Ein Leben für das Ehrenamt

23 Jahre Bürgermeister von Bernkastel-Kues: Wolfgang Port sagt Tschüss!

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Maximilian Storr
Maximilian Storr

An der Mosel geht eine Ära zu Ende: Wolfgang Port kandidiert nicht mehr als Bürgermeister. Der CDU-Mann blickt auf 23 Jahre Amtszeit zurück und kritisiert die Belastung für ehrenamtliche Bürgermeister.

"Ein bisschen Wehmut ist sicherlich immer da, aber man muss auch loslassen können", sagt Wolfgang Port. Im Juni wird der Bürgermeister von Bernkastel-Kues zum letzten Mal an seinem Schreibtisch im Rathaus sitzen. Nach den Kommunalwahlen wird ein neuer Bürgermeister oder eine neue Bürgermeisterin die Amtsgeschäfte übernehmen.

"Die Alternative wäre ja gewesen, noch einmal anzutreten und gegebenenfalls waagerecht aus dem Rathaus getragen zu werden."

Nach über 23 Jahren sei es Zeit für Veränderungen, sagt der 70-Jährige. "Die Alternative wäre ja gewesen, noch einmal anzutreten und gegebenenfalls waagerecht aus dem Rathaus getragen zu werden. Das wollte ich nicht."

Über Nacht zum Bürgermeister geworden

Ports politische Karriere beginnt im Jahr 2000. Der CDU-Politiker kandidiert für den Stadtrat, um bei der Entwicklung von Bernkastel-Kues an der Mosel mitreden zu können. "Meine Familie wohnt seit 500 Jahren hier. Die Stadt hat mir immer am Herzen gelegen."

Wenige Monate nach seinem Einzug in den Rat wird Port quasi über Nacht zum Bürgermeister, weil der amtierende Bürgermeister zurücktreten muss. Er übernimmt als erster Beigeordneter zunächst kommissarisch, im Mai 2001 wird er schließlich zum Bürgermeister gewählt.

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Job kaum noch ehrenamtlich zu stemmen

Seitdem ist viel passiert. Vor allem sei die Belastung in den vergangenen 23 Jahren immer größer geworden. Was Port mittlerweile nervt, ist die Flut von Gesetzen und Verordnungen, die auf ehrenamtliche Politiker wie ihn in den vergangenen Jahren zugekommen sind. "Heute habe ich mehr als doppelt so viel zu tun wie früher. Für einen ehrenamtlichen Bürgermeister ist das eigentlich kaum noch zu stemmen."

Noch heute verbringt er nach eigenen Angaben bis zu zwölf Stunden am Tag im Rathaus oder auf Terminen. Auch die Bevölkerung habe höhere Ansprüche. Port beschreibt das auf seine typische Art: "Sobald irgendwo an einer falschen Stelle, ich sage das mal so drastisch, Hundescheiße liegt, werden Sie darüber informiert und jeder erwartet, dass man mit der Handschaufel hinfährt und das aufkehrt."

Noch sitzt Wolfang Port im Rathaus an seinem Schreibtisch. Im Juni wird nach über 23 Jahren Schluss sein.
Noch sitzt Wolfang Port im Rathaus an seinem Schreibtisch. Im Juni wird nach über 23 Jahren Schluss sein.

Vorurteile in Gesprächen abbauen

Persönliche Anfeindungen habe er in seiner Amtszeit allerdings nicht erlebt. Im Internet würde man dagegen schon mit Vorwürfen konfrontiert werden. Da brauche man ein dickes Fell, um damit zu Recht zu kommen, sagt Port.

Er habe aber auch festgestellt, dass in persönlichen Gesprächen viele Vorurteile abgebaut werden können. "Sie müssen schon ein Menschenfreund sein, sonst kann man den Job nicht machen."

Ausbau der Cusanusstraße als große Herausforderung

Stolz sei er vor allem darauf, dass es ihm als Bürgermeister immer um die Sache und nie um Parteipolitik gegangen sei, sagt Port. Die Stadt habe in seiner Amtszeit zwischen 80 und 90 Millionen Euro investiert, Kindergärten und Turnhallen saniert und locke viele Touristen an.

Die größte Herausforderung für ihn: Der Ausbau der Bernkastel-Kueser Cusanusstraße, der im Oktober 2020 begann und mitterweile abgeschlossen ist. Die Straße, die parallel zur Mosel verläuft, sei die Lebensader der Stadt, sagt Port und für etwa acht Millionen Euro aufwendig erneuert worden.

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Corona-Pandemie schwerste Zeit

Ans Aufhören habe er in seiner Amtszeit nur selten gedacht, auch wenn jeder Tag im Rathaus eine Herausforderung sei. "In der Corona-Pandemie gab es aber mal eine Zeit, in der man sich manchmal gefragt hat, ob man sich das alles noch ehrenamtlich antun soll."

Doch Port ist geblieben. Bis er im vergangenen Jahr entschieden hat, dass mit 70 Jahren als Bernkastel Kueser Bürgermeister Schluss sein soll. Es sei jetzt Zeit, das Amt an einen jüngeren Kandidaten oder Kandidaten zu übergeben. Zwei Männer und eine Frau wollen die Nachfolge von Wolfgang Port antreten.

Kommualpoltik funktioniert nur im Team

Wie er sich seinen letzten Tag im Rathaus vorstellt, weiß er nicht: "Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich muss noch jetzt noch einige Dinge regeln, damit mein Nachfolger oder meine Nachfolgerin eine ordentliche Übergabe bekommt."

Ohnehin habe die Arbeit immer nur im Team funktioniert, gemeinsam mit der Verwaltung und dem Stadtrat. "Meine Mutter hat mal zu mir als ich klein war gesagt, man soll sich nicht so wichtig nehmen. Im Grunde genommen haben wir die meisten Entscheidungen gemeinsam getroffen."

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