Die Hühner auf dem Schmitthof in Lingenfeld haben auf der weitläufigen grünen Wiese massig Platz zum Picken - insgesamt 40.000 Quadratmeter. Interessiert sie aber nicht. Auf Schuhe scheinen sie deutlich mehr zu stehen als auf saftiges Grün. "Die sind total neugierig - das ist ein gutes Zeichen!", meint Georg Schmitt nur stolz, während mir die Hühner das Schuhwerk zerpicken.
Wie wird heutzutage aus dem Ei ein Küken?
Neugierige Tier sind sie also, diese Hühner. Aber fangen wir vorne an: Eine Henne legt Eier, setzt sich drauf und wendet sie regelmäßig behutsam mit dem Schnabel, dass sie auch von allen Seiten gleich viel Wärme abbekommen. Nach rund drei Wochen Brüten schlüpfen dann die kleinen, gelben, flauschigen Küken, die wir so sehr mit Ostern verbinden. Die kuscheln sich dann noch einige Wochen in das Federkleid der Mama-Henne, bis sie deren Schutz und Wärme nicht mehr brauchen und selbstständig unterwegs sein können. Oder?
Ganz so romantisch geht es auf Hühnerhöfen heutzutage in der Regel nicht zu. Hier heißt es Wärmeplatte statt Mama-Henne. Der Schmitthof in Lingenfeld bekommt seine Küken zum Beispiel als Tagesküken von einer Brüterei. "Das klingt vielleicht erstmal komisch, ist aber so, wenn man als Eierbetrieb wirtschaftlich eine Chance haben möchte", erklärt Georg Schmitt.
Die Tagesküken kommen bei Schmitts in einen Aufzuchtstall, der mit Wärmeplatten ausgestattet ist. Die sollen die Wärme der Mutterhenne imitieren. Die Küken schlüpfen unter die Platten und kuscheln sich auch gerne mal mit dem Rücken daran. Nach zweieinhalb bis drei Wochen, wenn sich ihr Federkleid entwickelt hat und sie damit ausreichend geschützt sind, dürfen sie dann raus aufs saftige Gras.
Hätte mein Frühstücksei ein Küken werden können?
Die kurze Antwort lautet: Ja. Die lange Antwort: Auf dem Schmitthof gibt es im Gegensatz zu vielen anderen Betrieben keine Abrollsysteme in den Hühnerställen, bei denen die Eier nach dem Legen direkt aus dem Stall kullern. Hier legen die Hennen die Eier in richtige Nester. "Das ist einfach natürlicher", so Georg Schmitt.
Täglich um 11 Uhr holen er und seine Familie die Eier also aus den Nestern. Was die Hühner und Hähne in der Abwesenheit der Homo sapiens so treiben, bleibt ihr Geheimnis. Es kann also durchaus sein, dass da mal ein befruchtetes Ei mit dabei ist. "Weil den Eiern aber die Wärme fehlt, die sie normalerweise durch das Brüten bekämen, passiert da nichts mehr im Ei, auch wenn es befruchtet sein sollte", erklärt Georg Schmitt. Also keine Sorge - man hat nicht plötzlich ein Küken im Kühlschrank sitzen.
Wie lange lebt so ein Huhn?
Für die Küken, welche aus den befruchteten Eiern geschlüpft sind, die nicht im Osterkorb gelandet sind, gilt: Nach ihrer Station im Aufzuchtstall fangen sie nach etwa fünf Monaten an, Eier zu legen. Nach weiteren 14 bis 16 Monaten wird die Schalenqualität schlechter, die Legeleistung geht zurück, und damit wird es für den Betrieb unwirtschaftlich.
Statt die Hühner irgendwo in weiter Ferne schlachten und vermarkten zu lassen, passiert das bei dem Lingenfelder Familienbetrieb alles regional. Georg Schmitt fährt die Hühner zu einem Schlachthof in der Nähe, nimmt die geschlachteten Tiere im Anschluss wieder mit und verkauft sie gemeinsam mit Frau und Mutter in deren Hofladen als Suppenhühner oder in fertiger Dosensuppe.
Was haben Ei und Küken mit Ostern zu tun?
Wie so oft mit Bräuchen und Traditionen sind sich die Expertinnen und Experten bei dieser Frage nicht ganz einig. Es gibt wohl verschiedenen Gründe, wie Küken und Ei zu Ostersymbolen wurden. Einer dürfte aber sein, dass ein kleines Küken, das piepend aus dem Ei schlüpft, ein klares Zeichen für Fruchtbarkeit und Leben ist. Dass das Ei so symbolträchtig wurde, hängt wohl unter anderem mit der Fastenzeit zusammen. In der wurde häufig auf Eier verzichtet, bis man sie zum Osterfest dann wieder genießen konnte.
Das macht sich bei Georg Schmitt übrigens bis heute noch bemerkbar. In der Zeit vor Ostern sei die Nachfrage nach Eiern oft nicht ganz so groß. "Das ist aber ganz gut, dann haben wir genug Zeit, Eier für Ostern färben zu lassen", freut sich Georg Schmitt. Die gibt es dann im Hofladen zu kaufen und der Schmitthof ist damit bestens auf die Osterzeit vorbereitet.