Moselwinzer lernte in Champagne

Wie eine deutsch-französische Freundschaft Mosel-Sekt möglich machte

Stand
Autor/in
Sebastian Grauer
Foto von Sebastian Gauer, Redakteur bei SWR Aktuell im Regionalbüro Traben-Trarbach

Vor 61 Jahren wurde mit dem Élysée-Vertrag die deutsch-französische Zusammenarbeit besiegelt. Diese Freundschaft führte in Leiwen dazu, dass es heute Sekt aus der Moselgemeinde gibt.

Winzerin Nadine Herres-Singer vom Sektgut St. Laurentius in Leiwen (Kreis Trier-Saarburg) stellt eine Sektflasche nach der anderen in die Abfüllanlage. Die Flaschen werden anschließend befüllt, laufen weiter, die Korken kommen drauf, das Etikett dran. Fertig ist der Sekt von der Mosel.

Winzerin Nadine Herres-Singer vom Weingut Sankt Laurentius aus Leiwen
Winzerin Nadine Herres-Singer tritt in die Fußstapfen ihres Vaters Klaus Herres, der vor 40 Jahren damit begonnen hat, an der Mosel Sekt herzustellen.

Sekt von der Mosel: Erste Versuche scheiterten

Das Sekt-Abfüllen ist für das Weingut zur Routine geworden. Das sah vor rund 40 Jahren noch ganz anders aus, sagt Nadine Herres-Singer.

Von den ersten 100 Flaschen, die damals abgefüllt wurden, haben nur 20 überlebt. Der Rest ist im Keller explodiert.

"Man wusste nicht so genau, ob mehr Zucker oder Hefe rein muss. Man wusste die Verhältnisse noch nicht und dadurch ist ein bisschen mehr als sechs Bar Druck in der Flasche entstanden."

Das führte dazu, dass ihr Vater nur mit Motorradhelm in den Keller gegangen sei. "Es war wirklich so: Von den ersten 100 Flaschen, die damals abgefüllt wurden, haben leider nur 20 überlebt. Der Rest ist im Keller explodiert", so Herres-Singer.

Es gab aber auch schon erste Erfolge, erinnert sich die Winzerin, die damals noch ein Kind war. "Mit den ersten 20 Flaschen, die übrig geblieben sind, machten wir ein Fest. Es wurden alle Winzer im Ort angerufen und verkündet, dass die ersten Flaschen fertig sind, die jetzt getrunken werden."

Franzosen fragten: Warum keinen Sekt von der Mosel?

Die Idee, Sekt an der Mosel herzustellen, hatten Franzosen aus der französischen Partnergemeinde von Leiwen, Le Mesnil-sur-Oger. Sie waren in den 1980er-Jahren zu Besuch. "Die Winzer dort waren hier immer auf Festen und haben gefragt: Euer Wein ist so lecker, aber warum macht ihr eigentlich keinen deutschen Sekt?"

Ihr Vater Klaus Herres, der das Familienweingut übernommen hatte, habe darüber nachgedacht und dann den Entschluss gefasst, Sekt herzustellen. Nadine Herres-Singer erinnert sich, wie ihr Vater in die Champagne reiste, um dort zu lernen, wie er Champagner oder Sekt herstellen kann.

Ihr Vater arbeitete auch in französischen Betrieben. Trotz dieser Erfahrungen hat es etwa zehn Jahre gedauert, bis alles funktionierte und rund lief, erinnert sich die Winzerin.

Im Sektgut Sankt Laurentius in Leiwen wird maschinell Sekt abgefüllt.
Im Sektgut St. Laurentius in Leiwen wird Sekt abgefüllt.

Deutsch-französische Freundschaft wird gepflegt

Das Leiwener Sektgut zählt heute zu den renommiertesten Sektherstellern Deutschlands. Möglich gemacht hat das vor allem die deutsch-französische Freundschaft. Diese hält seit Jahrzehnten an und wird weiter gepflegt.

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"Die Winzer aus Frankreich kommen öfter hierher. Wir fahren mindestens acht Mal im Jahr dorthin", sagt Herres-Singer. "Wir tauschen uns immer sehr gut aus. Wir telefonieren vor der Traubenlese. Das ist eine tolle Sache, das ist wirklich schön."

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