. Später auf der Kirmes habe er, der Soldat, mit dem Messer herumgealbert. Außer der Ehefrau, gibt es dafür keine Zeugen.

Als der Verteidiger fragte, warum sie das nicht schon beim ersten Verhör so ausgesagt hatte, berief sich die Zeugin auf Erinnerungslücken und den Schock nach der Tat. Sie habe sich zunächst nicht mehr daran erinnern können. Später seien ihr diese "Details" dann doch noch eingefallen. Der Anwalt des Angeklagten hingegen glaubt, dass sie lügt, um ihren Ehemann zu decken.

Kannten sich Täter und Opfer?

Auch die Aussagen der beiden darüber, wie der Streit entstanden sein soll, wollte der Verteidiger nicht glauben. Die Ehefrau des Soldaten hatte ausgesagt, das Opfer habe sie ohne Grund angespuckt und sei auf sie losgegangen. Er sagte, er habe sie verteidigen wollen und sei dann sofort von dem 28-jährigen Kampfsportler niedergeschlagen worden.

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Der Verteidiger hingegen deutete an, dass es eine Vorgeschichte geben könnte. Aus seinen Fragen wurde klar, dass er davon ausgeht, dass sich die Beteiligten des Streits kannten. So fragte der Anwalt den Soldaten und seine Frau etwa immer wieder, ob sie dem Opfer am Tag zuvor in einer Wittlicher Shishabar begegnet waren. Das Opfer soll die junge Frau angesprochen haben. Sowohl der Soldat als auch seine Ehefrau gaben aber an, sich daran nicht mehr erinnern zu können. Für sie sei der Tote ein völlig Unbekannter gewesen.

Urteil wird Ende nächster Woche gefällt

Welche Version am Ende stimmt, müssen die Geschworenen entscheiden. Bis Ende nächster Woche hat die achtköpfige Jury noch Zeit, sich ein Bild des Geschehens zu machen und weitere Zeugen zu hören. Dann sollen sie ein Urteil fällen.

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