Ein Europa ohne Grenzen: Dabei muss es bleiben, sagt der frühere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Im SWR-Interview kritisiert er scharf die Grenzkontrollen Deutschlands.
Otto von Bismarck, Theodor Heuss und Konrad Adenauer: Alle drei sind Ehrenbürger der Stadt Trier. Und das haben sie gemeinsam mit "Geburtstagskind" Jean-Claude Juncker. "Ich bin der einzige noch lebende Ehrenbürger Trier", erzählt der ehemalige EU-Kommissionpräsident immer wieder gerne.
Luxemburger und Trierer seien sich sehr ähnlich, sagte Juncker 2003 mal in einem Interview, als er noch Premierminister war: Bodenständig, fleißig und mit Lust am Leben, aber nicht provinziell.
"Trier ist ja eine weltoffene Stadt. Gleiches gilt für Luxemburg. Kurzum: Wir sind beide klein, aber nicht blöd."
Scharfe Kritik an Grenzkontrollen
Dass jetzt Grenzkontrollen das Pendeln zwischen beiden Ländern erschweren, gefällt dem ehemaligen Premierminister Luxemburgs daher überhaupt nicht.
Täglich pendeln rund 50.000 Menschen von Deutschland nach Luxemburg zur Arbeit. Viele Luxemburger kommen andersherum gerne nach Trier zum Einkaufen. "Ich mag die Grenzen, die es nicht mehr gibt. Und jetzt führt man wieder ohne Grund eine Grenze ein und ich halte das für ein Unding. Das ist in der Sache nicht gerechtfertigt", sagte Juncker im SWR-Interview.
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Grenzkontrollen mit wenig Ergebnissen
Nach Junckers Ansicht sind die Grenzkontrollen kein großer Wurf. "Die wenigen Flüchtlinge und die mit Haftbefehl Gesuchten würde man auch ausfindig machen, wenn man die Fußgängerzone in Trier sperren würde und Personenkontrollen vorne und hinten durchführen würde."
Faeser will Grenzkontrollen verlängern
Die Kontrollen an den Außengrenzen Deutschlands waren zunächst bis März befristet. Am Wochenende kündigte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) an, die Grenzkontrollen verlängern zu wollen.
Die Kontrollen hätten sich bewährt. Die Zahl der Asylgesuche sei binnen Jahresfrist um 40 Prozent zurückgegangen. Zugleich seien 37.000 Personen an den Grenzen abgewiesen, 1.600 Schleuser festgenommen worden.