Dutzende Kinder planschen in einem Freibad.

Bademeister sind alarmiert

Eltern am Handy - DLRG befürchtet mehr Badeunfälle in Rheinhessen

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Ilona Hartmann
SWR-Autorin Ilona Hartmann
Jürgen Wolff

Immer mehr Eltern starren fast unentwegt aufs Handy oder sind anderweitig abgelenkt, dabei müssten sie ihre badenden Kinder beaufsichtigen. Im Schwimmbad kann das zu einem ernsten Problem werden.

"Eigentlich ist es diesen Sommer richtig entspannt," sagt Malte Rieth von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Rheinhessen. Bislang habe es erfreulich wenig Einsätze oder richtig gefährliche Situationen in rheinhessischen Schwimmbädern oder an den Rheinstränden gegeben.

Allerdings gebe es ein Phänomen, das immer häufiger zu beobachten sei: Dass Eltern unaufmerksam seien und nicht so auf ihre Kinder aufpassen, wie sie das eigentlich müssten.

In Nieder-Olm musste Dreijähriger aus Becken gerettet werden

Die Gefahr, die damit einhergehe, habe sich in den vergangenen Jahren zu dem größten Problem während der Badesaison entwickelt, so Rieth.

Erst vor einigen Wochen hätten an einem einzigen Tag in drei Schwimmbädern im Südwesten Kinder reanimiert werden müssen, die beinahe ertrunken seien. In einem Fall war es ein Dreijähriger im Schwimmbad in Nieder-Olm, den seine Mutter aus den Augen verloren hatte. Glücklicherweise seien alle drei Kinder gerettet worden, berichtet Rieth.

Eltern sehen sich im Schwimmbad nicht in der Verantwortung

Doch genau solche lebensbedrohlichen Situationen könnten entstehen, wenn Kinder unbeaufsichtigt im Wasser tobten. Er habe den Eindruck, dass bei vielen Menschen eine Art Dienstleistungsmentalität bestehe. Sie erwarteten, dass im Schwimmbad jemand anderes nach ihren Kindern schaue.

Die Eltern glauben: Wir sind ja im Schwimmbad, da wird sich schon jemand kümmern.

Dabei sei es keineswegs so, dass Eltern ihre Aufsichtspflicht einfach an der Eingangstür abgeben könnten. Auch im Schwimmbad müssten sich die Erwachsenen um ihren Nachwuchs kümmern und die Kleinen selbst im Auge behalten.

Problematische Eltern auch in Rheinwelle bekannt

Auch der Betriebsleiter der Rheinwelle in Gau-Algesheim, Werner Federhenn, bestätigt, dass viele Eltern unaufmerksam seien. Zum Teil seien sie mit ihren Handys beschäftigt. Bücher oder Zeitschriften seien als Ablenkung aber genauso geeignet. In der Rheinwelle dürften Kinder, deren Eltern nicht nach ihnen schauten, deshalb nicht ins Wasser. 

Eltern könnte Hausverbot drohen

Sollten Eltern sich gar nicht einsichtig zeigen, könnte man auch über ein Hausverbot für sie nachdenken, sagt Eric Voß von der Deutschen Gesellschaft für das Bäderwesen. Allerdings sieht er dies tatsächlich nur als letzte Konsequenz. Vorher würde er immer erst einmal das Gespräch suchen und auf die Vernunft der Leute setzen.

Situation an Badeseen noch gefährlicher

Noch gefährlicher als im Schwimmbad sei die Unaufmerksamkeit der Eltern an Badeseen, betont Malte Rieth von der DLRG Rheinhessen. Im Schwimmbad bestehe wenigstens noch eine relativ große Chance, dass jemand bemerke, wenn beispielsweise ein Kind in Gefahr gerate. Außerdem sei das Wasser klar und nicht sehr tief. In einem See sehe das ganz anders aus: "Wenn da jemand untergeht, ist er weg."

Ein weiteres Risiko sei, dass die Badestellen, wie etwa der Rheinstrand in Oppenheim, unbeaufsichtigt sind. Deshalb erinnert die DLRG die Eltern dort ganz besonders an ihre Aufsichtspflicht. Sie empfiehlt dringend, die Kinder nicht aus den Augen zu lassen. Das Gleiche gelte auch für Freundesgruppen. Bei einem Badeausflug sollten immer alle aufeinander achten, damit es rechtzeitig bemerkt werde, wenn eine gefährliche Situation entstehe.

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Sollte es jetzt in den Sommerferien ein paar Tage oder Wochen am Stück durchgehend heiß bleiben, bestehe noch mehr die Gefahr, dass die Menschen unvorsichtig würden, so Rieth. Deshalb werde die DLRG nicht müde, immer wieder zu warnen und an die Eltern zu appellieren, aufmerksam zu bleiben.

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