Die Filiale von Galeria Kaufhof in der Trierer Fleischstraße schließt endgültig.

Galeria Kaufhof-Filiale in Trierer Fleischstrasse ist geschlossen

Ex-Galeria-Betriebsrat aus Trier: "Das tut schon weh im Herzen"

Stand

Fast 40 Jahre lang war Wolfgang Negwer in der Galeria Kaufhof-Filiale in der Trierer Fleischstraße beschäftigt. Bis zu seiner Rente 2023. Zuletzt als Betriebsratsvorsitzender.

Wolfgang Negwer steht vor der Galeria Kaufhof- Filiale in Trier. Hier gehen nun die Lichter aus. Seit dem vergangenen Jahr ist er in Rente. Trotzdem schmerzt ihn , dass "seine" Filiale in Trier geschlossen wird. Mit SWR Aktuell hat er über seine Gedanken gesprochen:

Der frühere Betriebsrat von Galeria Kaufhof in Trier, Wolfgang Negwer.
Der frühere Betriebsrat von Galeria Kaufhof in Trier, Wolfgang Negwer.

SWR Aktuell: Sie haben Jahrzehnte hier mit den Menschen zusammen gearbeitet. Jetzt ist das alles endgültig Geschichte. Was geht Ihnen da durch den Kopf?

Wolfgang Negwer: Wenn man 40 Jahre an einem Standort ist, verbindet das doch sehr viel mit den Mitarbeitern, die hier beschäftigt sind. Man hat sehr viele gute Kontakte. Also ich weiß von einer Mitarbeiterin, dass die über 50 Jahre hier beschäftigt war. Das tut dann doch sehr weh, wenn so ein Standort geschlossen wird.

Und wenn man jetzt hier in diesen Laden geht, fühlt man sich sehr unangenehm berührt. Viele Mitarbeiter in meinem Alter sind in Rente übergegangen. Ist ja klar. Da gibt es eine Beschäftigungsgesellschaft für die Kolleginnen und Kollegen, die keinen neuen Job gefunden haben. Und viele Jüngere haben auch schon im Laufe dieses Jahres einen neuen Job gefunden. Die Auszubildenden, die hier tätig waren, sind von der Nachbarfiliale übernommen worden. Was natürlich ein großes Plus ist für die jungen Leute, damit sie ihre Ausbildung beenden können.

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Ja, für den Standort Trier ist das natürlich sehr bedauerlich. So große Immobilien leer stehen zu haben, das wäre ja ein zweiter Leerstand neben der Karstadt-Immobilie. Das ist für den Einzelhandel am Standort nicht gut, besonders wenn das dann dauerhaft wäre.

SWR Aktuell: Sie haben als Betriebsrat viel erlebt. Auch die Schließung der Karstadt Filiale. Dann die Diskussion, ob nur ein Standort von Galeria Kaufhof in Trier bleibt. Wie war das damals?

Wolfgang Negwer: Ja, damals war das eigentlich eher schon von Anfang an klar, dass die Filiale fortgeführt wird. Viele Kollegen von Karstadt konnten auch hier in dieser Filiale weiter arbeiten. Die trifft es jetzt zum zweiten Mal, dass sie ihren Job verlieren werden. Und das ist natürlich ganz bitter. Das bleibt im Kopf. Immer diese Unsicherheit. Das ist nicht schön.

Aber es zeugt davon, dass viele Mitarbeiter auch immer zu dem Unternehmen gestanden haben. Auch in dieser Filiale. Die Mitarbeiter, die hier noch beschäftigt sind, haben gesagt, wir halten das durch bis zum letzten Tag und geben noch unser Bestes. Wenn man andere Standorte sieht, die geschlossen wurden, da schnellt der Krankheitsstand nach oben und das ist hier gar nicht gewesen. Im Gegenteil- auch der Geschäftsführer, der hier tätig ist, hat sich gewundert, dass die Mitarbeiter so Feuer und Flamme für dieses Unternehmen sind. Das hab ich auch immer gerne unterstützt in meiner Position als Betriebsrat. Das Team immer zu fordern, zusammenzuarbeiten, immer nach vorne zu blicken. Ja, und das hat eigentlich gut funktioniert.

SWR Aktuell: Für viele Trierer ist es schwer, die leeren Regale zu sehen. Wie geht es den Mitarbeitenden dabei? Ist da Wut, Unverständnis oder Resignation?

Wolfgang Negwer: Also ich würde sagen, es sind alle drei vorhandenen: Wut, Unverständnis und ein bisschen Resignation, weil man so einer Art höherer Gewalt ausgeliefert ist. Man nichts dagegen tun kann, besonders dann, wenn man den Arbeitsplatz verliert und keine Perspektive hat, am Markt etwas Neues zu bekommen, oder weil man noch nicht nah genug am Rentenalter dran ist.

Das ist ja klar, dass man dann wütend ist auf das Unternehmen, dass man keine Chance bekommen hat. Aber das Unternehmen existiert ja noch weiter. Und da kann ich mir schon vorstellen, dass man mehr als sauer ist auf dieses Unternehmen, besonders auf die Umstände, die dazu geführt haben, dass man in eine Insolvenz geht.

Und dass es das Unternehmen nicht geschafft hat, in den Zeiten, wo man sich neu aufstellen wollte, genügend Perspektiven zu sehen, um solche Standorte fortzuführen. Wobei man für die Immobilienspekulation nichts kann. Da kann man so gut sein wie man will hier in dem Laden. Der Laden hat immerhin schwarze Zahlen geschrieben.

Dann ist das besonders unverständlich für die Mitarbeiter, wieso dann so ein Laden geschlossen wird. Von der Bausubstanz und von dem, wie die Filiale aufgestellt war, also das, was hinter der Fassade ist, ist sie eigentlich top. Von der Metro, früher mal Besitzer des Hortons oder Kaufhofs, wurde immer investiert in diesen Standort, sodass es eigentlich keine großen finanziellen Mittel braucht, um die Filiale wieder top hinzustellen. Also für jemanden, der die Filiale fortführen würde. Aber das hat sich ja leider alles zerschlagen.

SWR Aktuell: Sie haben immer noch Kontakte zu den Mitarbeitenden der Filiale- wie geht es denen. Gibt es das Gefühl der Ungerechtigkeit?

Wolfgang Negwer: Eher ein Gefühl der Ohnmacht. Ungerecht. Ja, was ist ungerecht heute? Wenn ich meinen Arbeitsplatz verliere, persönlich betroffen bin, dann empfinde ich das auch erst mal als ungerecht. Warum ich und nicht der andere. Oder so? Aber eher Ohnmacht, weil man nichts dagegen tun kann. Und wenn man jetzt in den Laden geht, das tut sicherlich sehr weh. Ich erlebe das ja nicht mehr persönlich am eigenen Leib. Aber wenn ich da reingehe, nach 40 Jahren und sehe, wie so was abgewickelt wird, so heißt dieses Wort für eine Insolvenz, das tut dann schon weh im Herzen. Und die Mitarbeiter, die das hautnah erleben, diese Tage, wo Sie hier die Schließung begleiten müssen, für die ist das sicherlich nicht einfach. Und da werden schlaflose Nächte dabei sein.

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