Die durchwachsene Silphie sieht derzeit noch unscheinbar aus. Die Pflanzen, die auf dem Acker von Rene Blum in Niederbettingen wachsen, erinnern ein wenig an Löwenzahn. Bis zum Herbst, sagt der Landwirt aus der Vulkaneifel, wird die Silphie aber meterhoch wachsen, große gelbe Blüten und holzige Blätter und Stiele entwickeln. "Das ist schon Wahnsinn, was die für einen Schuss machen", sagt der Bauer.
Gepflanzt hat er sie im Jahr 2016 aus einem bestimmten Grund. Damals erstreckte sich auf dem abschüssigen Gelände noch ein Maisfeld. Als es zu einem starken Unwetter kam, wurden die Pflanzen mitsamt dem Mutterboden hinweggespült. "Die braune Brühe lief über die ganze Landstraße da unten", sagt Blum. Denn der Mais habe das Erdreich nicht halten können. Es kam zur Erosion.
Blum suchte eine Alternative für das Feld am Hang und stieß auf die Silphie - eine Futterpflanze aus Nordamerika, die damals noch ein echter Geheimtipp war: Sie soll dem Boden mehr Stabilität bieten, sich aber auch zur Vergärung in der Biogasanlage eignen. Und so gab Blum der Pflanze eine Chance. Bereut habe er das nie, sagt der Bauer.
Silphie trotzt dem Klimawandel und leistet Beitrag für die Artenvielfalt
Die Pflanze habe dem Mais gegenüber Vorteile, sagt Blum. Sie wurzele tief und halte so den Boden zusammen. Sie brauche zudem keine Pflanzenschutzmittel, denn sie verdrängt das Unkraut von selbst. Blum kann sie mehrere Jahre lang ernten und spart sich so viel Arbeit.
Doch die Silphie sei auch für die Umwelt ein Gewinn. Die gelbe Blume blüht drei Monate lang, sagt Blum: "Daher haben wir einen immens großen Anflug von Insekten. Das ist jeden Sommer ein Schwarm, der hier einfliegt."
Auch Trockenstress und Hitze und somit dem Klimawandel trotze die Silphie vergleichsweise gut, weil sie auch an Wasser aus der Tiefe herankommt. "Sie hat im letzten Hitzesommer schon etwas gelitten", sagt Blum: "Aber längst nicht so sehr wie der Mais."
Landwirt Martin Krauch | 16.5.2023 Klimawandel: So geht nachhaltige und ökologische Landwirtschaft
Schutz von Insekten, ökologische Schädlingsbekämpfung, Erhalt der Artenvielfalt und Bodenschutz - wie kann sich die Landwirtschaft anpassen? Landwirt Martin Krauch macht es vor.
Biogas wird vor allem aus Mais gewonnen
Trotzdem sieht man die gelben Blumen nur selten auf den Feldern der Eifel. Blum war einer der ersten, der sie angebaut hat. Viele Mitstreiter hat er seitdem nicht bekommen. Im etwa 45 Minuten entfernten Lutzerath gebe es noch eine größere Kultur, sonst friste die Pflanze in der Region eher ein Nischendasein. "Leider wird diese Alternative noch nicht gesehen", sagt Blum.
Wer eine Biogasanlage habe, setze meist weiterhin auf Mais, heißt es auch beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel. "Wir bemerken schon, dass sich mehr Landwirte für die Silphie interessieren", sagt Fachmann Sebastian Thielen: "Doch in ganz Rheinland-Pfalz haben wir sicher noch unter 1.000 Hektar Anbaufläche."
Das hat aus Sicht der Experten vor allem zwei Gründe. Zum einen ist die Silphie teurer bei der ersten Bepflanzung. Und zum anderen bringt die Silphie 40 Prozent weniger Gas als Mais.
Landwirt: "Wir werden nicht ganz vom Mais wegkommen"
Seine Biogasanlagen auf dem Bergfelderhof allein mit der Silphie zu betreiben, lohne sich daher kaum, sagt Blum. Zumal der Landwirt große Mengen braucht. Denn er versorgt auch sein ganzes Dorf Niederbettingen mit Strom und Wärme.
Auch Blum setzt daher nicht allein auf die Silphie: "Wir werden in Biogasanlagen nicht ganz vom Mais wegkommen können, aber im Mix mit anderen Energiepflanzen ist die Silphie eine ganz tolle Geschichte." Denn sie leiste viel für die Artenvielfalt, aber auch für den Schutz vor Überschwemmungen. Und könnte so in Zeiten des Klimawandels noch attraktiver für die Landwirtschaft werden.