Nägel werden ins Holz gehämmert, eine Fräse schneidet die Balken, die später gestrichen werden, Ziegel kommen aufs Dach. Im Schulgarten des Thomas-Morus-Gymnasiums Daun (TMG) arbeiten Handwerker und Schüler zusammen am neuen traditionellen Backhaus der Schule.
"Ich fands schwer, sich zu konzentrieren, weil man mit seinen Freunden zusammen war und viel gelacht hat. Dann war es schwierig, den Nagel zu treffen, ich habe daneben geschlagen, habe den Nagel kaputtgemacht und musste einen neuen nehmen", sagt der 14-jährige Sebastian Häp aus der 9c.
Er hat sich freiwillig für diese Aufgabe gemeldet. War dafür einen Tag in der Werkstatt des Dachdeckers und ist jetzt dabei, wie der Dachstuhl auf das Backhaus kommt. Das wurde vorher von einem Ofenbauer gemauert.
Wie er wollte auch Lukas Ross aus der Parallelklasse aus mehreren Gründen dabei sein: "Ich wollte mitmachen, um der Schule zu helfen, aber auch, um mehr Berufserfahrung im Thema Handwerk zu bekommen.“ Er kann sich nämlich vorstellen, im Handwerk zu arbeiten, will sich vorher aber noch andere Berufe anschauen.
Backes als weiterer Lernort im Schulgarten
Indem das Backes am TMG gebaut wird, können die Schülerinnen und Schüler viel lernen, sagt Susanne Stumm, Leiterin der Ganztagsschule: "Wir versuchen, in der langen Zeit, die die Schüler hier ganztags verbringen, praxisnahe Projekte in den Fachunterricht einzubinden."
Im Schulgarten legen Hühner schon Eier und Bienen machen Honig. Da war es naheliegend, dass bald auch Brot gebacken wird: "Wir wollten einen zusätzlichen Lernort schaffen, in dem Natur und Ernährung gelernt werden können." Der Unterricht solle schließlich nachhaltig sein und dazu gehöre es auch, zu wissen, woher Lebensmittel kommen.
Denn obwohl Daun in der ländlichen Eifel liegt, wüssten viele der Kinder und Jugendlichen nicht, wie Lebensmittel hergestellt werden: "Als wir den Apfelbaum vorm Haupteingang geerntet haben, haben viele Kinder gestaunt, dass die Äpfel nicht wie im Supermarkt schön poliert und gleichmäßig sind. Und trotzdem gut schmecken."
Durchhalten trotz Papierkram
Zwischen der Idee im März 2023 und dem Baubeginn in diesen Sommerferien lag noch der Antrag auf eine Landesförderung, Kostenvoranschläge mussten eingeholt werden, die Schule musste sich mit den Handwerkern abstimmen.
Bei solchen finanzierten Projekten sei man dann manchmal an dem Punkt, wo man aufgeben will, angesichts all der Formulare, die man ausfüllen müsse, sagt Stumm: "Aber wir hatten die Idee, wollten das unbedingt machen, und haben dann durchgehalten."
Und zwar mithilfe eines Ofenbauers, der auf solche traditionellen Backhäuser spezialisiert sei. Das Backes hat ein Fundament, ist aus speziellen Steinen gemauert und steht frei, damit nichts Feuer fangen kann, erklärt Stumm.
Mit Material- oder Handwerkermangel hatte das TMG übrigens nicht zu kämpfen, sagt sie. Neben Eltern, die geholfen, und Sponsoren, die Geld zugeschossen haben, waren auch die Fachleute leicht zu finden: "Dank des originellen Projektes hat es glaube ich geklappt, dass die, die wir angefragt haben, gerne bereit waren, uns zu helfen."
Backhaus ist Gemeinschaftsort
Denn für die weitere Firma, die jetzt das Dach konstruieren musste, gebe es auch Vorteile, hier am TMG zu arbeiten, sagt Stumm: "Das Schöne war, dass dabei Schüler helfen konnten. Das sehen wir als Teil unserer Berufsorientierung an. Und auch der Dachdecker hofft, darüber vielleicht irgendwann Auszubildende zu bekommen."
Nach der Baukunst steht dann aber bald die Backkunst an. Eine Back-AG soll zukünftig einmal im Monat im Haus werkeln und das Backes auch sauber halten. "Ich hab schon zu meiner Klasse gesagt: Jeder, der hier Abitur macht, soll selbst ein Brot gebacken haben."
Für Stumm kann sich aus dem Backes aber auch ein neuer zentraler Ort an der Schule entwickeln: "Das gibt ja auch ein Gemeinschaftsgefühl in der Schule, wenn man Feste feiert oder einmal im Monat ein Backevent macht mit Schülern und Eltern."
Backen muss gelernt sein
Bevor es soweit ist, müssen aber erst einmal die Lehrer ran und in einem Workshop etwas lernen. Im Schulgarten wird man nämlich nicht so backen können wie im heimischen Ofen: "Da muss angefeuert werden, die Temperatur muss richtig abgeschätzt werden. Wir müssen das Backen richtig erlernen."
Dann aber kann so gut wie alles hier gebacken werden: Brot, wenn die Temperatur am Anfang am höchsten ist. Danach Kuchen und zum Schluss Flammkuchen. Schüler Sebastian freut sich noch auf etwas anderes: "Ich finde es schon cool, dass wir dann hier selbst Pizza in dem Ofen machen können. Aber das Backhaus anzuheizen, den Teig zu machen - das wird schon eine tagfüllende Aufgabe. Das wird interessant, wie wir das dann so händeln."
Lehrerin Susanne Stumm ist da zuversichtlich: "Ich denke, wenn hier auf dem Schulhof dann alles gut duftet, dann locken wir die Leute hier von weit her an. Das stelle ich mir toll vor."