Wer durch die Weinberge in Traben-Trarbach spaziert, kann seit Neuestem nicht nur einen schönen Ausblick auf die Mosel genießen. Es gibt auf den Pfaden durch die Wingerten auch etwas zu lernen. Fünf Schautafeln stehen am Wegesrand und erklären, wie sich der Weinbau in den nächsten Jahren verändert wird. Und zumindest dieser Weinlehrpfad wird bleiben, wenn das Projekt "Mosel-Adaptiv" in den nächsten Wochen endet.
Katharina Horvath hofft aber, dass noch mehr in Erinnerung bleibt. Drei Jahre lang haben sich die Tourismusgeografin und andere Wissenschaftler der Universität Trier mit der Frage beschäftigt, wie sich eine Kommune wie Traben-Trarbach an den Klimawandel anpassen kann. Sie haben untersucht, welche Chancen und Risiken sich für Tourismus und Weinbau in der Region ergeben. "Die Ergebnisse dürfen jetzt nicht in der Schublade verschwinden", sagt die 27-Jährige.
Winzer: "Es gibt kein Schema F im Weinbau"
Bei Mark Trossen ist das Problembewusstsein schon lange da. Die Folgen des Klimawandels sieht der Winzer jedes Jahr an seinen Reben, die direkt am Weinlehrpfad wachsen. "Wir haben es im Weinbau mit ganz neuen Wetterextremen zu tun. Wir haben nasse Jahre und trockene Jahre. Und darauf müssen wir uns irgendwie einstellen, sagt der 35-Jährige.
So lässt der Winzer inzwischen etwa mehr Grün in seinen Weinbergen wuchern. Denn die Pflanzen halten die Erde zusammen, auch wenn es wieder Starkregen gibt. Wenn es lange trocken ist, muss er allerdings mähen, weil das Kraut sonst den Reben das Wasser streitig macht. Dafür lässt er die Blätter der Weinstöcke länger wachsen, um die Pflanzen vor Sonnenbrand zu schützen. "Ein Schema F gibt es für uns nicht", sagt Trossen.
Klimawandel birgt auch Chancen für die Mosel
Das Projekt "Mosel-Adaptiv" habe ihm aber einige Ideen mit auf den Weg gegeben, um seinen Betrieb krisenfester aufzustellen. Drei Jahre lang hat er mit den Experten über neue Rebsorten gesprochen, über die Bewässerung der Weinberge und die Begrünung: "Das war schon hilfreich, dass wir da eingebunden wurden und wir das Thema mal von einer anderen Seite kennenlernen konnten."
Katharina Horvath sagt, es sei nicht darum gegangen, Horrorszenarien zu entwerfen. Das Projekt habe zum Ziel gehabt, den Winzern und Touristikern Strategien an die Hand zu geben, um sich den Folgen des Klimawandels zu stellen. Und darin könnten sogar Chancen liegen, glaubt die Tourismusgeografin.
Rotwein statt Riesling: Neue Rebsorten durch wärmeres Wetter
"Durch die wärmeren Temperaturen können an der Mosel auch andere Weine vermarktet werden als der Riesling", sagt Horvath: "In sehr heißen Jahren können Winzer hier sogar guten Merlot anbauen, was früher gar nicht möglich war. Das ist auf jeden Fall eine Chance." Einige Winzer setzen schon jetzt auf Rotwein, weil es dem Riesling mancherorts zu heiß werde.
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Doch auch der Tourismus an der Mosel könne vom Klimawandel profitieren, glaubt Horvath. Im Sommer werde es vielen Touristen in den typischen Urlaubsregionen, zum Beispiel in Italien, Griechenland und der Türkei zu heiß. Bei mehr als 40 Grad liege kaum noch jemand gerne am Mittelmeerstrand.
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"Sodass dann vielleicht noch mehr Familien sagen, wir verbringen jetzt auch unseren Sommerurlaub im Heimatland, vielleicht sogar an der Mosel", sagt Horvath. Die Kommunen, Gastgeber und Touristiker müssten mit diesem Vorzug werben, meint die Fachfrau, und Angebote schaffen.
Stadt will mehr Bäume, Brunnen und Nebeldüsen
In Traben-Trarbach hat das Umdenken offenbar schon begonnen. Die Stadt plant, hitzeresistente Bäume zu pflanzen und mit öffentlichen Nebeldüsen und Trinkwasserbrunnen für Abkühlung zu sorgen. Hoteliers dämmen ihre Zimmer gegen die Hitze und die Tourist-Info wirbt im Sommer mit Touren durch die kühle Unterwelt der Weinstadt.
Katharina Horvath hofft nun, dass sich noch mehr Kommunen ein Beispiel nehmen. Das Leuchtturmprojekt "Mosel-Adaptiv" geht zwar zu Ende. Der Leuchtturm soll aber weiter strahlen, gerne auch über das Moseltal hinaus, sagt die 27-Jährige: "Die Stadt Traben-Trarbach möchte ein Vorreiter sein und andere Gemeinden inspirieren."