Tiefblau ist das Wasser des Ulmener Maars an diesem Januarmorgen. Ein paar Spaziergänger drehen ihre Runden um den Krater, der vor 11.000 Jahren bei einem Vulkanausbruch entstanden ist. Dass es unterhalb des derzeit eiskalten Sees noch immer heiß hergeht, ist vielen Besuchern aber nicht klar.
Denn wirklich abgekühlt hat sich der jüngste Vulkan Mitteleuropas nie, wie Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie jetzt in einer Studie nachgewiesen haben. Die Forscher haben zwischen Kelberg, Ulmen und Bad Bertrich flüssiges Gestein und Gase entdeckt - eine sogenannte Magmakammer.
Neue Forschung mit alten Daten
Dafür mussten sich die Wissenschaftler nicht mal auf den Weg in die Eifel machen. Sie mussten lediglich Daten untersuchen, die schon seit mehr als 30 Jahren vorliegen. Sie wurden im Rahmen eines großen Projektes in den 1980er-Jahren erhoben.
"Man hat lange Linien vermessen und entlang dieser Linien sind dann Lastwagen mit großen Vibratoren gefahren", erklärt der Karlsruher Geophysiker Joachim Ritter: "Die haben den Boden angeregt, ähnlich wie ein Mini-Erdbeben. Und dann hat man geschaut, wie sich diese Signale im Erdinneren ausbreiten."
Magma brodelt seit Tausenden Jahren vor sich hin
Mit neuesten Methoden haben sich die Forscher diese Daten nun wieder angeschaut. Und dabei etwas entdeckt, was den Kollegen in den Achtzigern entgangen war: Flüssige Strukturen – also Magma - in einer Tiefe von 10 bis 30 Kilometern unter der Erdoberfläche.
Wer jetzt ein mulmiges Gefühl hat, kann aber beruhigt sein: Die Karlsruher Forscher glauben nicht, dass die Eifel bald Feuer spuckt: "Dieses Magma liegt da unter Umständen schon Tausende Jahre und es kann jetzt nochmal Tausende Jahre dauern, bis davon etwas an die Erdoberfläche kommt."
Joachim Ritter vermutet, dass das Material in den nächsten Jahren nach und nach abkühlt und irgendwann erstarrt. Und der Geophysiker denkt auch nicht, dass sich sonst wo in der Eifel ein großer Ausbruch anbahnt.
Kein explosiver Ausbruch zu befürchten
Die größte Zerstörungskraft hätte eine sogenannte Caldera, wie es sie zuletzt vor 13.000 Jahren am Laacher See gab. "Das war eine richtig große Eruption mit einer riesigen Aschenwolke", sagt Ritter: "Dafür bräuchte es aber ein richtig große Magmenkammer. Und die kennen wir nicht und die gibt es vermutlich im Moment auch nicht in der Eifel."
Zu rechnen wäre in der Eifel eher mit einem "kleineren Szenario", sagt Ritter, etwa mit der Entstehung eines Schlackenkegels, eines kleinen Berges. "Und das wäre auch erstmal überhaupt nichts Gefährliches. Das wäre eher etwas Spektakuläres, würde ich sagen.“
Neue Stationen sollen Erdbeben messen
Aber Ausbruch hin oder her – spannend bleiben die Eifel-Vulkane für die Wissenschaft in jedem Fall. Jedes Jahr erscheinen neue Studien zum Thema. Die Magmakammer bei Ulmen war bislang zwar unbekannt. Die jüngsten Untersuchungen des Deutschen Geoforschungszentrums in Potsdam hatten aber bereits Hinweise darauf geliefert, dass es in der Region noch brodelt.
Die Wissenschaftler um Thorsten Dahm hatten das an schwachen Erdbeben festgemacht, die sie gemessen haben. Diese speziellen Erdbeben sind in der Regel nicht zu spüren und spielen sich in bis zu 40 Kilometern Tiefe ab. "Da haben wir schon beim Sichten der ersten Daten gesehen, dass es doch mehr Aktivität gibt, als vorher bekannt war", sagt Dahm.
Aus diesem Grund hat das Landesamt für Geologie bereits vier neue Messstationen für Erdbeben in der Eifel eingerichtet. Acht weitere sollen in diesem Jahr folgen, unter anderem in Pelm, Salm, Bettenfeld, Weidingen und Feusdorf sowie in der Nähe des Klosters Himmerod.
Neue Studie über Vulkane in Planung
"Die Überwachung wird immer besser", sagt Sabine Kummer vom Geopark Vulkaneifel: "Wir haben einen guten Überblick über alles, was da unter unseren Füßen passiert."
Zu verdanken ist das auch dem großen Interesse der Forschung in den vergangenen Jahren. Sabine Kummer freut sich daher auch über die neuesten Nachrichten aus Karlsruhe. Denn am Institut für Technologie ist schon die nächste Studie zu den Eifel-Vulkanen in Vorbereitung. Worum es dabei genau geht, wollen die Wissenschaftler im Sommer verraten.