Kommandowechsel im Hunsrück

Artillerieschule in Idar-Oberstein als Sinnbild für schlechten Zustand der Bundeswehr

Stand
Autor/in
Sebastian Grauer
Foto von Sebastian Gauer, Redakteur bei SWR Aktuell im Regionalbüro Traben-Trarbach

Kommandowechsel an der Artillerieschule in Idar-Oberstein. Der neue Kommandeur steht vor einer Mammutaufgabe: der Modernisierung der Kaserne.

Mit einem militärischen Appell ist der bisherige Leiter der Artillerieschule in Idar-Oberstein, Dietmar Felber, nach 43 Jahren Dienstjahren in den Ruhestand verabschiedet worden. Fünf Jahre hat er an der Spitze der Kaserne auf dem Idar-Obersteiner Rilchenberg gestanden.

Das Kommando über die Artillerieschule hat ab jetzt Olaf Tuneke. Der Oberst übernimmt eine schwierige Aufgabe, denn die Artillerieschule steht wegen ihres veralteten Zustandes in der Kritik.

Der neue Leiter der Artillerieschule der Bundeswehr in Idar-Obersteiner, Oberst Olaf Tuneke.
Der neue Leiter der Artillerieschule der Bundeswehr in Idar-Oberstein, Oberst Olaf Tuneke.

Eine große Aufgabe werde es sein, den Sanierungsstau in der Kaserne zu bewältige, sagte Tuneke beim Kommandowechsel. "Ich werde mich in meinen ersten Tagen mit all meiner Kraft dafür einsetzen, die entsprechenden Stellen an einen Tisch zu bekommen und mir zunächst einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Dann hoffe ich auch etwas verändern zu können."

Kaserne auf dem Rilchenberg hat undichte Fenster und kaputte Dächer

In dem Jahresbericht (2022) der Wehrbeauftragten Eva Högl (SPD) heißt es, dass die Kaserne "ein trauriges Paradebeispiel für den schlechten Zustand von Liegenschaften der Bundeswehr" sei. Die Soldatinnen und Soldaten berichteten der Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages von einer maroden Truppenküche, der jederzeit die Schließung drohe.

Außerdem seien die Dächer teilweise kaputt und die Fenster undicht. "85 Prozent der Bausubstanz sind sanierungsbedürftig oder gänzlich abgängig", schreibt Högl in ihrem Bericht über die Artillerieschule, wo seit einem Jahr auch ukrainische Soldaten ausgebildet werden.

"Die Kaserne ist ein trauriges Paradebeispiel für den schlechten Zustand von Liegenschaften der Bundeswehr."

Högl kritisiert Verzögerung der Sanierung

Dabei sollte die Artillerieschule bereits seit 2019 umfassend modernisiert werden. Aus diesem Grund hatte die damalige Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) Idar-Oberstein 2021 besucht und große Investitionen angekündigt. Passiert ist seitdem nichts, schreibt Högl. Zwar sei in diesem Jahr mit dem Baubeginn zu rechnen, doch die Liste der Mängel ist offenbar gigantisch.

Zuletzt hatte die rheinland-pfälzische Bauministerin Doris Ahnen (SPD) Vorwürfe der CDU zurückgewiesen, dass das Land für die Verzögerungen bei der Sanierung einer Bundeswehrkaserne in Idar-Oberstein verantwortlich sei. Ahnen sagte im Bauausschuss des Landtags, die Bundeswehr habe noch keine Bedarfsplanung vorgelegt. Ohne diese Planung könne die zuständige Landesbehörde nicht tätig werden.

Modernisierung dauert im "Idealfall" bis 2042

Seit den 1960er-Jahren sei die Kaserne nicht mehr umfassend saniert worden. 390 Millionen Euro müssten investiert werden. Mit einer vollständigen Modernisierung rechnen die Verantwortlichen der Artillerieschule erst im Jahr 2042 - im Idealfall.

Idar-Oberstein

Investionslücke von 390 Millionen Euro Wehrbeauftragte: Artillerieschule Idar-Oberstein in desolatem Zustand

Seit Monaten werden ukrainische Soldaten in Idar-Oberstein ausgebildet. Doch der Zustand der Kasernen ist nach einem Bericht der Wehrbeauftragten Eva Högl (SPD) katastrophal.

Am Nachmittag SWR4 Rheinland-Pfalz