Aktuell ist auf dem heutigen Jockel-Fuchs-Platz - dort, wo damals die Bücher verbrannt worden sind - vor allem eines zu sehen: viel Beton. 1933 wurden hier von Studierenden Bücher verbrannt. Nur eine unscheinbare Texttafel am Rande der Treppe runter zum Rhein weist darauf hin. Auf den Entwürfen der Studierenden der Mainzer Hochschule sieht das ganz anders aus. Sie stellen sich zum Beispiel große Skulpturen, geformt aus Buchstaben, vor. Außerdem wollen sie den Platz begrünen und Wasserbecken anlegen.
Recherche für die Entwürfe wichtig
Bevor sich die Studierenden an ihre Entwürfe für den Gedenkort gesetzt haben, haben sie recherchiert und einen Vortrag eines Historikers zu den Ereignissen damals angehört. "So eine Recherche ist schon sehr wichtig, um sich auch mit dem Thema zu identifizieren und später für seinen Entwurf auch einzustehen", sagt Studentin Linda Czilwa.
Bücherverbrennung 1933 war Initiative der Studenten
Am 23. Juni 1933 starteten Studierende des Pädagogischen Instituts in Mainz einen Fackelzug - genau dort, wo heute das Gebäude der Mainzer Hochschule steht. Sie zogen durch die Stadt und entfachten ein Feuer auf dem damaligen Adolf-Hitler-Platz. Sie verbrannten Bücher von - ihrer Meinung nach - "undeutschen" Schriftstellern und Schriftstellerinnen wie Anna Seghers oder Carl Zuckmayer. Das sei nicht von oben angeordnet gewesen, erzählt Studentin Sarah Brück.
Studenten plünderten damals private Büchereien
Bevor die Bücher verbrannt wurden, gab es Sammelaktionen. Die Studierenden plünderten vor allem private Leihbüchereien und nahmen die Bücher mit, die den Nationalsozialisten nicht passten.
Entwurf mit viel Grün und einem Bücherschrank
Auf dem Entwurf von Studentin Sarah Brück sind viele Pflanzen und Bäume zu sehen, dazwischen gibt es immer wieder leere Stellen. Diese Lücken sollen die damaligen Leihbüchereien darstellen und die Aufmerksamkeit auf die Bücherverbrennung lenken, erzählt sie. Außerdem gibt es in ihrem Konzept einen historischen Bücherschrank auf dem Platz. "Damit man diesen Wissensaustausch wieder hat. Weil der damals ja abgeschafft werden sollte", erklärt die Studentin.
Zeichen für Demokratie und Meinungsfreiheit
Studentin Linda Czilwa hat sich in ihrem Konzept mit Demokratie und Meinungsfreiheit beschäftigt. Und damit, wie wichtig beides ist. "Gerade in Gedenken an die Bücherverbrennung wollte ich ein Zeichen setzen. Es ist wichtig, dass wir daran erinnern, dass wir lesen und schreiben dürfen, was wir möchten", sagt sie.
Zu sehen sind auf ihrem Entwurf riesengroße bunte Buchstaben aus Eisen. Sie sind auf dem gesamten Platz verteilt. Das Besondere: Nur aus bestimmten Perspektiven bilden die Buchstaben zusammenhängende Wörter. Die verschiedenen Farben sollen die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln, hat sich die Studentin überlegt.
Umsetzung der Entwürfe unwahrscheinlich
Dass einer der Entwürfe der Studierenden genau so umgesetzt wird, gilt als eher unwahrscheinlich. Aber Linda Czilwa und Sarah Brück hoffen, dass der Platz trotzdem umgestaltet wird. Sie finden es wichtig, dass in Zukunft nicht mehr nur eine unscheinbare Texttafel darauf aufmerksam macht, wie zerbrechlich unsere Demokratie ist.