Immer wieder gibt es Probleme mit Altkleidercontainern, sodass sich gar keine Altkleider abgeben lassen. Was ist da los? Es spielen viele Faktoren eine Rolle, erklärt uns Bernhard Eck, Vorstand der Kommunalen Abfallwirtschaft Mainz-Bingen.
Ärger mit Altkleidercontainern
SWR1: In ganz Rheinland-Pfalz gibt es offenbar Probleme mit den Altkleidercontainern. Was ist da los?
Bernhard Eck: Grundsätzlich ist derzeit der Altkleidermarkt komplett zusammengebrochen. Die Lager von den Firmen, insbesondere in Holland, quellen über. Sie können ihre gewohnten Absatzmärkte, wie Afrika und Asien, nicht mehr bedienen. Dieser Markt wird teilweise überschwemmt durch chinesische Kleider.
Die Qualität der Recycling- oder wiederverwendbaren Kleidung wird immer schlechter durch den hohen Anteil von Kunstfasern in den Kleidungen. Und durch den Einkauf bei Billiganbietern, die man aus China kennt. Die Preise haben sich, von zum Beispiel 30 Cent für ein Sportshirt pro Kilogramm Kleider, auf fünf Cent auf dem Weltmarkt reduziert. Dafür ist natürlich dann nichts mehr groß transportierbar von Europa nach Afrika oder nach China.
Markt für Altkleider wird von Billigware überschwemmt
SWR1: In den Containern sind wohl immer seltener Kleidungsstücke, die tatsächlich verwertbar sind. Liegt das ausschließlich an der "Fast Fashion"?
Eck: Es liegt nicht nur ausschließlich daran, aber vieles liegt an dieser "Fast Fashion". Es gibt inzwischen zum Glück auch einen entgegengesetzten Trend, dass viele Menschen ganz bewusst in Second-Hand-Läden einkaufen.
Aber da geht es dann nicht um diese Billigfashion. Da geht es dann wirklich um qualitativ hochwertige Kleidung, die sich die Leute dann in diesen besonderen Geschäften heraussuchen. Sie haben recht, wir müssen uns wirklich wieder daran gewöhnen, qualitätsvoller einzukaufen.
Was tun, wenn der Altkleidercontainer voll ist?
SWR1: Bei vollen Sammelbehältern sollte man seine Kleiderspende zu einem anderen Sammelplatz bringen und nicht einfach vor die Behälter stellen. Was aber, wenn der nächste auch überquillt?
Eck: Zur Not kann man bei uns noch auf die Wertstoffhöfe kommen oder unsere Wertstoffzentren anfahren und dort etwas abgeben. Aber unsere Bitte ist, wenn so etwas wieder passieren sollte, die Kleider zurücknehmen und das nächste Mal wieder bringen. Denn wenn die Kleidung vor dem Container steht und nass wird, ist sie nicht mehr brauchbar, dann ist es gleich Restabfall.
Öffentliche Entsorger müssen sich gesetzlich um Altkleider kümmern
SWR1: Statt verwertbarer Klamotten, landet viel Müll in den Containern. Hat die Altkleidersammlung überhaupt noch eine Zukunft, wenn das so behandelt wird?
Eck: Die Altkleidersammlung muss eine Zukunft haben. Der Gesetzgeber hat uns auch ins Kreislaufwirtschaftsgesetz reingeschrieben, dass ab 1.1.2025 die öffentlich-rechtlichen Entsorger, also die Gebietskörpershaften, die dafür verantwortlich sind, ein Sammelsystem aufbauen müssen. Das ist jetzt im Gegensatz zu dem eingebrochenen Absatzmarkt umso wichtiger, dass die öffentlichen Entsorger ihrer Verpflichtung nachkommen. Wir sind auch für den Landkreis zuständig, wo bisher nur private Anbieter unterwegs waren.
Dadurch, dass die Privaten jetzt wenig Interesse haben, Altkleider zu sammeln [...] haben wir die Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass die Menschen, im Sinne des Stoffstrom-Managements, also Recycling, eine Möglichkeit haben, die Altkleider auf diesem Weg abgeben zu können.
Es ist auch ein positiver Effekt dabei. Alles, was in die Restabfall-Tonne kommt, wird verbrannt und geht quasi als CO2 in die Luft. Wenn ich Kleidung aber weiter nutzen kann, haben wir auch dort das Ziel der Kreislaufwirtschaft erfüllt, etwas länger im Gebrauch zu halten als tatsächlich vorgesehen.