Der 66-jährige Peter Adrian ist nicht nur einer der erfolgreichsten Geschäftsmänner in Rheinland-Pfalz. Er ist Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), trägt seit Kurzem das Bundesverdienstkreuz und besitzt eine Pilotenlizenz. Mit seinem Jet fliegt er regelmäßig von Zweibrücken aus zu Terminen in ganz Deutschland. Er hat einen Wohnsitz im Hunsrück sowie in Düsseldorf. Und: Er trinkt lieber Wein als Bier.
Mit Peter Adrian haben wir unter anderem darüber gesprochen, was er als neuer Eigentümer des Flughafens Hahn besser machen will als seine Vorgänger.
SWR Aktuell: Herr Adrian, Sie sind jetzt seit zwei Monaten neuer Eigentümer des Flughafens Hahn. Haben Sie sich schon eine Übersicht verschafft, in was Sie alles investieren müssen?
Peter Adrian: Wir haben uns natürlich einen Überblick verschafft, den hatten wir aber auch schon vor der Übernahme. Die notwendigen Instandsetzungsmaßnahmen sind eigentlich bekannt. Das zieht sich eigentlich wie so ein roter Faden durch alle Bereiche. Der Flughafen ist in vielen Bereichen reparatur- und instandsetzungsbedürftig.
Wir werden jetzt mit den wichtigsten Themen anfangen, das ist die Erneuerung der Vorfeldflächen. Das ist die Technik im Tower. Meine Mitarbeiter informieren sich in Stuttgart bei der Feuerwehr. Wir überlegen gemeinsam mit den Feuerwehrleuten am Flughafen Hahn, wie wir die technische Ausrüstung auf einen modernen Stand bringen, damit auch die Feuerwehr ihre Aufgaben voll erfüllen kann. Wir stellen im Moment alles zusammen. Wir gehen aber davon aus, dass wir für Instandsetzung und Erneuerung etwa 20 Millionen Euro investieren müssen. Diese Investitionen - denke ich mal - sind bis Mitte nächsten Jahres abgewickelt.
SWR Aktuell: Wie finanzieren Sie diese Investitionen?
Peter Adrian: Wir haben das ja im Vorfeld schon mit unseren Hausbanken besprochen und haben einen Finanzierungsplan erarbeitet. Wir werden natürlich auch in erheblichem Umfang Eigenmittel einsetzen.
SWR Aktuell: Wie geht es dann danach weiter?
Peter Adrian: Wir werden jetzt diese notwendigen Reparaturen und Instandsetzungen durchführen. Dann ist die nächste Frage, wie sieht die langfristiger Entwicklungsperspektive für den Flughafen aus. Welche Veränderungen und Erweiterungen brauchen wir? Wir werden dazu einen Masterplan erarbeiten.
Ein Outletcenter, wie es in Zweibrücken kreiert wurde, das ist heute keine Nutzung, die man für so einen Flughafen vorsieht. Natürlich werden sie, wenn so ein Flughafen mehrere Millionen Passagiere hat, immer ein Retailangebot im Terminal machen. Ich sehe den Standort aber viel mehr als Standort, der als Flughafen viel mehr gewerbliche Ansiedlungen erlaubt. Das wird es auch sein, auf was wir ein Augenmerk legen und mit dem wir uns beschäftigen werden.
SWR Aktuell: Es gibt Luftfahrtexperten, die behaupten, dass der Hahn als ziviler Linienverkehrsflughafen gewinnbringend nicht zu betreiben ist. Ihren Vorgängern, dem chinesischen Staatskonzern HNA sowie dem Land Rheinland-Pfalz ist dies nicht gelungen ...
