Schadstoffbelastung zurückgegangen

Land hebt Warnung auf: Fische aus Eifeler Bächen wieder essbar

Stand
Autor/in
Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Fachleute haben Fische aus den Bächen rund um den Flugplatz Spangdahlem auf Schadstoffe untersucht. Demnach sind sie nicht so belastet wie früher. Gute Nachrichten für Angler.

Die Fische aus den Flüssen rund um den Flugplatz Spangdahlem sollen wieder bedenkenlos gegessen werden können. Dieser Ansicht sind zumindest die Fachleute der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord. Denn sie seien nicht mehr so stark mit Schadstoffen belastet.

Wieder etwas sauberer: die Salm bei Landscheid ist nicht mehr so stark mit krebserregenden Schadstoffen belastet wie früher.
Wieder etwas sauberer: die Salm bei Landscheid ist nicht mehr so stark mit krebserregenden Schadstoffen belastet wie früher.

Neun Jahre lang hatte die Behörde zum Beispiel davor gewarnt, mehr als 300 Gramm Fisch aus dem Spanger Bach zu essen. Denn seit 2015 wurden in den Fischen hohe Konzentrationen der krebserregenden PFAS-Chemikalien nachgewiesen. Vor rund einem Jahr haben die Fachleute aber Hunderte Fische aus der Kyll, der Salm, dem Kailbach und dem Spanger Bach gefangen und untersucht. Und dabei festgestellt, dass die Belastung mit den krebserregenden Chemikalien "deutlich gesunken" ist.

Wie stark sind die Bäche belastet?

Die letzten Untersuchungen der Fische stammen aus dem Jahr 2015. Damals war der Spanger Bach am stärksten mit PFAS belastet. Die Experten fanden in einem Kilogramm Fisch aus diesem kleinen Gewässer durchschnittlich zwischen 82 und 134 Mikrogramm der giftigen Chemikalien. Bei den neuesten Untersuchungen wurden laut SGD Nord 24 Mikrogramm pro Kilo nachgewiesen - ein Drittel des früheren Wertes.

Ähnlich sieht es nach Angaben der SGD Nord an der Salm und dem Kailbach aus. Dort sei die Konzentration der Schadstoffe im Muskelgewebe der Fische ebenfalls gesunken. Inzwischen entsprächen die beiden Gewässer wieder der Umweltqualitätsnorm.

Der Münchener Toxikologe Martin Göttlicher teilt diese Einschätzung. Er beschäftigt sich seit Jahren mit den Auswirkungen von PFAS auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit und sagt: "Die jetzt gefundenen Gehalte liegen im üblichen Bereich von Proben aus nicht erkennbar belasteten Gewässern."

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Was sagen Umweltschützer?

Die Umweltschützerin Agnes Tillmann-Steinbuß vertraut den neuen Daten der Behörde hingegen nicht. "Ich muss genauer prüfen, wie die Zahlen zustande kamen", sagt die Bitburger Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Sie hält die Werte aber allenfalls für eine Momentaufnahme: "Seit 2015 wurden in die Bäche neue Fische eingesetzt und die Tiere wandern hin und her."

Agnes Tillmann-Steinbuß ist Mitglied im BUND Vorstand Rheinland-Pfalz.  Sie begrüßt die Pflege der Ausgleichsfläche.
Agnes Tillmann-Steinbuß ist Mitglied im BUND Vorstand Rheinland-Pfalz.

Außerdem wurden die Fische nur auf 18 bekannte PFAS-Verbindungen getestet, kritisiert die Aktivistin: "Es gibt aber rund 15.000 solcher Chemikalien, die ebenfalls nicht unbedenklich sind."

Kann man Fische aus den Bächen wieder bedenkenlos essen?

Das Land hat allerdings keine Bedenken mehr. Die Fachleute haben die Ergebnisse der Untersuchung inzwischen mit den Richtlinien der Europäischen Union und des Bundesinstituts für Risikobewertung abgeblichen. Das Ergebnis: Die Warnung vor dem Verzehr der Fische wurde aufgehoben.

Belastungen, Gefahren, Maßnahmen FAQ: "Ewige Chemikalien" PFAS in Rheinland-Pfalz

PFAS sind Chemikalien mit genialen Produkteigenschaft wie schmutz- und wasserabweisend. Allerdings haften den PFAS auch erhebliche Gesundheitsgefahren an. Das sollten Sie wissen.

Ein Fehler, finden Naturschützer. Nach Vorgaben der EU, sagt allerdings der Münchener Toxikologe Martin Göttlicher, wäre es vertretbar, 40 Gramm Eifeler Fisch pro Woche zu essen, ohne gesundheitliche Schäden fürchten zu müssen. Und die Europäische Lebensmittelbehörde habe aus Vorsicht "einen sehr niedrigen Wert für die duldbare wöchentliche Aufnahme von PFAS abgeleitet." Auch, weil die Datenlage weiterhin unklar ist.

Auch wegen dieser unklaren Datenlage würde die Umweltschützerin Agnes Tillmann-Steinbuß weiterhin keine Fische aus den Eifeler Bächen essen: "Jedes Molekül ist zu viel. Und es wurde zu wenig untersucht, wie sich geringe Konzentrationen der Stoffe auswirken."

Warum ist die Belastung zurückgegangen?

Die Belastung ist laut SGD Nord zurückgegangen, weil in den vergangenen Jahren weniger Schadstoffe in der Umwelt gelandet sind. Den Umweltbehörden zufolge stammen die PFAS vom US-Flugplatz Spangdahlem. Dort hätten Feuerwehrleute über Jahrzehnte große Mengen Löschschaum bei Einsätzen und Übungen versprüht. Der Schaum wurde dann in die Bäche gespült.

Gabi Poppenk hat beobachtet, wie Fachleute Forellen aus dem Kailbach gefischt haben.
Der Kailbach bei Niederkail war schon früher nicht so stark belastet. Inzwischen sei er in einem "guten ökologischen Zustand".

Diese mit PFAS belasteten Löschschäume sind seit einer Verordnung der Europäischen Komission aus dem Jahr 2020 aber verboten. "Daher ist ein weiterer Eintrag in Boden und Gewässer nicht mehr erfolgt", heißt es bei der SGD Nord. Der PFAS-haltige Schaum komme nur noch in Notfällen zum Einsatz, heißt es beim Flugplatz, normalerweise benutze man einen neu entwickelten Schaum, der völlig ohne die Substanzen auskomme.

Welche Maßnahmen helfen gegen die Belastung?

Die Umweltabteilung der Air Base Spangdahlem hat auch selbst Maßnahmen getroffen, um zu verhindern, dass Schadstoffe in die Umwelt gelangen. So haben sich die Amerikaner zum Beispiel Anlagen konstruieren lassen, die verhindern sollen, dass die 40 Regenauffangbecken auf der Base überlaufen und PFAS in die Bäche gespült werden. Diese Becken könnten auch starken Unwettern standhalten, so ein Sprecher der Base.

Eingang US-Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem in der Eifel
Auch der Flugplatz Spangdahlem hat einiges unternommen, damit keine Schadstoffe mehr in die Umwelt gelangen.

Auf dem ebenfalls mit PFAS belasteten ehemaligen US-Flugplatz Bitburg geht man einen anderen Weg. Hier plant die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die belastete Erde in Halden zu sichern. Eine Firma, die dort derzeit ein Logistikzentrum für Autoreifen baut, hat ein solches Bauwerk beantragt. Die Landesumweltbehörde prüft nun, ob es gebaut werden kann.

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