Ein sonniger Vormittag im herbstlichen Trier. In Trier-West, direkt an der Weststrecke der Bahn, liegt das Benedikt-Labre-Haus. An diesem Morgen sitzen drei Männer in der Teestube, die anderen haben das Haus nach dem Frühstück verlassen.
Zwei von ihnen haben vor Jahren auch hier regelmäßig übernachtet. Der dritte, Micha, schläft seit rund vier Monaten hier. Micha sagt, für viele hier sei das Benedikt-Labre-Haus eine letzte Chance. Um nicht auf der Straße zu landen.
Drei Betten in einem Zimmer
23 wohnungslose Männer können im Benedikt-Labre-Haus übernachten. Da der Platz knapp ist, stehen in jedem Zimmer drei Betten. An der Wand steht ein einziger Schrank mit etwas Platz für ein paar Habseligkeiten. Es gibt ein gemeinsames Badezimmer mit Dusche.
Morgens wird ein Frühstück angeboten. Tee ist kostenlos, Kaffee kostet pro Becher 50 Cent. Manche Männer kommen regelmäßig hierhin, andere bleiben nur eine Nacht. Insgesamt sei die Unterstützung für sie über die Jahre eher anspruchsvoller geworden, sagt Leiter Martin Hintz.
Psychische Erkrankungen nehmen zu
Nicht ganz klar sei, ob viele der wohnungslosen Männer psychische Probleme haben, weil sie ihre Wohnung verloren haben. Oder ob sie ihre Wohnung verloren haben, weil sie psychische Probleme haben. Die meisten bräuchten in jedem Fall Unterstützung, um ihr Leben wieder in halbwegs geregelte Bahnen zu lenken.
Viele Männer seien auch drogensüchtig oder alkoholkrank. Das mache die Betreuung schwieriger, weil die Männer oft verhaltensauffällig seien.
Beratung gibt es direkt vor Ort
Die Menschen, die dort sind, seien vorher "durch das soziale Netz gefallen", wie Martin Hintz sagt. Das Benedikt-Labre-Haus biete auch Hilfe an, um Beratungsstellen für die Betroffenen zu finden - oder auch andere Unterstützung. Wie zum Beispiel einen gesetzlichen Betreuer zu finden.
Akzeptieren müssten die Mitarbeiter aber oft, dass einige Menschen sich gar nicht helfen lassen wollten.
Hilfe nicht immer gewünscht
Auch Micha in der Teestube erzählt, er hätte schon einiges erlebt im Benedikt-Labre-Haus. Wie Menschen ausgerastet seien. Manche wollten keine Regeln respektieren. Diverse Male sei es zu Polizei-Einsätzen gekommen. Er meint, da könne man schnell Stoff finden, um ein Buch zu schreiben. Leiter Martin Hintz sagt, wichtig sei, dass das Problem Obdachlosigkeit mehr ins Bewusstsein rücke.
Bezahlbarer Wohnraum und Betreuung
Viele Männer, die im Benedikt-Labre-Haus übernachten, hätten leider nicht so gute Perspektiven, wieder eine Wohnung zu finden - und vor allem auch zu halten. Martin Hintz sagt, sie bräuchten oft eine engmaschige Betreuung dafür. Besonders schwer sei es für Menschen, die aus dem Ausland kämen. Wenn sie ihre Wohnung verloren hätten, hätten sie wenig Rückhalt. Denn oft könnten sie dann keine Leistungen oder staatliche Unterstützung bekommen.
Leiter Hintz wünscht sich auch ein gesellschaftliches Bewusstsein dafür, dass das Problem Wohnungslosigkeit ganzjährig bestehe. "Für die Menschen ist es immer schlimm, egal ob es Sommer oder Winter ist."
Ziel: In eigener Wohnung leben
Für acht Männer gibt es eine dauerhafte Bleibe im Benedikt-Labre-Haus. Sie haben im ersten Stock jeweils ein eigenes Zimmer. Michael Kramer hat das geschafft. Der gebürtige Berliner sagt, er habe viereinhalb Jahre auf der Straße gelebt. Danach kam er ins Benedikt-Labre-Haus. Er ist froh, dass er jetzt seine Privatsphäre hat. Martin Hintz sagt, wer in der ersten Etage ist, solle sich dort orientieren. Für diese Männer ist ebenfalls Ziel, wieder eine eigene Wohnung zu finden.
Den "Absprung" schaffen
Aber auch Micha, der seit vier Monaten hier ist, hat dieses Ziel vor Augen. Er möchte bald wieder in eine eigene Wohnung ziehen, sagt er. Er habe etwas in Aussicht, wenn auch nicht hier in Trier. Er will nach Hessen und dort mit seiner Lebensgefährtin zusammenziehen. Aber das Benedikt-Labre-Haus sei eine gute Sache. Vielen Menschen würde dort geholfen.