Fachleute der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD-Nord) haben vor rund einem Jahr hunderte Fische in den Bächen rund um den US-Flugplatz Spangdahlem eingefangen. Das Ziel war, die Tiere zu untersuchen und herauszubekommen, wie stark sie mit sogenannten PFAS belastet sind. Inzwischen wurden die Proben ausgewertet. Demnach ist die Belastung mit den krebserregenden Chemikalien "deutlich gesunken", wie die SGD-Nord mitteilte.
Wie stark sind die Bäche belastet?
Die letzten Untersuchungen der Fische stammen aus dem Jahr 2015. Damals war der Spanger Bach am stärksten mit PFAS belastet. Die Experten fanden in einem Kilogramm Fisch aus diesem kleinen Gewässer durchschnittlich zwischen 82 und 134 Mikrogramm der giftigen Chemikalien. Bei den neuesten Untersuchungen wurden laut SGD-Nord 24 Mikrogramm pro Kilo nachgewiesen - ein Drittel des früheren Wertes.
Ähnlich sieht es nach Angaben der SGD-Nord an der Salm und dem Kailbach aus. Dort sei die Konzentration der Schadstoffe im Muskelgewebe der Fische ebenfalls gesunken. Inzwischen entsprächen die beiden Gewässer wieder der Umweltqualitätsnorm.
Der Münchener Toxikologe Martin Göttlicher teilt diese Einschätzung. Er beschäftigt sich seit Jahren mit den Auswirkungen von PFAS auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit und sagt: "Die jetzt gefundenen Gehalte liegen im üblichen Bereich von Proben aus nicht erkennbar belasteten Gewässern."
Neues Angebot des SWR Studios Trier Nachrichten aus der Region Trier jetzt auf WhatsApp lesen
Das SWR Studio Trier ist jetzt auch auf dem Messenger-Dienst WhatsApp aktiv. Dort finden Sie regionale Nachrichten von Mosel und Saar, aus der Eifel, Hunsrück und Hochwald.
Was sagen Umweltschützer?
Die Umweltschützerin Agnes Tillmann-Steinbuß vertraut den neuen Daten der Behörde hingegen nicht. "Ich muss genauer prüfen, wie die Zahlen zustande kamen", sagt die Bitburger Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Sie hält die Werte aber allenfalls für eine Momentaufnahme: "Seit 2015 wurden in die Bäche neue Fische eingesetzt und die Tiere wandern hin- und her."
Außerdem wurden die Fische nur auf 18 bekannte PFAS-Verbindungen getestet, kritisiert die Aktivistin: "Es gibt aber rund 15.000 solcher Chemikalien, die ebenfalls nicht unbedenklich sind."
Kann man Fische aus den Bächen wieder bedenkenlos essen?
Seit 2015 warnt die SGD-Nord davor, mehr als 300 Gramm Forellen aus dem Spanger Bach im Monat zu essen und die Behörde hat diese Empfehlung bislang nicht aktualisiert. Derzeit prüfe man alle Ergebnisse der Untersuchung, erklärt eine Sprecherin, und gleiche sie mit Richtlinien der Europäischen Union und des Bundesinstituts für Risikobewertung ab: "Danach werden wir die Angler über die Situation vor Ort informieren."
Belastungen, Gefahren, Maßnahmen FAQ: "Ewige Chemikalien" PFAS in Rheinland-Pfalz
PFAS sind Chemikalien mit genialen Produkteigenschaft wie schmutz- und wasserabweisend. Allerdings haften den PFAS auch erhebliche Gesundheitsgefahren an. Das sollten Sie wissen.
Nach Vorgaben der EU, sagt der Münchener Toxikologe Martin Göttlicher, wäre es vertretbar, 40 Gramm Eifeler Fisch pro Woche zu essen, ohne gesundheitliche Schäden fürchten zu müssen. Und die Europäische Lebensmittelbehörde habe aus Vorsicht "einen sehr niedrigen Wert für die duldbare wöchentliche Aufnahme von PFAS abgeleitet." Auch, weil die Datenlage weiterhin unklar ist.
Auch wegen dieser unklaren Datenlage würde die Umweltschützerin Agnes Tillmann-Steinbuß weiterhin keine Fische aus den Eifeler Bächen essen: "Jedes Molekül ist zu viel. Und es wurde zu wenig untersucht, wie sich geringe Konzentrationen der Stoffe auswirken."
Warum ist die Belastung zurückgegangen?
Die Belastung ist laut SGD-Nord zurückgegangen, weil in den vergangenen Jahren weniger Schadstoffe in der Umwelt gelandet sind. Den Umweltbehörden zufolge stammen die PFAS vom US-Flugplatz Spangdahlem. Dort hätten Feuerwehrleute über Jahrzehnte große Mengen Löschschaum bei Einsätzen und Übungen versprüht. Der Schaum wurde dann in die Bäche gespült.
Diese mit PFAS belasteten Löschschäume sind seit einer Verordnung der Europäischen Komission aus dem Jahr 2020 aber verboten. "Daher ist ein weiterer Eintrag in Boden und Gewässer nicht mehr erfolgt", heißt es bei der SGD-Nord. Der PFAS-haltige Schaum komme nur noch in Notfällen zum Einsatz, heißt es beim Flugplatz, normalerweise benutze man einen neu-entwickelten Schaum, der völlig ohne die Substanzen auskomme.
Welche Maßnahmen helfen gegen die Belastung?
Die Umweltabteilung der Air Base Spangdahlem hat auch selbst Maßnahmen getroffen, um zu verhindern, dass Schadstoffe in die Umwelt gelangen. So haben sich die Amerikaner zum Beispiel Anlagen konstruieren lassen, die verhindern sollen, dass die 40 Regenauffangbecken auf der Base überlaufen und PFAS in die Bäche gespült werden. Diese Becken könnten auch starken Unwettern standhalten, so ein Sprecher der Base.
Auf dem ebenfalls mit PFAS belasteten ehemaligen US-Flugplatz Bitburg geht man einen anderen Weg. Hier plant die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben eine Halde zu errichten. Dort soll belasteter Boden gesammelt und versiegelt werden.
Wird die Belastung weiter zurückgehen?
Die Behörden gehen jedenfalls davon aus, dass die Belastung sinken wird. Nach Einschätzung der SGD-Nord greifen die Maßnahmen: "Aufgrund des Rückgangs der Belastung ist davon auszugehen, dass eine hinreichende Reduktion in absehbarer Zeit erreicht werden wird."
Umweltschützer sind skeptisch. Mehr als von den offiziellen Untersuchungen verspricht sich Agnes Tillmann-Steinbuß von den Wasserproben, die der amerikanische Journalist Pat Elder kürzlich rund um Bitburg, Spangdahlem und Büchel gezogen hat. Er will sie in den USA auf 55 PFAS-Verbindungen untersuchen lassen. Die Ergebnisse dürften in wenigen Monaten vorliegen.