"Blüte", "Wald" und "Sommertracht" - all diese Honigsorten verkauft Hobby-Imker Rainer Becker aus Weinolsheim. Seine Bienen sammeln hier in Rheinhessen und im Westerwald. Viel Arbeit steckt in der Imkerei. Reich macht es nicht.
"Die Preise, die ich selbst aufrufe, sind noch nicht angemessen. Also manchmal fühle ich mich wie eine Sozialstation. Das heißt: 'Hobbyimkerei? Da muss man ja nichts verdienen.' Aber irgendwo müssen die Kosten, die man hat im Jahr, entsprechend wieder reinkommen. Preise von 8 Euro für das Pfund-Glas ist das untere Level", so Becker. 96 Prozent aller Imker in Deutschland leisten die Arbeit in ihrer Freizeit.
Immer weniger Bienenvölker
Der Landesverband der Imker in Rheinland-Pfalz beobachtet zurzeit die Entwicklung, dass Imker zwar nicht unbedingt aufgäben, aber die Zahl der Völker von früher durchschnittlich 10 bis 15 auf 3 bis 4 reduzierten. "Das reicht für den Eigenverbrauch, aber für den Verkauf rentiert sich das Abfüllen des Honigs eben nicht mehr", sagt Thomas Hock, der Landesvorsitzende des Imkerverbandes Rheinland-Pfalz.
Beim Verkauf des Honigs im Großgebinde an Abfüller erziele man durch die Billigimporte nur drei bis vier Euro je Kilo. "Das lohnt sich absolut nicht."
Imkerverband RLP wendet sich an Bundesagrarminister Özdemir
Aus Großbritannien importierter Honig steht der Behörde zufolge ausnahmslos unter Verdacht, "was wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass Honig in anderen Ländern produziert und im Vereinigten Königreich vor seiner Wiederausfuhr in die EU weiter gemischt wurde".
In einem Brief hat der Imkerverband Rheinland-Pfalz Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) gebeten, sich bei der EU mehr für deutsche Imker einzusetzen. Thomas Hock meint dazu: "Wenn Sie jetzt heute im Supermarkt ein Glas Honig kaufen, dann steht drauf: Honig aus EU und Nicht-EU. Das bedeutet, er kann irgendwo herkommen. Er kann auch vom Mars kommen. Das ist ja nicht klar definiert, wo er herkommt. Und als Verbraucher sollte ich die Transparenz und das Recht haben, zu erkennen, wo der Honig im Glas oder der Flasche herkommt."
EU-Kommission will Honigrichtlinie überarbeiten
Auf Anfrage des SWR teilte das Agrarministerium mit, für eine faire Honigproduktion sei es wichtig, dem Problem der Vermarktung von verfälschtem Honig wirkungsvoll begegnen zu können. Die damalige Bundesregierung habe bereits 2017 ein "Nationales Referenzentrum für authentische Lebensmittel" ins Leben gerufen. Dieses Institut befasse sich mit der Entwicklung von Methoden zum Nachweis von verfälschtem Honig.
Bisher fehle allerdings eine EU-weit harmonisierte Festlegung von Analyseverfahren zum Nachweis von verfälschtem Honig. Allerdings habe die EU-Kommission zuletzt zugesagt, diese Arbeit vorantreiben zu wollen. Ende April sei ein Vorschlag für eine Überarbeitung der Honig-Richtlinie vorgelegt worden, hieß es in einem Schreiben des Ministeriums. Zukünftig sollen klarere, verbindliche Vorschriften für die Ursprungskennzeichnung von Honig eingeführt und in Honigmischungen die einzelnen Ursprungsländer verpflichtend angegeben werden.
Die Imker im Land jedenfalls sagen: Wer ganz sicher gehen und auf jeden Fall gepanschten Honig vermeiden will, der sollte nach deutschem Honig greifen.
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