Seit dem 1. Januar 2025 gilt eine neue EU-Richtlinie für Altkleider, eine sogenannte verpflichtende Getrenntsammlung von Alttextilien. Textilien sollen dann nicht mehr im Restmüll landen, sondern im Altkleidercontainer entsorgt werden.
- Was soll durch die neue EU-Richtlinie erreicht werden?
- Wen betrifft die neue EU-Richtlinie?
- Wo entsorge ich kaputte Kleidung?
- Darf ich verschmutze Kleidung auch in den Altkleidercontainer werfen?
- Wie ist derzeit die Lage auf dem Altkleidermarkt?
- Welche Alternativen gibt es zu Altkleidercontainern?
Was soll durch die neue EU-Richtlinie erreicht werden?
Die EU möchte, dass alte Textilien häufiger wiederverwendet oder recycelt werden. Alle Textilien, die im Restmüll landen, werden das nämlich nicht. Sie werden verbrannt. Ab sofort sollen Textilien aller Art - auch Bettwäsche, Gardinen und Handtücher - im Altkleidercontainer abgegeben werden, um in den Recycling-Kreislauf zu kommen.
Die Textilwirtschaft verbraucht aktuell viele Ressourcen für die Produktion von Kleidung. Allein für ein T-Shirt werden 2.700 Liter Süßwasser benötigt. Dazu kommt, dass in Europa im Durchschnitt jeder Mensch 26 Kilogramm Textilien kauft und 11 Kilogramm davon wieder weg wirft. Bisher wird in der EU nur etwa ein Prozent der Kleidung recycelt, dieser Anteil soll mit der neuen Richtlinie deutlich gesteigert werden.
Wen betrifft die neue EU-Richtlinie?
In der Pflicht stehen die kommunalen Abfallentsorger. Sie müssen sicherstellen, dass Textilabfälle getrennt gesammelt werden.
Das funktioniert bislang gut. In der aktuellen Abfallanalyse des Zweckverbands Abfallwirtschaft für die Region Trier wurde nur ein Prozent Alttextilien im Restabfall gefunden. Im Rhein-Hunsrück-Kreis landeten zwei Prozent im Hausmüll, wie eine Hausmüllanalyse ergab. Beim Müllheizkraftwerk in Ludwigshafen hieß es, dass weggeworfene Textilien im Müll kein Problem darstellten. Die Anzahl entsorgter Altkleider in der Mülltonne sei gering, sagte ein Sprecher.
Wo entsorge ich kaputte Kleidung?
Hier gibt die neue EU-Richtlinie leider keine eindeutige Antwort, wie wir im nächsten Abschnitt über verschmutzte Kleidung erläutern. Anders als mit Farbe oder Öl verschmutze Kleidung kann beschädigte Wäsche aber teilweise wiederverwertet werden. Beschädigte Textilien gibt zum Beispiel das Deutsche Rote Kreuz Rheinland-Pfalz an eine Verwertungsgesellschaft weiter, die die Rohstoffe weiterverarbeiten. Daraus entstehen zum Beispiel Fußmatten, Autositzbezüge oder Putzlappen. Mit dem Erlös werden Projekte unterstützt.
Mit Alttextilien wurde bislang Geld verdient. Zahlreiche gemeinnützige Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz oder die Malteser haben daher zahlreiche Sammelcontainer aufgestellt. Allein das Deutsche Rote Kreuz hat nach Angaben eines Sprechers in Rheinland-Pfalz 2.000 Altkleider-Sammelbehälter aufgestellt. Hinzu kommen gewerbliche Sammler.
Container oder Second Hand Was passiert mit unseren Altkleidern?
Wer alte Kleidung ausrangieren möchte, kommt selten an den Altkleidercontainern vorbei. Doch was passiert mit den Spenden? Wir zeigen weitere Möglichkeiten der Entsorgung auf.
Darf ich verschmutze Kleidung auch in den Altkleidercontainer werfen?
Die neue EU-Richtlinie unterscheidet bislang nicht zwischen noch tragbarer, kaputter oder verschmutzter Kleidung. Aus diesem Grund herrscht noch keine klare Linie bei der Annahme von verschmutzten Textilien.
Nach Angaben des Zweckverbands für Abfallwirtschaft in der Region Trier kann auch verschmutzte Kleidung in die Sammelcontainer geworfen werden. Allerdings empfiehlt die Sprecherin, dass Kleidung grundsätzlich in Säcken eingeworfen werden sollte. So kann auch beispielsweise ölverschmierte Kleidung im Container entsorgt werden, ohne dass andere Teile dadurch verschmutzt werden.
Dagegen schreibt der große Entsorgungsbetrieb Remondis auf seiner Internetseite: "Sind die Textilien stark verschmutzt oder stark beschädigt, sollten sie nicht als Altkleider entsorgt werden."
