Seit Oktober gibt es im Bürgeramt Trier Dienstagvormittags ab 7 Uhr "Spontan-Termine": Einfach vorbeikommen und nach einer kurzen Wartezeit drankommen, so der Plan der Stadt. Doch schnell wurde die Verwaltung von der Realität eingeholt: Am ersten Dienstag im Oktober standen 300 Menschen vor dem Amt, an den beiden anderen Dienstagen waren es mehr als 200.
Wer sich in die Schlange gestellt hat, musste viel Geduld aufbringen: Bis zum Anmeldeterminal dauerte es etwa eine Stunde, danach war nochmal Warten angesagt, bis ein Schalter frei wurde. Unterm Strich eine Wartezeit von mehr als zwei Stunden.
Szenen aus den vergangenen Wochen: "Das letzte Mal habe ich so etwas in der DDR erlebt. Da mussten wir Schlange stehen für ein Visum in den Westen", sagte ein älterer Mann. Seit 6:30 Uhr wartete er vor dem Trierer Bürgeramt. Die Warteschlange war da schon etwa 50 Meter lang. Die Menschen standen auf dem Viehmarkt in der Kälte.
"Das ist schon erschreckend, wenn man hier ankommt und so lange warten muss, bis man überhaupt drankommt", sagte eine Frau. "Bei anderen Verbandsgemeinden geht das innerhalb von fünf Minuten", ärgerte sich eine andere junge Frau.
Bis Jahresende 2.500 weitere Termine im Bürgeramt Trier
Statt spontan vorbeizukommen, empfiehlt die Stadt, vorab einen Termin zu reservieren. Dann werde man "verlässlich und ohne längere Wartezeit bedient". Bis Jahresende hat die Stadt weitere rund 2.500 Termine im Bürgeramt freigeschaltet. Diese können im Internet reserviert werden. "Das sind 50 Termine zusätzlich pro Tag", so ein Sprecher der Stadt.
Lage entspannt sich: Schlange wird kürzer
Und es sieht so aus, als haben die zusätzlichen Termine schon etwas bewirkt: "Heute früh gab es zwar wieder eine Schlange, aber sie war deutlich kleiner", so Stadt-Sprecher Michael Schmitz. "Um 7:30 Uhr waren 137 von 200 Tickets weg und die Schlange war zu Ende."
Auch die Wartezeit habe sich verkürzt: "Wer früh angestanden hatte, hatte etwa eine gute Stunde Wartezeit", so Schmitz. Es seien neun Schalter offen.
SWR-Recherche vergleicht Stadt und Land Bürgerämter auf dem Land sind besser aufgestellt
Anmeldung, Ummeldung oder den neuen Personalausweis beantragen. In Rheinland-Pfalz kann das dauern - wenn man in der Stadt lebt. Auf dem Land geht es deutlich schneller.
"Wir waren schon überrascht", gibt der zuständige Dezernent der Stadt Trier, Ralf Britten (CDU) zu, als er vom SWR auf den Ansturm in den vergangenen Wochen angesprochen wird. "Das ist unangenehm und es tut uns auch verdammt leid", so Britten weiter. "Ich würde mich genauso aufregen, wenn ich stundenlang da sitzen müsste. Aber es ist eine Ausnahmesituation. Es hat sich eine große Bugwelle an Terminen gebildet."
Zu wenig Personal im Bürgeramt
Wie konnte es überhaupt zu dieser Ausnahmesituation im Bürgeramt kommen? "Wir haben 19 Planstellen im Bürgeramt", erklärt der Dezernent. "Im Sommer waren davon aber nur 9 Stellen besetzt, weil sich Mitarbeiter wegbeworben haben." Außerdem gab es Krankheitsfälle und die Stellen der Amts- und Abteilungsleitung waren unbesetzt.
Die Folge: Wer online einen Termin beim Bürgeramt gebucht hat, musste bis zu drei Monate warten. Daher stellten sich viele Menschen Dienstagvormittag in die Warteschlange, um spontan einen Termin im Amt zu bekommen.
Im Gespräch mit dem SWR verspricht Dezernent Britten: "Ich denke, das wird besser. Die Wartezeiten werden kürzer." Mitarbeiter aus anderen Ämtern helfen inzwischen im Bürgeramt aus. So sollen in Zukunft möglichst alle elf Schalter besetzt sein. Doch das kann nur eine Übergangslösung sein. "Wir brauchen dauerhaft mehr Personal im Bürgeramt", stellt Britten klar.
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Koblenz hat mehr Personal und es funktioniert
Koblenz - eine Stadt mit einer ähnlichen Einwohnerzahl wie Trier - habe beispielsweise 27 Mitarbeiter im Bürgeramt. "Dort läuft es". Daher werde er im Stadtrat bei den nächsten Haushaltsberatungen drei zusätzliche Planstellen vorschlagen, so Britten. "Für diese zusätzlichen Stellen werde ich kämpfen. Das Bürgeramt ist das Gesicht der Stadt. Dieser Laden muss funktionieren."
Digitale Dokumentenbox in Trier soll kommen
Damit die Abläufe im Bürgeramt in Zukunft schneller werden, hat die Stadt eine digitale Abholbox bestellt, nach dem Prinzip einer Packstation der Post. Bürger bekommen eine SMS mit PIN auf ihr Handy und können dann 24/7 ihre Dokumente wie Reisepass etc. abholen. "Das spart uns wieder einen Mitarbeiter ein, den wir woanders im Bürgeramt einsetzen können", erläutert Dezernent Britten.
In anderen Städten gibt es eine solche Dokumentenstation schon - zum Beispiel in Würzburg oder in Langenhagen in Niedersachsen. Wann die Abholbox in Trier aufgestellt wird, ist allerdings noch unklar.