Prozess am Trierer Landgericht

Angeblicher Fluch auf Familie: Angeklagte legen Geständnis ab

Stand
Autor/in
Jan Teuwsen
Jan Teuwsen am Mikrofon

Im Prozess um eine vermeintliche Heilerin und ihre Bande haben sich die
Beteiligten am Montag auf eine Verfahrensabkürzung geeinigt. Die
Angeklagten legten ein Geständnis ab.

Die angebliche Heilerin hatte vor rund zehn Jahren eine Frau in der Trierer Innenstadt angesprochen, um ihr aus der Hand zu lesen. Diese glaubte an ihre übernatürlichen Fähigkeiten - und bald auch der Erzählung, auf ihrer Familie laste ein todbringender Fluch, der sich nur aufhalten lasse, wenn die Heilerin ihn auf Geld, Gold und Schmuck umleiten würde.

Auch die wohlhabenden Eltern der Geschädigten in Luxemburg ließen sich manipulieren, sodass die Familie am Ende mehr als 700.000 Euro zahlte.

Angeblich todbringender Fluch auf der Familie

Die Haupttäterin und ihr Mann stammen aus Serbien. Sie kamen als Flüchtlinge vor dem Balkankrieg nach Deutschland, haben nach eigener Darstellung ein einfaches Leben mit zunehmenden gesundheitlichen Problemen geführt und verfügen über wenig Schulbildung - dafür aber, so die Geschädigte heute vor Gericht, über viel emotionale Intelligenz. Die Geschädigte beschrieb eine Art Freundschaft, die sich über die Jahre bildete.

Sie berichtete aber auch von Druck, der immer wieder aufgebaut wurde, um mit neuem Geld den Fluch hinauszuzögern - besonders drastisch am Telefon durch den Sohn der vorgeblichen Heilerin.

Eine Zeitlang sei sie zudem so manipuliert worden, dass sie sich nicht traute, aus dem Haus zu gehen. Auch von furchteinflößenden Puppen am Auto und im Garten war die Rede.

Geldübergaben zwischen Hunderten und Zehntausenden Euro

Das Ganze zog sich laut Anklage bis 2023 - mit teils mehrfachen Geldübergaben im Monat - mal Hunderte, mal Zehntausende Euro. Die mutmaßlichen Täter hätten dabei versprochen, den Fluch von dem Geld zu nehmen, und tatsächlich ab und an auch etwas davon zurückgegeben - allerdings deutlich geringere Beträge.

Dann, erzählte die Tochter vor Gericht, habe sie einen Mann aus Kamerun kennengelernt, der ihr von ähnlichen Betrugsmaschen in Afrika erzählte und so die Augen öffnete - bis sie schließlich die Polizei informierte, die bei einer Geldübergabe zugriff.

Zwei der insgesamt vier Angeklagten sitzen schon in Untersuchungshaft. Die Haupttäterin erwartet mit dem Geständnis eine Freiheitsstrafe zwischen drei Jahren und neun Monaten bis zu vier Jahren und drei Monaten, ihren Mann und ihre Schwiegertochter eine Bewährungsstrafe. Der vierte Angeklagte, der Sohn der angeblichen Heilerin, erschien nicht vor Gericht; sein Verfahren wurde abgetrennt und wird extra geführt.

Am 25.7. tagt das Gericht erneut, dann werden weitere Mitglieder der geschädigten Familie angehört.

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