Familie Fuchs wohnt an der Prüm nahe des Dorfes Mauel. Der Fluss ist nur 50 Meter entfernt. Sie verbringen viel Zeit an der Prüm, erfreuen sich an der Natur und dem Wasser, sie genießen die Sonne und das Vogelgezwitscher. Dafür gehen sie allerdings einige hundert Meter flussabwärts an eine steinige Stelle. Denn dort hat sich der Bärenklau noch nicht breit gemacht. Einzelne Triebe werden sofort entfernt.
Der Uferbereich vor ihrem Haus ist dagegen voller Pflanzen. Staude steht neben Staude. Familie Fuchs meidet die Prüm in diesem Bereich. Die Bekämpfung des Bärenklaus klappt hier nicht, "weil es irgendwie gefühlt ein Fass ohne Boden ist, die hier zu entfernen", sagt Biggi.
Die Flutkatastrophe vor zwei Jahren hatte die Uferbereiche vieler Flüsse weggerissen und dabei auch den Bärenklau an der Prüm minimiert. Dieses Jahr ist die Giftplanze aber wieder zurück. Das Ufer ist großflächig bewachsen, ein gefahrloser Spaziergang entlang der Prüm ist nicht mehr möglich.
Dennoch sieht Biggi Fuchs für ihre Kinder keine direkte Gefahr. Sie wüssten ja sehr gut Bescheid. Zudem wäre sie immer dabei.
Benjamin Fuchs ist acht Jahre alt und wurde schon im Kindergarten vor dieser Pflanze gewarnt. Seine Mutter habe ihm zudem gesagt, dass man nicht an die Bärenklau gehen dürfe. "Sonst bekommt man Blasen", erklärt Benjamin. Er schaut ganz genau hin, wenn er Richtung Prüm geht. "Damit will ich nichts zu tun haben", erklärt der Junge. Auch seine Schwester Lilly weiß Bescheid. Sie ist vier Jahre alt. "Da muss man gut aufpassen. Man darf nicht Blätter und Stängel anfassen, sonst bekommt man den Saft an die Hand."
Gäste mit Schildern auf Gefahr hinweisen
Ein paar Kilometer flussaufwärts ist die Pflanze ebenfalls ein Problem. Die Ortsgemeinde Waxweiler liegt idyllisch an der Prüm. Campingplatz und Ferienpark sowie das Freibad liegen direkt am Fluss. Auch Wander- und Radwege führen daran entlang. Manfred Groben (CDU) ist der Ortsbürgermeister von Waxweiler. Er möchte, dass die Touristen ihren Urlaub in Ruhe genießen können.
"Wenn man Wanderwege nutzt und hat Kinder dabei, da hat man natürlich nicht Augen genug und da ist es natürlich sehr gut, wenn die Wanderwege und die angrenzenden Bereiche der Wanderwege frei von Bärenklau sind", sagt Bürgermeister Groben.
Deswegen lege die Ortsgemeinde besonderen Wert auf die Beseitigung der Pflanze an den Wanderwegen. Allerdings breite sich der Bärenklau immer weiter aus, inzwischen nicht nur in Gewässernähe. Regelmässig werden die Gemeindearbeiter zur Bekämpfung an die verschiedenen Stellen geschickt. Da dies zeitnah nicht immer möglich sei, plane die Gemeinde, an verschiedenen Stellen per Warnhinweis auf die Gefahr aufmerksam zu machen.
Es fehlen koordinierte Aktionen in der Eifel
Bisher sieht sich die Gemeinde in der Eifel als Einzelkämpferin gegen den Bärenklau. Es gebe keine Absprachen mit den flussaufwärts liegenden Ortschaften. Dabei wären diese mehr als nötig. Denn flussaufwärts stehen tausende dieser Pflanzen.
"Wenn wir jetzt in Waxweiler versuchen, dem Bärenklau zu Leibe zu rücken, dann ist das eine temporäre Sache. Aber wenn dem Bärenklau in den anderen Orten dann nicht zu Leibe gerückt wird, fließt der Samen natürlich immer weiter flussabwärts. Und das ist für uns eine Aufgabe, die fast nicht zu bewerkstelligen ist," erklärt Bürgermeister Groben.
Er fordert eine übergeordnete Koordination, die ein gemeinsames Vorgehen plant. Um dies gemeinsam zu stemmen, seien allerdings zusätzliche Gelder nötig. Die Bekämpfung habe eine Dimension angenommen, die ohne finanzielle Hilfe vom Land nicht mehr zu leisten sei.
Bekämpfung von Bärenklau mit Schutzausrüstung
Auf Anfrage teilte die Kreisverwaltung des Eifelkreises Bitburg-Prüm schriftlich mit, eine Bekämpfung sei nur noch an sensiblen Stellen vorgesehen. Alles andere wäre aufgrund der Problematik nicht möglich. Die Verwaltung bezeichnet die Bekämpfung als "Ewigkeitsprojekt". Die Beseitigung sei in vielerlei Hinsicht extrem aufwändig, unter anderem durch enge Zeitfenster, erschwerte Zugänglichkeit der Bereiche, wo die Pflanzen wachsen und erforderliche Schutzausrüstungen. Hinzu kommt, dass an Gewässern nur ein eingeschränkter Chemieeinsatz erlaubt ist, so die Verwaltung.
Die Kreisverwaltung empfiehlt den Gemeinden ein gemeinsames Vorgehen. Sie verweist dabei auf den Naturpark Nordeifel. Die Mitarbeiter dort haben umfangreiche Erfahrungen mit der Bekämpfung des Bärenklaus und würden sicherlich beratend zur Seite stehen. Der Kreis sieht sich nicht in der Verantwortung: "Letztlich ist der Grundstückseigentümer verantwortlich."
Grundstückseigentümer müssen Pflanze beseitigen
Familie Fuchs gehört das Grundstück vor ihrem Haus nicht. Der Pächter der Wiese mäht die Fläche, allerdings bleiben die Pflanzen am Ufer stehen. Die Familie wünscht sich von offizieller Seite mehr Hilfe, sieht aber "große Probleme, dass da geholfen wird." Die Familie wird weiterhin ihren Traum vom Leben am Fluss leben. Auch wenn der Bärenklau diesen immer mehr beeinträchtigt.