Studieren im Ausland

Die Odyssee eines Krankenpflegers aus Trechtingshausen bis zum Medizin-Studium

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Kein Abitur und trotzdem studieren? Das geht, aber an den Hürden scheitern viele in Deutschland. Die Lösung kann ein Auslandsstudium sein – das ist aber teuer.

Das freiwillige soziale Jahr im Behindertenbereich in Bad Kreuznach erweckte Tobias Kunz‘ Liebe zur Medizin. Nach der anschließenden Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger begann der heute 32-Jährige die Arbeit in einer Intensivstation. Doch die Privatisierung der Klinik, in der er arbeitete, führte zum Stellenabbau: 20 Intensivbetten mussten ab da von drei Pflegenden betreut werden. Die Belastung war zu groß, Kunz wollte raus aus der Pflege.

Mit der eigenen Firma raus aus dem Stress – der gelernte Pfleger gründete ein Unternehmen, das Medizin-Produkte vertrieb. Nach fast zehn Jahren hatte er den erneuten Wunsch nach einem beruflichen Wechsel. Sein neues Ziel: Medizin studieren.

Der Trechtingshausener Tobias Kunz hat kein Abitur, studiert aber trotzdem Medizin - in der Slowakei.
Der Trechtingshausener Tobias Kunz hat kein Abitur, studiert aber trotzdem Medizin - in der Slowakei.

Medizin-Studium in Deutschland: alle Mühen umsonst

Seine Ausbildung in der Pflege und die Berufserfahrung gaben Kunz die Berechtigung, in Deutschland zu studieren – auch ohne Abitur. Kunz bewarb sich vier Jahre lang an der Universitätsmedizin in Mainz. Dort gibt es mit Realschulabschluss nur zehn Prozent verfügbare Stellen.

"Das Schwierigste ist das System in Deutschland, wie man sich anmeldet für das Medizinstudium."

Eine besonders große Hürde bei seiner Bewerbung war der fehlende persönliche Kontakt zu den Universitäten. Bewerberinnen und Bewerber würden nur als Nummern und Notendurchschnitte gesehen werden, beklagt sich Tobias Kunz.

Um die eigenen Noten zu verbessern, wird ein TMS angeboten – ein in Deutschland einheitlicher Test für medizinische Studiengänge. Doch dieser Test hat kaum mit Medizin zu tun. Kunz beschreibt ihn eher als IQ-Test. Ist das Ergebnis nicht gut, gibt es kaum Chancen, die Noten aufzubessern.

Das sollte sich in Deutschland ändern

Das größte Problem im deutschen Hochschulsystem sieht der Medizinstudent in der fehlenden Unterstützung des Staates. Trotz Fachkräftemangels werde er nicht gefördert und fühle sich ein bisschen vernachlässigt als Auslandsstudent.

Kunz fordert, dass Universitäten eigene Eignungstests entwickeln sollten, der die Fachkompetenz der Bewerberinnen und Bewerber im Voraus prüft. Dabei denkt er besonders an die Pflegenden, die gerne studieren möchten, aber keinen Platz bekommen.

Einziger Ausweg ist das Ausland

Nach dem vierten, erfolglosen Bewerbungsjahr brauchte der Trechtingshausener Alternativen. Über eine Agentur zur Vermittlung von Studienplätzen kam er auf das Angebot für Auslandsstudien. Wegen seines Schulabschlusses kam aber nur die Slowakei in Frage. Die einzige Voraussetzung war dort ein Test zu biologischen und chemischen Grundlagen.

Da das Medizin-Studium im slowakischen Martin als privater Studiengang an einer staatlichen Universität gilt, muss Tobias Kunz viel Geld investieren: fast 11.000 Euro kostet das Studium pro Jahr. Die Kosten trägt er selbst. Doch ohne die Unterstützung der Eltern könne er sich das nicht leisten, denn für eine Arbeitsstelle nebenbei finde sich keine Zeit.

Zusätzlich Kosten für Sprachkurs in Slowakei

Das Studium in Martin ist auf Englisch. Damit hat der Student keine Probleme. Jedoch muss er für die Praxis im dritten Jahr auch slowakisch lernen. Seit zwei Wochen besucht er einen Sprachkurs, die Abschlussprüfung ist schon nächsten Monat.

Der Traum von Tobias Kunz ist eine Weiterbildung zum Facharzt an der Charité in Berlin. Dort hat er vor dem Studium bereits als Krankenpfleger gearbeitet. Bis es soweit ist, wird es noch einige Zeit dauern. Seinen Abschluss als Medizinstudent plant er für das Jahr 2027.

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