Verordnungen, Corona und steigende Energiekosten

Der CC Rot-Weiß Tawern bangt um seinen Karnevalsumzug

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Autor/in
Andrea Meisberger
Andrea Meisberger: Multimediale Reporterin SWR Studio Trier

Für den Karnevalverein CC Rot-Weiß Tawern steht noch nicht fest, ob er im nächsten Jahr einen Karnevalsumzug veranstaltet. Die Gründe: Schärfere Regeln, Corona und steigende Kosten.

In der Materialhalle des CC Rot-Weiß Tawern stapelt sich die Karnevalsdeko. Alles was man für die Saalfastnacht oder Karnevalsumzüge braucht. Von Girlanden, über Kostüme bis hin zu dem, was man für den Bau eines Umzugswagens benötigt. Doch ob der Karnevalsumzug am Fastnachtssonntag in Tawern überhaupt so stattfinden kann wie in den vergangenen Jahren, ist noch unklar.

Wagen brauchen nun Betriebserlaubnis

Eine Verordnung, die es bereits seit dem Jahr 2018 gibt, die aber aufgrund einer Übergangsfrist jetzt erst in Kraft tritt, macht dem Karnevalsverein und seinen Aktiven das Leben schwer. Nach dieser Verordnung brauchen die Motiv- und Komiteewagen nun eine Betriebserlaubnis. Bisher war das nicht so. Die Karnevalswagen wurden meist auf landwirtschaftliche Anhänger gebaut und dann von Traktoren oder Autos gezogen.

Fastnachtsumzug in Tawern
Die Wagen, die beim Sommer-Umzug in Tawern mitgefahren sind, werden laut Thomas Koltes im Februar wahrscheinlich nicht dabei sein können, da sie die Voraussetzungen nicht erfüllen.

Thomas Koltes vom CC Rot-Weiß Tawern ärgert sich über die Verordnung. Er findet diese unnötig. Immerhin habe es auch in den letzten 50 Jahren funktioniert, sagt er. Und es würde auch noch weiter funktionieren. Er wünscht sich in diesem Zusammenhang deutlich mehr Vertrauen seitens der Behörden.

"Das Ganze lässt einfach nur Wut und Unverständnis in mir aufsteigen."

Land Rheinland-Pfalz findet Kompromisslösung

Die Rheinische Karnevals-Kooperation e.V. hat gemeinsam mit dem Verkehrsministerium und der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz einen Kompromiss gefunden. Demnach können die Vereine ihre Umzugswagen gegenüber dem TÜV oder sonstigen staatlich anerkannten Prüfstellen vorführen. Ein Prüfer erstellt dann ein Gutachten, das als Grundlage für die Erteilung einer Betriebserlaubnis durch die zuständigen Zulassungsstelle gilt.

Außerdem habe das Land sich dafür eingesetzt, dass die Kosten für die Betriebserlaubnis und die Zulassung nicht mehr zwischen 300 und 500 Euro liegen, sondern sich jetzt auf 150 bis 200 Euro belaufen.

Karnevalsumzüge auch ohne Verordnung sicher

Von der Betriebserlaubnis-Pflicht will das Land nach eigenen Angaben aber trotzdem nicht abweichen. In Tawern habe man schon immer viel Wert auf Sicherheit bei den Karnevalsumzügen gelegt, sagt Jonas Hein vom CC Rot-Weiß Tawern. Es sei immer darauf geachtet worden, dass zum Beispiel genügend Zugbegleiter da sind, die rechts und links neben den Wagen gehen. Zudem sei kontrolliert worden, ob die Fahrer Alkohol getrunken haben. Und schließlich würden die Umzugswagen in Schrittgeschwindigkeit fahren. Dass da ein Wagen umkippt, sei sehr unwahrscheinlich.

Steigende Kosten bedeuten weniger Gruppen

Doch die erforderliche Betriebserlaubnis ist nicht das einzige Problem, das auf die Narren aus Tawern zukommt. Steigende Kosten für das Material, wie zum Beispiel Holz, machen die Wagen nun deutlich teurer als vorher. Thomas Koltes geht davon aus, dass ein Umzugswagen, der vor einigen Jahren noch rund 400 Euro gekostet hat, nun mit deutlich über tausend Euro zu Buche schlägt.

"Das ist für niemanden mehr tragbar. Weder für irgendwelche Gruppen noch für die Vereine."

Fastnachtsumzug 2019 Tawern
Die steigenden Kosten würden es vielen Gruppen schwer machen, noch einen Wagen zu bauen. Thomas Koltes geht davon aus, dass ein Wagen, der zuvor noch rund 400 Euro gekostet hat, nun über tausend Euro kosten wird. Das sei gerade für kleine Gruppen nicht stemmbar.

Normalerweise findet der Karnevalsumzug in Tawern alle zwei Jahre am Fastnachtssonntag statt. Bis zu 30 Gruppen seien jedes Mal dabei, erzählt Koltes. Er geht jedoch davon aus, dass aufgrund der Verordnung des Landes und den steigenden Materialkosten künftig deutlich weniger Gruppen dabei sein werden.

"Das Brauchtum wird dadurch einschlafen und irgendwann in Vergessenheit geraten."

Corona lässt Zahl der aktiven Mitglieder schrumpfen

Julia Bins ist Gardetrainerin beim CC Rot-Weiß Tawern. Sie sorgt sich auch um die Arbeit im eigenen Verein. Durch Corona hätten viele mit ihrem Engagement in Garden oder anderen Gruppen aufgehört. Besonders bei den Erwachsenen sei das zu erkennen. Viele hätten sich an die Strukturen, die sich während Corona gebildet haben, gewöhnt. Dadurch gehe der Gruppenzusammenhalt im Verein in die Brüche.

"Durch die Hürden, die nun zusätzlich zu Corona durch die Verordnung oder die steigenden Preise aufgebaut werden, kann es sein, dass diese Strukturen gar nicht mehr aufgebaut werden können."

Stimmung bei Vereinen in der Region Trier unterschiedlich

Die Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval sieht die Regelung, dass nun alle Wagen eine Betriebserlaubnis brauchen, eher positiv. Dadurch werde es mehr Sicherheit geben, heißt es vom Vorsitzenden Andreas Peters. Doch steigende Preise und weniger Engagement der Karnevalisten seien aber auch hier ein Problem. Auch in Hetzerath, im Kreis Bernkastel-Wittlich, ist man nach Angaben des Vorsitzenden der Hetzerather Karnevalsgesellschaft eher entspannt.

Anders sieht es in Bitburg aus. Auch dort fürchtet man laut dem Vorsitzenden, dass deutlich weniger Gruppen am Umzug teilnehmen werden, weil sich diese einen Wagen nicht mehr leisten können oder weil sich die Gruppe in der Zeit der Corona-Pandemie aufgelöst hat.