Der "Longkamper Hof" in Longkamp im Hunsrück ist schon seit Wochen eine Baustelle. Besonders beeilen müssen sich die Bauarbeiter allerdings nicht. Denn so bald werden keine Geflüchteten in das Gebäude einziehen. Und darüber ist Ortsbürgermeister Horst Gorges (CDU) erleichtert: "Ich glaube, kein Dorf freut sich über eine Sammelunterkunft in der Ortsmitte, direkt gegenüber der Kindertagesstätte."
Denn der Landkreis Bernkastel-Wittlich wird nach eigenen Angaben erstmal keine Menschen in Longkamp unterbringen. Weil über Monate keine Geflüchteten in der Kommune ankamen, ist in den anderen Unterkünften noch genügend Platz. "Alleine in einer Einrichtung in Horath gibt es noch mehr als 100 freie Betten", sagt Stefanie Rodermund, die Pressesprecherin des Kreises.
Geflüchtete sollten schon im April einziehen
Für den Longkamper Ortsbürgermeister Gorges sind das überraschende Neuigkeiten. Denn monatelang hatte die Gemeinde erfolglos gegen die Pläne der Verwaltung gekämpft. "Wir sind kein rechtes Dorf, wir haben nichts gegen Flüchtlinge", sagt der Ortsbürgermeister: "Hier gibt es viele, die sich sogar für Flüchtlinge engagieren, die Kinder unterrichten oder ihre Eltern bei Behördengängen begleiten."
Aber vor allem die Anwohner des Hotels hätten sich wegen der Größe und dem Standort der Asylunterkunft Sorgen gemacht. Ab April sollten 60 Geflüchtete in das Hunsrückdorf mit 1.200 Einwohnern ziehen. Doch Wochen später stehen die Zimmer des Gasthauses noch immer leer.
Neues Angebot des SWR Studios Trier Nachrichten aus der Region Trier jetzt auf WhatsApp lesen
Das SWR Studio Trier ist jetzt auch auf dem Messenger-Dienst WhatsApp aktiv. Dort finden Sie regionale Nachrichten von Mosel und Saar, aus der Eifel, Hunsrück und Hochwald.
Kreis hat schon mehr als 3.000 Menschen aufgenommen
Der Grund ist, dass Privatleute und Gemeinden aus dem Kreis seit 2022 bereits mehr als 3.000 Geflüchtete aufgenommen haben, vor allem aus der Ukraine.
"Die Hilfsbereitschaft war zu Beginn des russischen Angriffskrieges riesengroß", sagt Kreis-Sprecherin Rodermund: "Einige Menschen sind sogar von der Mosel aus an die polnische Grenze gefahren, um dort Ukrainer abzuholen und hier unterzubringen."
Weil im Kreis schon so viele Geflüchtete leben, hat das Land zwei Monate lang die Zuweisung ausgesetzt. "Wir gehen deshalb davon aus, dass wir den 'Longkamper Hof' vor Ende der Sommerferien nicht belegen müssen", sagt Rodermund.
Sozial verträgliche Unterbringung statt Turnhallen zu belegen
Ohnehin sollen dort erst dann Geflüchtete unterkommen, wenn alle anderen Einrichtungen im Kreis belegt sind. Denn der Verwaltung sei durchaus bewusst, sagt Rodermund, dass das alte Hotel in Longkamp kein perfekter Standort ist. Doch inzwischen fehle es an Alternativen: "Was wir unbedingt vermeiden müssen, ist, dass wir die Menschen in Sporthallen, Gemeindehäusern oder Zelten unterbringen müssen."
"Ich kann die Sorgen der Leute verstehen", sagt Rodermund. Doch eine Angst will sie den Longkampern nehmen: "Wir wollen dort nicht nur Männer unterbringen." Das Ziel sei es, im Longkamper Hof vor allem Familien unterzubringen. Eine Sozialarbeiterin soll sich um die Menschen kümmern: "Und wir wollen das wirklich so sozial verträglich gestalten wie möglich."
Horst Gorges wäre es lieber, wenn die Asylunterkunft gar nicht erst eröffnet. Stattdessen würde sich der Ortsbürgermeister wünschen, dass im Longkamper Hof Ferienwohnungen eingerichtet werden - so wie das vor Jahren mal geplant war. Doch er weiß auch, dass die Flüchtlingszahlen in den nächsten Jahren angesichts der vielen Krisen und Kriege eher weiter steigen werden und irgendwann auch wieder Menschen im Landkreis Bernkastel-Wittlich Schutz suchen.