Umweltverschmutzung in Weinbergen an Mosel und Saar

Mikroplastik im Weinanbau in Rheinland-Pfalz

Stand
Autor/in
Frank Wittig
Frank Wittig, Reporter für SWR Wissen aktuell
Emily Burkhart
Portrait Bild der Autorin Emily Burkhart
Leila Boucheligua

Mikroplastik hat die Weinberge in Rheinland-Pfalz erreicht: Forschende fanden bis zu viertausend Teilchen pro Kilogramm Boden. Die langfristigen Auswirkungen auf Bodenqualität und Weinproduktion bleiben unklar.

Mikroplastik ist längst ein globales Umweltproblem. Es findet sich im Meer, in Flüssen und sogar im Ackerboden. Eine neue Studie der Universität Trier gemeinsam mit der Fachhochschule Darmstadt hat nun erstmals den Boden von Weinbergen an der Mosel und der Saar untersucht.

Auch dort wurden die Forschenden fündig. Bisher ist allerdings wenig darüber bekannt, wie sich das Mikroplastik im Boden langfristig entwickelt und welche Konsequenzen es für die Bodenqualität hat.

Mikroplastik im Weinberg

Woher stammt das Mikroplastik?

Das Team um den Trierer Geografen Dr. Manuel Seeger konnte nach Exkursionen in die Weinberge die Quellen des Mikroplastiks identifizieren. Die winzigen Kunststoffpartikel stammen vor allem von Materialien, die im Weinbau verwendet werden, wie etwa Klammern oder Pheromon-Fallen.

Das sind erstmal große Plastikteile, die durch die Umwelteinflüsse kleiner werden und dann durch die Bodenbearbeitung oder andere Prozesse dann auch wirklich tief in den Boden hineinkommen.

Ein Mann hält Kunststoffhaken in den Händen, die im Weinanbau regelmäßig zum Einsatz kommen.
Haken und Pheromonfallen aus Kunststoff, die im Weinanbau zum Einsatz kommen, bleiben zum Teil liegen und finden sich dann als Mikroplastik später im kompletten Boden der Weinberge wieder.

Mikroplastik bis zu 30 Zentimeter tief im Boden gefunden

Die Forschenden entnahmen an acht verschiedenen Stellen entlang der Mosel und der Saar Bodenproben. Dabei fanden sie Mikroplastik in Tiefen von bis zu 30 Zentimetern. "Mikroplastik ist im Endeffekt alles, was kleiner fünf Millimeter ist und größer [als] ein Mikrometer, also ein tausendstel Millimeter" erläutert Seeger, "Das ist eine reine Definitionssache".

In den untersuchten Weinbergen wurden etwa 4.500 Mikroplastikteilchen pro Kilogramm Boden nachgewiesen. Obwohl diese Menge auf den ersten Blick hoch erscheint, sind die meisten Teilchen extrem klein.

Weinberge als bedeutende Quelle von Mikroplastik in Süßwasser

Die Analyse der Bodenproben ergab, dass es sich bei den gefundenen Kunststoffarten um gängige Materialien handelt, die auch im Alltag weit verbreitet sind. Darunter sind Polypropylen und Polystyrol – laut Seeger vollkommen normale Kunststoffe.

Obwohl diese Kunststoffe in Weinbergen allgegenwärtig sind, ist wenig darüber bekannt, wie sie die Bodenqualität beeinflussen. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass Mikroplastik aus dem Boden in den Wein gelangt. Doch was langfristig mit diesen winzigen Partikeln geschieht, ist noch unklar.

In ihrer Studie weisen die Forschenden darauf hin, dass es bei Weinbergen an Hängen im Vergleich zu anderer Landnutzung eine besonders hohe Erosion, also Abtragung von Erde, gibt. Demnach könnten Weinberge eine bedeutende Quelle von Mikroplastik in Süßwasser sein.

Biologisch abbaubare Kunststoffe wären eine Lösung

Obwohl keine unmittelbare Gefahr durch das Mikroplastik in den Weinbergen besteht, stellt sich die Frage, ob es nicht besser wäre, auf Kunststoffe im Weinbau zu verzichten. Dr. Manuel Seeger hält dies für utopisch. "Aber es wäre sicherlich wünschenswert, wenn die Industrie Kunststoffe entwickelt, die einfach nicht so lange überleben" fügt der Geograf hinzu. Biologisch abbaubare Kunststoffe, die sich innerhalb weniger Jahre in Kompost verwandeln, könnten eine mögliche Lösung sein, um die Belastung der Weinbergsböden mit Mikroplastik zu reduzieren.

Handlungsbedarf im Weinbau

Die Studienergebnisse machen deutlich, dass Mikroplastik auch vor den Weinbergen nicht Halt macht. Die langfristigen Auswirkungen auf die Bodenqualität und die Weinproduktion sind noch nicht abschließend geklärt, aber der Handlungsbedarf ist offensichtlich. Weitere Forschung ist notwendig, um das Problem besser zu verstehen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.

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