Viele karitative Kleidersammler wie die Deutsche Kleiderstiftung bitten daher, auch weiterhin nur brauchbare Wäsche in die Container zu werfen, da sie keine Kapazitäten hätten, verschmutzte Kleidung zu entsorgen. Auch der Landesverband Rheinland-Pfalz e.V. vom Deutschen Roten Kreuz, der selbst viele Altkleidercontainer im Land besitzt, kann mit schmutziger Kleidung wenig anfangen. "Eine Lösung wird eine alternative Sammlungsform sein, die sich noch etablieren wird", meint Fabian Eser, der Referent für Presse- und Medienarbeit, mit Blick auf die Zukunft.
Wie ist derzeit die Lage auf dem Altkleidermarkt?
Für die gemeinnützigen und privaten Altkleidersammler wird das Geschäft zunehmend unattraktiv. Die Textilverwertung hat mit einer Absatzschwäche zu kämpfen. Nach Angaben des Westerwaldkreises sind erste Textilverwerter insolvent, weil sich die stoffliche Ausbeute und Aufarbeitung aus den Sammelmengen nicht mehr lohne. Der Grund: Minderwertige Stoffqualität der "Fast Fashion", also von Kleidern, die schnell produziert und meist nach kurzer Zeit entsorgt werden. Gleichzeitig fallen Absatzmärkte weg, weil einige Staaten ein Importverbot für Gebrauchttextilien erlassen haben.
Außerdem steigen die Kosten für Transportfahrzeuge und Benzin. Personal für die Sammlungen ist schwer zu finden. Wie lange lohnt sich das Geschäft also noch? Das kann im Moment keiner sagen.
Trotz neuer Gesetzeslage: Kommunale Entsorger warten erst einmal ab
Deshalb beobachten viele kommunale Entsorgungsbetriebe die Lage auf dem Alttextilmarkt ganz genau. Der Kreis Cochem-Zell, der Westerwaldkreis, die Region Trier und der Rhein-Hunsrück-Kreis warten erst einmal ab. In Koblenz gibt es zum Beispiel 100 Container von karitativen Einrichtungen, schreibt die Stadt. Deshalb werde die Stadt zunächst keine eigenen Entsorgungskapazitäten aufbauen. So sehen das auch die anderen Kommunen in Rheinland-Pfalz.
Wenn die gemeinnützigen und privaten Sammler aussteigen, dann sind sie allerdings in der Pflicht - laut Gesetz. Für die Bürger heißt das, dass die Müllgebühren steigen könnten. Darauf weist beispielsweise die Kreisverwaltung Cochem-Zell hin. Deshalb suchen parallel die öffentlich-rechtlichen Abfallentsorger das Gespräch mit den bisherigen Sammlern. Sie bieten Plätze auf Wertstoffhöfen an. Gleichzeitig reden sie mit Bürgermeistern, falls sie in den Orten doch eigene Altkleidercontainer aufstellen müssen. Da geht es um die Frage des Standorts, aber auch darum, wer den Ort künftig sauber hält.
Wird es Restmüll-Kontrollen geben?
Noch ist auch unklar, wie das neue Gesetz kontrolliert werden soll. Der Kreis Germersheim kündigte etwa an, dass die, die künftig alte Kleidung in den Restmüll werfen, mit einem Bußgeld rechnen müssen. Entdecken die Mitarbeiter der Müllabfuhr Altkleider im Müll, bleiben die Tonnen künftig stehen, sagt der Kreis. Auch die Kreiswerke Cochem-Zell und der Rhein-Lahn Kreis wollen stichprobenartig Restmülltonnen kontrollieren.
Welche Alternativen gibt es zu Altkleidercontainern?
Mehr nachhaltige Kleidung statt Fast Fashion Produkte könnten das Problem auf Dauer entschärfen. Alle Entsorger in Rheinland-Pfalz wünschen sich, dass weniger "Wegwerfkleidung" gekauft wird. Stattdessen sollten die Menschen auf Qualität achten und kaputte Kleidung auch mal flicken, wenn es möglich ist. In Ludwigshafen gibt es laut Stadt Kleidertauschpartys und sogenannte Kleidertreffs, wo Altkleider abgegeben werden können.
Gut erhaltene Kleidung kann direkt in Second Hand-Läden oder Sozialkaufhäusern abgegeben werden. Auch in Kleiderkammern wird Kleidung sortiert, aufbereitet und an Bedürftige weitergegeben.
Über alte Bettwäsche und Handtücher freuen sich auch Tierheime. Wer Materialien für Tiere spenden möchte, wendet sich dafür am besten an das örtliche Tierheim. Anderenfalls können alte Handtücher noch auf vielfache Weise im Alltag eingesetzt werden: Sie können zu Wasch- oder Putzlappen umfunktioniert oder zu Abschminkpads aus Stoff verarbeitet werden.