Mit 12 Jahren wusste Steve Hardt bereits, was er später einmal werden will: Arzt. Er hatte ein Schlüsselerlebnis mit seinem Stiefvater. Dieser hatte die Anzeichen eines Herzinfarkts, erzählt Steve, sagte aber, er habe sich nur verspannt und wollte sich ins Bett legen. "Ich habe dann heimlich den Rettungsdienst gerufen", erinnert sich Steve im Gespräch mit dem SWR.
Dieser Anruf hat seinem Stiefvater das Leben gerettet, sagten die Ärzte damals. Die Nacht hätte er wohl nicht überlebt. "Da habe ich gedacht: Ich habe jemandem geholfen, das fühlt sich gut an." Damit stand sein Berufswunsch mehr oder weniger fest.
Lehrer nahmen Steve aus Mainz nicht ernst
Steve ging auf die Hauptschule. Als er dort sagte, er wolle Arzt werden, lachten ihn einige seiner Lehrer aus. "Sie sagten, ich solle froh sein, wenn ich einen Ausbildungsplatz bekomme."
Doch davon hat er sich nicht entmutigen lassen. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Medizinischen Fachangestellten, dann noch eine zum Gesundheits- und Krankenpfleger. Nach zwei weiteren Fortbildungen bewarb er sich auf einen Studienplatz und konnte es kaum fassen, als er ihn tatsächlich bekam.
Als Hauptschüler viele Wissenslücken
Doch das war nur ein Zwischenschritt. Steve Hardt merkte sehr schnell: Das Tempo an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität ist ein anderes und der Stoff ist deutlich schwieriger. An den Anfang seines Studiums denkend, sagt er heute: "Alles, was ich in meinen drei Jahren Ausbildung gelernt habe, hab ich im ersten Semester für die erste Klausur gelernt. Ein Schuljahr wird hier in zwei Tagen besprochen."
Viele Inhalte aus Mathe, Physik und Chemie, die Basiswissen fürs Studium sind, hatten die Lehrer in der Hauptschule nie behandelt. Das musste er nebenbei alles nachholen. "So Sachen wie Logarithmus und e-Funktion… Das waren Dinge, die hatte ich vorher nie gehört. Und auf einmal musste ich eine Klausur dazu schreiben."
Steve kommt seinem Traumberuf Arzt näher
Steve kämpft sich durch, bislang mit Erfolg. Aus dem einstigen Traum sei ein konkretes Ziel geworden. Im Moment, so sagt er, wolle er Neurologe werden. Aber vielleicht ändere sich die Fachrichtung im Laufe seines Studiums noch.
Und mit Blick auf seine Lehrer von damals, sagt er heute: "Ich würde mir wünschen, dass Lehrkräfte darauf geschult werden, dass Schülerinnen und Schüler als Individuen zu betrachten sind. Jede Person bringt unterschiedliche Stärken und Interessen mit. Das heißt nicht, dass wenn jemand über eine gewisse Zeit nur Vieren oder Fünfen hat, dass diese Person nix draufhat."