Verband ist alarmiert

Nach Faustschlägen in Trier: Wo kommt die Gewalt im Jugendfußball her?

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Autor/in
Paul Kersthold

Faustschläge, eine rote Karte und eine lange Sperre. Nach Gewalt bei einem A-Jugendspiel in Trier-Tarforst will der Fußballverband jetzt reagieren. Es geht auch um die Eltern.

11. November 2023: A-Junioren Rheinlandliga (17- bis 18-Jährige). Der FSV Trier-Tarforst spielt gegen den JFV Bitburg. Ein ruhiges Spiel bis in die Nachspielzeit. Dann eskaliert eine eher harmlose Situation.

Gewalt nach Foul

Ein Tarforster Spieler bleibt nach einem Zweikampf am Boden liegen. Nach Angaben des Fußballverbands Rheinland betritt daraufhin die Mutter des Spielers den Platz. Offenbar um nach ihrem Sohn zu schauen.

Die Stimmung kocht hoch. Der gefoulte Tarforster Spieler schlägt einem Gegenspieler mehrfach ins Gesicht. Diagnose: Gehirnerschütterung. Der Schläger bekommt die rote Karte und eine mehrmonatige Sperre. Zurück bleibt die Frage nach der Rolle von Zuschauern, meist Eltern, wenn beim Jugendfußball die Emotionen hochkochen.

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Eltern und Jugendfußball

Die Stimmung auf den Fußballplätzen der Region ist ruppiger geworden. Da sind sich der Fußballverband und die Vereine einig. Mehr Gewalt als in den Vorjahren sei deshalb aber nicht direkt festzustellen, so der Fußballverband Rheinland. Trotzdem sorgen sich die Vereine.

Wir sind von mehreren Vereinen um Unterstützung gebeten worden, wie man mit der Problematik aggressiver Elternteile im Jugendbereich umgehen sollte.

Auch wenn es noch nicht zu mehr Gewalt auf dem Fußballplatz gekommen ist, sieht der Fußballverband Rheinland Handlungsbedarf, sagt Vizepräsident Arianit Besiri: "Wir sind von mehreren Vereinen um Unterstützung gebeten worden, wie man mit der Problematik aggressiver Elternteile im Jugendbereich umgehen sollte."

Arianit Besiri, Vizepräsident beim Fußballverband Rheinland
Für Arianit Besiri, Vizepräsident beim Fußballverband Rheinland, ist die Gewaltprävention im Fußball eine Daueraufgabe.

Ich habe einige Spiele erlebt, bei denen die Zuschauer aggressiv Einfluss nehmen wollten, die Stimmung angeheizt und provoziert haben.

Auch Verantwortliche der beiden beteiligten Vereine kennen die Probleme mit Eltern am Spielfeldrand. Der Jugendleiter des FSV Trier-Tarforst, Steffen Hilmer beklagt, dass aus dem Zuschauer- und Elternbereich eine hitzige Stimmung auf den Platz gebracht wird.

Steffen Hilmer, Jugendleiter beim FSV Trier-Tarforst
Steffen Hilmer, Jugendleiter beim FSV Trier-Tarforst, hatte sich kurze Zeit nach dem Vorfall mit dem Tarforster Spieler und weiteren Beteiligten zusammengesetzt, um die Sache aufzuarbeiten.

Und auch Hendrik Müller, Jugendleiter und Trainer der A-Jugend beim JFV Bitburg, erinnnert sich an einige Zwischefälle in den vergangenen Monaten: "Ich habe in dieser Saison schon einige Spiele erlebt, bei denen die Zuschauer sehr aggressiv Einfluss nehmen wollten, die Stimmung angeheizt und provoziert haben."

Zu wenig Sanktionen bei Gewalt?

Viele Vereine scheuen Sanktionen gegen Eltern, sagt Arianit Besiri vom Fußballverband Rheinland. Denn meist sind die Clubs auf das ehrenamtliche Engagement der Eltern angewiesen. Bei Auswärtsfahrten werden die Eltern gebraucht. Andere engagieren sich am Spielfeldrand beim Kaffee- und Kuchenverkauf oder helfen im Training mit.

Es müsse nicht direkt ein lebenslanges Platzverbot sein, sagt Besiri. Wichtig sei, mit den Eltern zu reden und sie davon zu überzeugen, dass die Emotionen nicht von den Zuschauern auf die Spieler überschwappen.

Eltern als Zuschauer: Tipps vom Verband

Der Fußballverband bietet den Vereinen jetzt auch Veranstaltungen zum Thema an. Heute wird Arianit Besiri zusammen mit einem Psychologen beim FSV Tarforst zu Besuch sein. Dabei soll es darum gehen, wie ein friedliches Miteinander ohne Beleidigungen und Gewalt bei Fußballspielen möglich ist.

Die Veranstaltung unter dem Titel "Gewaltprävention im Fußball/Zivilcourage für ein besseres Miteinander" richtet sich an alle Vereine in der Region Trier.

Diese Probleme bei den Spielen sind eigentlich ein gesellschaftliches Problem, das sich auf dem Sportplatz widerspiegelt.

Der Fußballverband will Lösungen aufzeigen, wie Vereine mit aggressiven Eltern am Spielfeldrand umgehen können. Für Arianit Besiri liegt die Ursache für dieses Verhalten nicht auf dem Sportplatz.

Was auf den Fußballplätzen passiere, das könne man auch anderswo beobachten. Der Umgangston in der Gesellschaft sei ruppiger geworden, beklagt Besiri. Das Verhalten auf dem Fußballplatz sei letztlich "ein gesellschaftliches Problem, das sich auf dem Sportplatz widerspiegelt."

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