In Rheinland-Pfalz kommen derzeit so viele Geflüchtete an wie seit Jahren nicht. 634 Menschen waren es allein vergangene Woche, die hierzulande Schutz suchten und erstmal in den Aufnahmeeinrichtungen für Asylbewerber, kurz AfAs, untergebracht wurden.
Für viele Geflüchtete ist die erste Anlaufstelle die ehemalige Kaserne in Hermeskeil. Es ist eine der größten AfAs des Landes. Doch die Einrichtung sei inzwischen überfüllt, heißt es bei der Stadt Hermeskeil. Zu acht schlafen die Menschen hier in einem Zimmer. Weil in der Kaserne selbst kein Platz mehr ist, wohnen manche Geflüchtete auch in Containern auf dem Gelände.
"Man ist da auf engstem Raum mit ganz vielen Menschen zusammengepfercht und hat keinerlei Möglichkeit zum Rückzug", sagt die ehrenamtliche Stadtbürgermeisterin Lena Weber (SPD). Ihr ist es daher ein Anliegen, dass die Menschen eine bessere Unterkunft bekommen. Das würde aber auch bedeuten: eine Unterkunft außerhalb der überfüllten Kaserne in Hermeskeil.
In AfA leben 600 Flüchtlinge mehr als vereinbart
Denn der Stadtrat würde sich wünschen, dass die Geflüchteten stärker auf andere Kommunen verteilt würden. Nach Angaben der Kommune hat es eine Absprache mit dem Land gegeben, dass in Hermeskeil nur bis zu 1.000 Menschen aufgenommen werden sollen.
Derzeit lebten dort aber rund 1.600 Geflüchtete. Also 600 mehr als vereinbart. In der am Mittwochabend beschlossenen Resolution fordert die Kommune daher mehr Unterstützung vom Land. In der Kaserne sollten nach Ansicht des Stadtrates nicht mehr als 1.000 Geflüchtete leben. Zudem fordern die Räte eine Verbesserung der ärztlichen Versorgung, des öffentlichen Nahverkehrs und mehr Arbeitsmöglichkeiten für die Asylbewerber.
Auch manche Anwohner machen sich Sorgen, sagt Stadtbürgermeisterin Weber: "Ich denke, dass die Stimmung eher kippt. Diese Angst vor dem Fremden, sag ich jetzt mal, muss auch irgendwo aufgebrochen werden. Die Frage ist schon, kann man einer Stadt mit an die 7.000 Einwohnern eine Aufnahmeinrichtung mit bis zu 2.000 Bewohnern zumuten?"
RLP hat Probleme, die Geflüchteten unterzubringen
Das Landesintegrationsministerium räumt ein, dass die Kaserne überbelegt ist. Doch auch für das Land sei es nicht einfach, die vielen Geflüchteten unterzubringen, sagt Ministerin Katharina Binz (Grüne): "Wir nehmen Menschen erstmal in den Aufnahmeeinrichtungen auf, dort verbleiben sie auch länger als das normalerweise der Fall wäre, um so den Kommunen ihrerseits Zeit zu geben, um Unterkünfte aufzubauen."
Das führe dazu, dass die Unterkünfte, wie in Hermeskeil, stärker belegt sind als ursprünglich angedacht. Laut Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) ist praktisch nirgendwo mehr Platz. Insgesamt 8.000 Plätze für Asylbewerber gibt es dort - mehr als doppelt so viele wie noch im letzten Jahr. In den nächsten Tagen sollen immerhin 450 Geflüchtete in das Hotel "Moselpark" in Bernkastel-Kues ziehen. Wenn aber weiterhin pro Woche mehr als 600 Menschen nach Rheinland-Pfalz kommen, wird auch diese Einrichtung bald belegt sein.
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