Mit einer summierten Staudauer von 18.464 Stunden ist das Niveau vor der Corona-Pandemie deutlich überschritten, wie der Automobilclub ADAC am Dienstag mitteilte: 2019 betrug die Staudauer 15.865 Stunden, im Jahr 2022 waren es 13.418 Stunden.
Am längsten standen Autofahrer in Nordrhein-Westfalen im Stau (143.606 Stunden), gefolgt von Bayern mit 65.303 Stunden und Baden-Württemberg (42.770 Stunden). Positiver sah es in Rheinland-Pfalz aus, das sich mit den Bundesländern Berlin und Brandenburg im Mittelfeld der Staurangliste wiederfindet - trotz der im Bundesland selbst gesteigerten Staudauer.
Stauschwerpunkte: Niederländische Grenze, Baustellen, Sperrungen
Die Staulänge belief sich auf 43.100 Kilometer. Besonders viel los war auf der A61, die von der niederländischen Grenze kommend über Koblenz, Bingen, Worms, Ludwigshafen nach Hockenheim verläuft. Hier wurden 7.537 Ereignisse gemeldet, die 19.722 Kilometer Stau mit sich brachten. Viele Stauschwerpunkte sind dem ADAC zufolge auf Baustellen oder Sperrungen im Umfeld zurückzuführen. Im Hunsrück wurde das insbesondere auf der A61 deutlich, wo es im Zuge von Sanierungsarbeiten mehrere Großbaustellen gab. Einer der staureichsten Tage war laut ADAC der 29. September mit 121 Staumeldungen, einer Staulänge von 288 Kilometern und einer Staudauer von insgesamt 137 Stunden.
Deutschlandticket trägt nicht zu Reduzierung von Staus bei
Die Hoffnung, dass mit der Einführung des Deutschlandtickets im Mai 2023 Pendler verstärkt vom Auto auf den ÖPNV umsteigen und dies zu einer Dämpfung der morgendlichen und nachmittäglichen Stauspitzen führt, hat sich bislang nicht erfüllt: "Ein positiver Effekt auf das Verkehrsaufkommen und die Stauentwicklung ist leider nicht erkennbar", so ADAC Verkehrsexperte Jürgen Berlitz.
Nicht für alle ist das Deutschlandticket attraktiv - zum Beispiel nicht für Menschen, die in ländlichen, strukturschwachen Regionen wohnen und arbeiten. Chronische Verspätungen und Ausfälle, bedingt unter anderem durch die vielen Bahnbaustellen, schrecken zusätzlich ab. Laut Pünktlichkeitsreport 2023 sei fast jeder dritte Reisende verspätet angekommen, so der ADAC. Die mehrtägigen Bahnstreiks von EVG und GDL hätten ebenfalls nicht dazu beigetragen, das Auto stehen zu lassen.
Prognose für 2024: Steigendes Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen
Über das gesamte Jahr 2023 war werktags sowohl die morgendliche als auch die nachmittägliche Stauspitze im Schnitt wieder ausgeprägter als 2022, was für eine verstärkte Rückkehr an den Arbeitsplatz spricht. Für 2024 rechnet der ADAC mit steigendem Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen, was sich auch in den Stauzahlen niederschlagen dürfte. Eine nicht unerhebliche Rolle spielen dabei auch die Baustellen, die jedoch notwendig sind, um das teils marode Autobahnnetz zu modernisieren.