Weltweit wird an Ostern die frohe Botschaft gefeiert - der gekreuzigte Jesus Christus ist auferstanden von den Toten. In der Osternacht versammelte sich Papst Franziskus mit etwa 6.000 Gläubigen im Petersdom und appellierte an die Menschen, Egoismus, Gleichgültigkeit und Hass zu überwinden.
Auch in Rheinland-Pfalz wurden an Ostersonntag Gottesdienste gefeiert. Die Bischöfe der großen Kirchen riefen ebenfalls in ihren Osterbotschaften zum Widerstand gegen das Unheil in der Welt auf. Die Auferstehung ermutige die Christen, sich für das Leben und das Miteinander einzusetzen.
Bischof Kohlgraf in Mainz: Kirche als mitfühlende Gemeinschaft
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf betonte in seiner Predigt, dass die Menschen von der Kirche "Nähe und Zuwendung erwarten". Kohlgraf sagte im Mainzer Dom: "Das österliche Evangelium weist uns als Kirche unmissverständlich darauf hin, dass Jesus nicht irgendeinen Verein gegründet hat." Die Kirche solle vielmehr eine Gemeinschaft sein, "die keinen Menschen als Nummer ansieht, die fähig ist, mitzufühlen, mitzufreuen, notfalls auch Tränen zu trocknen".
Dies gelte nicht nur für die hauptamtlichen kirchlichen Mitarbeiter sowie die Priester und Bischöfe. "Ich wünsche uns allen, dass wir Menschen bleiben, die nicht weglaufen, sondern verändern, Menschen der Hoffnung und der Zuwendung", sagte Kohlgraf.
Bischof Ackermann in Trier: Ostern als "Weckruf"
Als Weckruf sieht der Trierer Bischof Stephan Ackermann die Osterbotschaft an. Von der im November 2023 vorgestellten Kirchenmitgliedschaftsstudie könne man den Eindruck gewinnen, "dass ein kontinuierliches Absterben des Glaubens und der Religiosität in unserem Land irgendwie vorbestimmt und unumkehrbar ist", sagte Ackermann in seiner Predigt am Ostersonntag.
Viele Menschen beklagten zudem, dass das, was ihnen im Glauben wichtig und vertraut war, massiv im Schwinden begriffen sei. "Sie haben das Gefühl, dass ihnen damit ein Stück ihres eigenen Lebens genommen wird. Wo früher Leben und Aktivität war, finden sich immer mehr Leerstellen", so der Bischof. Es sei nicht zu leugnen, dass sich immer deutlicher zeige, wie "löchrig" die Glaubensgemeinschaft insgesamt und vielleicht auch der eigene Glaube werde.
Ein zwangsläufiges Verschwinden des Glaubens anzunehmen, hieße jedoch, der "Kraft des österlichen Lebens nicht zu trauen", sagte Ackermann. Man dürfe nicht meinen, "die Kraft der Auferstehung sei nur so stark, wie wir selbst stark sind im Glauben und in unserer Glaubwürdigkeit", betonte der Trierer Bischof. Wer so denke, bringe Ostern um seine Kraft.
Bischof Wiesemann fordert in Speyer "Ehrfurcht vor Geheimnis des Lebens"
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann mahnte zu mehr "Ehrfurcht vor dem Geheimnis des Lebens". In seiner Predigt im Dom zu Speyer sagte er, der Schutz des menschlichen Lebens müsse von seinem Anfang bis zum Ende rechtlich garantiert werden.
"Alle mit uns lebenden Menschen, ob einheimisch oder fremd" hätten die gleiche Würde und die gleichen Rechte. Das Leben zu schützen und die Menschenwürde zu beachten seien entscheidend für ein friedliches Zusammenleben und die "moralische Kultur" einer Gesellschaft.
Bätzing in Limburg: Jesus als "Ursprung von allem"
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, betonte in seiner Ostersonntagspredigt im Limburger Dom, dass Ostern den Menschen in Gang bringen wolle und mit Jesus etwas Neues beginne. Der auferstandene Christus bevorzuge es, den Menschen zu überraschen und das Unmögliche möglich zu machen.
"Ostern will uns in Gang bringen, damit uns aufgeht, was Gott seit ewigen Zeiten schon vorhat: 'Was alt ist, wird neu, was dunkel ist, wird licht, was tot war, steht auf zum Leben, und alles wird heil in dem, der der Ursprung von allem ist, in unserem Herrn Jesus Christus'", sagte Bätzing und zitierte damit einen Teil aus dem Gebet nach der siebten Lesung der Osternacht. Mit Jesus sei ein Anfang einer neuen Welt gemacht, voll Lebendigkeit, die auch Gewalt und Hass nicht niederringen könnten.
Zeitumstellung in der Osternacht
In seiner Predigt ging der Bischof vor hunderten Gläubigen auch auf die Bedeutung der Tageszeit im Osterevangelium ein. "Auch Nachteulen wissen, dass den Tagesanfang eine besondere Stimmung prägt", sagte Bätzing. Abends sei der Kopf oft voll und das Herz beladen. Der Morgen hingegen habe etwas Ursprüngliches und Schöpferisches an sich.
Dies helfe, die Müdigkeit zu vertreiben und in den Tag hineinzugehen. In der Nacht zum Ostersonntag war die Zeit um eine Stunde auf die Sommerzeit vorgestellt worden und die Nacht damit um eine Stunde kürzer. Damit ist es abends länger hell. In der Heiligen Schrift sei der Morgen eine Zeit voller Wunder, sagte Bätzing.