Wenn der SWR über Verbrechen berichtet, stellt sich jedes mal neu die Frage: Soll oder muss die Nationalität oder Herkunft des mutmaßlichen Straftäters genannt werden? Der SWR bekommt regelmäßig Mails, in denen kritisiert wird, dass die Nationalität nicht genannt wird. In den Redaktionen wird in jedem Fall einzeln darüber entschieden. Auch der Publizistik-Wissenschaftler der Universität Mainz, Nikolaus Jackob, beschäftigt sich mit der Frage: Nationalität nennen - ja oder nein?
SWR entspricht Leitlinien des Journalismus
Die Polizei nennt inzwischen die Nationalität möglicher Straftäter in ihren Pressemitteilungen. Ausschlaggebend für den Südwestrundfunk ist hingegen die Frage: Besteht ein Zusammenhang zwischen Herkunft und Tat? Nach Ansicht des Publizistik-Wissenschaftlers Jackob entspricht der SWR mit dieser Vorgehensweise den gültigen journalistischen Leitlinien.
Konkret heißt das: Jeder Fall wird dahingehend überprüft, ob ein Sachzusammenhang zwischen Tat und Nationalität beziehungsweise Herkunft besteht.
Durch Berichterstattung nicht stigmatisieren
Genauso wichtig ist laut der Leitlinien zu prüfen, ob Medien durch ihre Berichterstattung stigmatisieren. Dazu gibt es zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, erklärt Jackob. Immer dann, wenn bestimmte Menschengruppen mit Verbrechen in Verbindung gebracht würden, werde die Zahl der Taten, derer sie sich vermeintlich schuldig gemacht hätten, überschätzt.
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Jackob betont: Das Interesse an der Herkunft oder der Nationalität von Tatverdächtigen sei legitim und oft auch begründet. Allerdings sagt der Wissenschaftler auch: "Die allermeisten Taten stehen nicht mit der Herkunft in Verbindung."
Trotzdem gebe es viele Taten, bei denen die Herkunft ursächlich für das Verständnis des Falls sei. Bei ausländischer, organisierter Kriminalität müsse man beispielsweise erklären, woher die Täter kommen, um den Fall zu verstehen.
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