Peter Adrian: Im Grunde genommen haben diese Gutachter und diese Sachverständigen natürlich Recht. Das kennzeichnet ja auch diesen Flughafen, dass es sehr schwierig ist, den auf einen vernünftigen wirtschaftlichen Nenner zu bringen. Unsere Chance besteht darin, dass wir ein grundlegend anderes Betriebskonzept entwickeln und auch versuchen, diesen Flughafen einzubetten in ein Netzwerk von mehreren Flughäfen, um dadurch Synergien zu gewinnen, die ein einzelner Betreiber halt nicht realisieren kann.
SWR Aktuell: Zielen diese Synergien auch darauf ab, den Hahn als zivilen Linienverkehrsflughafen weiterzubetreiben? Kurz gefragt: Kann ich auch nächstes Jahr vom Hunsrück aus noch nach Mallorca fliegen?
Peter Adrian: Ja klar! Wir haben hier einen Linienverkehrsflughafen, das ist eine öffentliche Infrastruktur. Wir werden an dem Grundkonzept nichts ändern.
SWR Aktuell: In der Vergangenheit hat sich oft gezeigt, dass das Wohlergehen des Hahns auch stark von Ryanair abhängt. Die irische Airline fliegt einen Großteil der Passagiere am Hahn, war in der Vergangenheit aber auch sehr launisch. Es wurden scheinbar nach Lust und Laune Ziele gestrichen und Flugzeuge verlegt. Wie gehen Sie mit solchen Kunden um?
Peter Adrian: Ryanair war während der Insolvenzphase ein verlässlicher Partner. Ich glaube, dass man diese Partnerschaft auch weiter ausbauen kann. Auch zu wirtschaftlichen Bedingungen, die für beide Seiten große Vorteile bringen, vor allen Dingen für den Flughafen. Die Perspektiven, die sich mit Ryanair bieten, sind für so einen Regionalflughafen durchaus interessant.
SWR Aktuell: Im Bieterverfahren haben Sie sich erst spät dazu entschlossen, den Hahn zu kaufen, Ihr Angebot zu erhöhen. Zunächst schien der Flughafen an ein Frankfurter Unternehmen zu gehen, der Verkauf platze dann ja bekanntlich. Warum haben Sie erst beim zweiten Mal zu gelangt?
Peter Adrian: Wir haben bereits in der ersten Runde ein Angebot abgegeben. Dieses Angebot war aber gekennzeichnet von der Annahme, dass der Flughafen keine wichtige Infrastruktur ist. In dem zweiten Bieterverfahren hat die Landesregierung signalisiert, dass sie den Flughafen Hahn als wichtigen Verkehrsflughafen für Rheinland-Pfalz sieht. Damit war für uns auch noch mal vermittelt, dass wir eine Rückendeckung haben für die Entwicklung dieser Infrastruktur. Diese Rückendeckung ist einfach wichtig und damit konnten wir uns salopp gesagt weiter aus dem Fenster lehnen.
SWR Aktuell: Wo sehen Sie den Hahn in 30 Jahren?
Peter Adrian: Ich weiß nicht, wie sich das ganz langfristig weiterentwickelt. Ich sehe bei der Luftfahrt sehr interessante technologische Weiterentwicklungen, die uns zeigen, dass zum Beispiel der Flächenbedarf für einen Flughafen in der Zukunft abnehmen wird. Die Startrollstrecken werden kürzer, die Infrastruktur wird sich verändern und die Antriebstechnik wird sich verändern. Das alles hat natürlich Auswirkungen auf das, was sie bereitstellen müssen. Das heißt, es kann sein, dass man in 30 Jahren an einem Flughafen Hahn als Flugbetriebsfläche viel kleinere Flächen bereitstellen müsste als jetzt.
SWR Aktuell: Sie haben in ihrem Leben bereits viele Immobilien entwickelt und gebaut. Darunter auch kleinere Flughäfen und Flugplätze. Für wie herausfordernd sehen Sie in diesem Zusammenhang die Aufgabe Flughafen Hahn?
Peter Adrian: Das ist ein gutes Projekt, um einen Vorruhestand zu vermeiden. Mir macht es Spaß, das kann man schon so sagen.