Steht man mitten auf der großen Weide des Schiltzhofs in Hofweiler und schaut der Alpaka-Herde beim gemütlichen Fressen zu, macht sich sofort Entspannung in einem breit. Ein Anblick, bei dem man für einen Moment die Zeit und den kühlen Wind vergisst, der über die Weide fegt. Während man sich bei diesem Wetter die Sonne und warmen Temperaturen zurückwünscht, können die Alpakas nicht genug von dem frischen Wind bekommen. Schließlich stammen die Tiere ursprünglich aus den Anden, wo vor allem die Nächte sehr kalt werden können.
Vor vier Jahren hat mit den Vierbeinern Anton, Tiramisu und Tarzan die Alpaka-Haltung auf dem Hof in der Südeifel oberhalb des Kylltals begonnen. Den Hof hat Stefan Schiltz ursprünglich von seinen Eltern übernommen. Damals betraten er und seine Frau Neuland. Mit dem Einzug der Alpakas wollte man etwas neues ausprobieren, so Heike Schiltz.
Alpaka-Trend hält weiter an
Mit ihrer Idee, waren die beiden durchaus nicht allein. Angaben von Experten zufolge, steigt die Zahl der Neuweltkamele, zu denen auch die Alpakas gehören, enorm an. Rund 84 Prozent der, im Rahmen des Projekts befragten Tierhalter gaben an, seit den 2010ern Alpakas zu führen. Die Zahl der gehaltenen Tiere liege deutschlandweit bei mehr als 6.200.
Erster Nachwuchs der Herde
Im Laufe der Jahre ist bei Heike und Stefan nicht nur die Liebe und Begeisterung für die flauschigen Tiere gewachsen, auch die Alpaka-Familie hat sich vergrößert, erzählen beide. Seit kurzem zählt die Herde 17 Tiere. Besonders stolz sind Stefan und Heike auf die vier jüngsten Familienmitglieder, die in den vergangenen beiden Monaten geboren wurden. Das jüngste Fohlen, Rapunzel, kam erst vor zwei Wochen zur Welt.
Gerade noch rechtzeitig, bevor die regnerischen Tage begonnen haben. Denn auch wenn die südamerikanischen Vierbeiner den Wind und die Kälte der Sonne vorziehen, geht es doch in manchen Lebenssituationen nicht ganz ohne Wärme. Denn die Tiere haben eine viel zu kurze Zunge, um ihre Fohlen nach der Geburt trocken zu lecken, weshalb sie sich am Stand der Sonne orientieren müssen.
Steht die Sonne am höchsten und ist das Wetter windig, werden die Tiere fohlen. Nach der Geburt können sie dann in der Sonne trocknen. "Bei schlechtem Wetter können die Tiere die Geburt auch aushalten, bis das Wetter wieder besser ist. Erst dann bekommen sie die Fohlen."
Alpakas: Gutmütige und neugierige Fluchttiere
Mit Fohlen Rapunzel sei der Kindergarten dann komplett, sagt Heike Schiltz. Trotz ihres zarten Alters bringen die Tiere schon ordentlich Power mit und springen über die Weide. Auch in Sachen Neugierde, einem charakteristischen Wesenszug der Tiere, steht der Nachwuchs den Großen in nichts nach. Immer wieder kommen sie näher, schnüffeln neugierig. Für eine Streicheleinheit reicht die Neugierde dann aber doch nicht aus, denn die Tiere weichen immer wieder zurück.
Das sei aber ganz natürlich, denn immerhin handle es sich bei den Tieren auch um Fluchttiere, die sich ungern anfassen lassen und die Distanz zum Menschen wahren, erklärt Heike. Diese Eigenschaft der Tiere hindert allerdings nicht daran, mit den Tieren zum Beispiel Wanderungen zu unternehmen.
"Bei den Alpakas basiert sehr viel auf Vertrauen, sodass man eine gute Bindung zu ihnen aufbauen kann. Das geht recht schnell." Komme man ihnen zu nah, reagieren sie und weichen aus, was man unbedingt respektieren müsse. Eine Armlänge Distanz sei eine gute Einheit, lächelt Heike.
Fell gibt einzigartigen Geruch
So wird der Versuch, die Tiere zu streicheln auch nur ein Versuch bleiben. Und das, obwohl das Fell schon sehr verlockend glänzt. Schließlich macht es die Vierbeiner auch besonders und unterscheidet sie zum Beispiel von Lamas.
Durch die feinen Strukturen sei es sehr weich und spende den Tieren die notwendige Wärme. Einmal im Jahr, meist recht früh und in jedem Fall vor den heißen Sommermonaten, werden die Tiere geschoren.
Das gewonnene Fell lassen Heike und Stefan dann zu Seife und Bettwaren verarbeiten. Die Alpaka-Wolle ist nicht nur in ihrer Struktur einzigartig, sie gibt den Tieren auch einen besonderen Geruch. Alpakas riechen nach Popcorn. Das liege, sagt Heike, an dem geringen Fettanteil in der Wolle. Dadurch würden sich nicht so viele Bakterien im Fell bilden, die bei Tieren oft für einen unangenehmen Geruch sorgen.
In den kommenden Wochen werden die jungen Fohlen Rapunzel, Inka, Calimero und Malou die Herde mit ihrer Energie noch ordentlich aufmischen. Und wenn das den Älteren mal zu viel wird, dann wird das Weite gesucht. Platz genug ist auf der Weide des Schiltzhofs nämlich allemal. Und falls gar nichts mehr geht, dann wird eben auch mal gespuckt. Denn übers Spucken könne man in der Herde und der Rangordnung vieles klären, so Heike.