Die Ärztin betreut den Angeklagten in einer psychiatrischen Einrichtung, in die er nach der Festnahme gekommen ist. Die Medizinerin sagte aus, dass sie den mutmaßlichen Steinewerfer auf ihrer Station zumeist als zugewandt und konfliktscheu erlebt habe.
Angeklagter erhält inzwischen andere Medikamente
Allerdings seien seine Medikamente inzwischen umgestellt worden. Sie hielt es für möglich, dass ein früheres, aktivierendes Medikament, mitverantwortlich für aggressive Ausbrüche war. Der Mann soll als Radfahrer in der Nacht zum 15. Februar in Trier Menschen mit Steinen attackiert haben.
Am Landgericht Trier sagten am Donnerstagvormittag die mutmaßlichen Opfer des Angeklagten aus. Auch ein junger Mann, der mit schweren Schädelverletzungen tagelang im Krankenhaus lag.
Der Zwanzigjährige war in der Nacht zum 15. Februar 2023 in der Trierer Fußgängerzone unterwegs, als ihn der Angeklagte im Vorbeifahren von hinten mit einem schweren Pflasterstein gegen den Kopf geschlagen haben soll.
Opfer hatte Angst, auf die Straße zu gehen
Im Verfahren berichtete der junge Mann über seine Ängste, nachdem er wieder aus dem Krankenhaus nach Hause zurückgekommen war. Über Wochen hinweg habe er mit Freunden und Familie trainiert, um sich überhaupt wieder auf die Straße zu trauen. Bei der Attacke wurde er laut Anklage schwer am Hinterkopf verletzt und verlor das Bewusstsein.
Der junge Mann erlitt unter anderem Brüche im Gesicht und kam mit weiteren Kopfverletzungen ins Krankenhaus. Der Radfahrer soll vom Tatort geflohen sein.
Frau vom Pflasterstein nur knapp verfehlt
Auch eine junge Frau sagte am Donnerstag aus, die von einem Pflasterstein nur knapp verfehlt worden sein soll. In beiden Fällen soll der angeklagte Radfahrer die Opfer während der Fahrt angegriffen haben und dann geflüchtet sein.
Angeklagter entschuldigt sich für Attacken
Vor Gericht sagte der Angeklagte, er würde die Taten gerne ungeschehen machen. An dem fraglichen Abend sei er im Zustand einer Psychose gewesen.
Im Prozess soll geklärt werden, ob der Angeklagte daher vermindert schuldfähig ist. Er entschuldigte sich im Prozess bei dem jungen Mann, der schwer verletzt wurde.
Am ersten Prozesstag hatte der Angeklagte die Tat vor Gericht bereits eingeräumt und gesagt, er habe gesehen, dass sich Passanten kümmerten. Er sei weitergefahren, weil er nicht erkannt werden wollte.
Staatsanwaltschaft geht von versuchtem Mord aus
Die Staatsanwaltschaft wertet den Fall in der Fußgängerzone als versuchten Mord. Das zwanzigjährige Opfer habe zum Zeitpunkt der Attacke Kopfhörer aufgehabt und nichts vom Angriff ahnen können. Die Tat sei deshalb heimtückisch begangen worden. Allerdings geht die Staatsanwaltschaft bei allen angeklagten Vorfällen von einer verminderten Schuldfähigkeit des Angeklagten aus.
Angeklagter psychisch krank
Der Angeklagte nannte als Motiv für die Angriffe Frustabbau. Er habe Menschen erschrecken wollen. Kurz vor den Taten soll seine damalige Ärztin ihm ein neues Medikament verschrieben haben, das ihn nach eigener Aussage aggressiv machte.
Er hätte außerdem in seiner Erdgeschosswohnung in der Karl-Marx-Straße unter dem Lärm von Nachtschwärmern gelitten, die nachts klingelten und an sein Fenster klopften.
Vor Gericht erzählte er von viel Stress in der Corona-Zeit, außerdem Prüfungen für eine Ausbildung als Webdesigner. Und eine Frau habe ihn betrogen und enttäuscht.
Festnahme im März
Der 44-Jährige war am 17. März dieses Jahres nach umfangreichen Ermittlungen der Polizei festgenommen worden. Unter anderem hatte laut Staatsanwaltschaft seine DNA an den Tatorten gesichert werden können. Seit seiner Festnahme befindet er sich in einer psychiatrischen Klinik.