Blumen und Kerzen liegen am Tatort von Wittlich

Polizei fahndet nach Absender

Nach Bluttat: Drohungen gegen Wittlicher Bürgermeister

Stand

Nach dem gewaltsamen Tod eines 28-Jährigen auf der Wittlicher Säubrennerkirmes wurde die Kirmes fortgeführt. Jetzt wird die Familie des Bürgermeisters per E-Mail massiv bedroht.

Joachim Rodenkirch wirkt im Gespräch gefasst, aber auch angespannt. Er sagt dem SWR, er sei es als Bürgermeister inzwischen gewohnt, im Internet beleidigt zu werden. Doch die Drohung, die jetzt ein anonymer Absender per E-Mail gegen seine Familie ausgesprochen habe, gehe zu weit. Er habe die Polizei alarmiert.

"Wir werden dafür sorgen, dass Sie das am eigenen Leib zu spüren bekommen."

Die Entscheidung, die Wittlicher Säubrennerkirmes fortzusetzen, sei ihm nach dem gewaltsamen Tod des 28-jährigen Mannes nicht leicht gefallen. Er habe vorher mit der Familie des Opfers gesprochen. Dessen Vater habe ihm gesagt, die Kirmes fortzusetzen, sei im Sinne seines Sohnes.

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Reaktionen nach Fortsetzen der Säubrennerkirmes

Auf der Säubrennerkirmes äußerten Passanten, dass sie es richtig fanden, das traditionelle Fest fortzusetzen. Ein Schausteller sagte zu Bürgermeister Rodenkirch, dass er selbst vor kurzem seinen 17-jährigen Sohn durch einen tödlichen Unfall auf seinem Fahrgeschäft verloren habe. Trotzdem müsse er sein Geschäft weiter betreiben, denn er lebe davon, so wie die vielen anderen Schausteller. Im Internet äußerten aber auch viele ihren Unmut darüber, dass die Kirmes nicht abgebrochen wurde.

Drohung per E-Mail

Bürgermeister Rodenkirch erzählt, die Droh-E-Mail an ihn beginne mit Beleidigungen wegen seiner Entscheidung, die Säubrennerkirmes fortzusetzen. Doch dann würde im Text seine Familie bedroht. Der anonyme Absender stelle die Frage, wie der Bürgermeister wohl entschieden hätte, wenn seine eigene Familie betroffen wäre. Dann kommt die Drohung: "Wir werden dafür sorgen, dass Du das am eigenen Leib zu spüren bekommst", heißt es weiter in der E-Mail.

Polizei fahndet nach Absender

Rodenkirch alarmierte daraufhin die Polizei. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Trier sagte dem SWR, man versuche, den Absender der E-Mail zu ermitteln. Das Landeskriminalamt prüfe, wie konkret die Gefährdungslage für die Familie des Wittlicher Bürgermeisters sei. Dafür gebe es beim LKA eine Analysegruppe. Die Polizei hofft zudem auf Hinweise aus der Bevölkerung, den Absender der anonymen Drohung zu finden. Hinweise nimmt der Kriminaldauerdienst des Polizeipräsidiums Trier unter der Telefonnummer 0651-9779 2290 entgegen.

Hass im Netz gefährdet Demokratie

Der Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz reagierte auf die Bedrohung der Familie des Bürgermeisters von Wittlich. Drohungen gegen Mandatsträgerinnen und Mandatsträgern hätten drastisch zugenommen, sagte der Gemeinde-und Städtebund Rheinland-Pfalz dem SWR.

"Mit Sorge blicken wir deswegen auf die Kommunalwahl 2024."

Hass und Frust hätten eine beängstigende Präsenz erreicht. Die sich abzeichnende Radikalisierung sei eine ernste Gefahr für die Demokratie. Wenn Menschen derart bedroht werden, besteht die Gefahr, dass Mandatsträgerinnen und Mandatsträger ihr Amt aufgeben oder bei der nächsten Wahl nicht mehr antreten, insbesondere dann, wenn sich die Drohungen auch gegen deren eigene Familien richten, so der Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz. "Mit Sorge blicken wir deswegen auf die Kommunalwahl 2024 und werben dafür, sich nicht abschrecken zu lassen."

"Wir brauchen aber auch ein Aufstehen der schweigenden Mehrheit gegen Hass und Hetze."

Beleidigungen und Bedrohungen richteten sich gegen Politikerinnen und Politiker, aber auch gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes und der Verwaltung und gegen Feuerwehrkräfte, so der Gemeinde- und Städtebund. Sie würden vor Ort als Vertreter des Staates wahrgenommen. "Wir brauchen auch ein Aufstehen der schweigenden Mehrheit gegen Hass und Hetze gegenüber Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitikern, um deutlich zu machen, dass viele gerne in einem Rechtsstaat mit einer funktionierenden Demokratie leben und dieses auch so bleiben soll."

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