Nach Polizeiangaben machten sie Fotos und Videos von dem Toten und seiner schwer verletzten Begleiterin. Auch der Autofahrer, der den Fußgänger mit seinem Auto erfasst hatte, sei von den Gaffern fotografiert worden.
Fotos des Toten offenbar in sozialen Medien verbreitet
Die Fotos und Videos seien gemacht worden, noch bevor die Polizei den Unfallort erreicht hatte. Allerdings hätten die Unbekannten auch weitergemacht, als die Polizei schon Sichtschutzwände aufgestellt habe. Die Gaffer hätten, so ein Polizeisprecher, "schamlos draufgehalten." Sie sollen die Fotos und Videos dann auch ins Netz gestellt und über Messenger-Dienste verbreitet haben.
Zeugen berichten von vielen Schaulustigen
Wie Zeugen dem SWR berichten, fotografierten auch viele Anwohner aus den umliegenden Häusern die Unfallstelle und drehten aus den Fenstern Handy-Videos. Dabei seien sogar Aufnahmen gemacht worden, als die Rettungskräfte versuchen, das Unfallopfer zu reanimieren. Auch diese Videos seien später ins Netz gestellt worden. Außerdem hätten sich Gäste einer anliegenden Bar dem Unfallort genähert und trotz Aufforderung der Polizei das Filmen nicht sofort eingestellt.
Polizei in Mainz ermittelt
Die Polizei Mainz stellt klar: Wer Fotos von Personen im hilflosen Zustand macht, begeht eine Straftat. Man konzentriere sich aktuell zwar darauf, die Ursache des Unfalls herauszufinden. Es würden aber auch Zeugen befragt, die etwas zu den Gaffern sagen könnten. Den Tätern drohen nach Polizeiangaben bis zu zwei Jahre Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe. Bei den Ermittlungen in den sozialen Netzwerken werde die Mainzer Polizei vom Landeskriminalamt unterstützt.
Ebling: "Das ist zutiefst niederträchtig"
Auch der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD) verurteilt solch ein Verhalten, wie er dem SWR sagte: "Ich empfinde das als zutiefst niederträchtig. Wir alle sollten uns verdammt nochmal daran erinnern, dass man in solchen Situationen mit Anteilnahme bei einem Opfer ist und nicht eine solche unsinnige, niederträchtige Tat macht, wie dann zu gaffen oder das sogar aufzunehmen."
Ampel war ausgeschaltet
Der Unfall ereignete sich am Mittwochabend gegen 22:30 Uhr in Höhe eines Hotels in der Mombacher Straße. Nach ersten Ermittlungen wollten der 55-jährige Mann und seine Begleiterin die Straße überqueren. Die Fußgängerampel sei allerdings zu diesem Zeitpunkt ausgeschaltet gewesen. Ein 19-jähriger habe die beiden Fußgänger mit seinem Auto erfasst. Durch die Wucht des Aufpralls wurden sie durch die Luft geschleudert. Der Mann aus Frankfurt starb noch am Unfallort. Seine 41 Jahre alte Begleiterin wurde in die Mainzer Uniklinik gebracht.
Fahrer erleidet einen Schock
Im Auto saßen drei Personen. Der 19 Jahre alte Fahrer blieb laut Polizei unverletzt, er und die beiden anderen Insassen erlitten einen Schock und wurden von einem Kriseninterventionsteam betreut.
Die beiden verunglückten Fußgänger waren in einer Gruppe unterwegs. Die anderen drei Personen befanden sich zum Zeitpunkt des Unfalls in etwa 50 Metern Entfernung und mussten den Unfall mit ansehen. Um den genauen Hergang zu klären, wurde ein Gutachter hinzugezogen.
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