In einem Bühnenbild zwischen Schlachtfeld und Königshof nähert sich das Ensemble um "Tatort"-Ermittlerin Jasna Fritzi Bauer als Kriemhild dem mittelalterlichen Heldenepos von durchaus aktueller Seite. Inmitten geopolitischer Krisen etwa in der Ukraine geht es um die Frage, wie sich ein Krieg verhindern lässt, den keiner will - der aber unabwendbar scheint.
Unter den Zuschauern war unter anderem Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). "Dietrich von Bern versucht die Eskalation zu verhindern, er wirbt für eine friedliche Lösung", sagte Roth in einem Grußwort. Kriege zu verhindern, den Frieden zu bewahren, sei immer die bessere Lösung. "Was Krieg bedeutet, zeigt der brutale Angriff Russlands auf die Ukraine."
Derselbe Krieg aber mache auch überdeutlich klar, dass Frieden nicht um jeden Preis bewahrt werden könne. "Mit einem Kriegsherrn, der Kinderkrankenhäuser zerstören lässt, ist kein Frieden zu verhandeln, geschweige denn zu bewahren."
Schweitzer: "Kernfrage des Stücks könnte nicht aktueller sein"
Ähnlich äußerte sich der neue rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer. "Angesichts der politischen Weltlage könnte die Kernfrage des diesjährigen Stücks nicht aktueller und dringlicher sein", sagte der SPD-Politiker. Vor dem Hintergrund des "furchtbaren Krieges" in der Ukraine oder des "unfassbaren Grauens" im Nahen Osten stelle das Stück die wichtige Frage, wie ein Krieg verhindert werden könne. "Und auch: Zu welchen persönlichen Opfern ist ein Mensch - ist jeder von uns - für den Frieden bereit?"
Premiere der Nibelungen-Festspiele bekommt viel Applaus
Nach rund zweieinhalb Stunden Spielzeit gab es am späten Freitagabend auf dem Freiluftareal viel Applaus der etwa 1.400 Zuschauerinnen und Zuschauer. Und auch viel Lob: "Geschichte, Schauspieler und Inszenierung haben mir sehr gut gefallen", sagte eine Besucherin nach der Premiere ins SWR-Mikrofon. Ein anderer lobte Bühnenbild und Licht. Zudem sei der Dom "einfach eine tolle Kulisse".
Unter der Regie von Roger Vontobel spielt Franz Pätzold den kriegsmüden Vermittler Dietrich von Bern und Thomas Loibl den Hagen.
Das Stück des Autorenduos Feridun Zaimoglu und Günter Senkel läuft bis zum 28. Juli in einer der ältesten Städte Deutschlands. Die Festspiele unter der Intendanz von Ex-Ufa-Chef Nico Hofmann finden seit 2002 statt. Das Nibelungenlied um Drachentöter Siegfried und seinen Mörder Hagen gilt als eine der Lieblingssagen der Deutschen.
Premiere-Gästen in Worms gefällt das Bühnenbild
Bei vielen Gästen der Premiere vor dem Wormser Dom kam das Bühnenbild gut an: "Nah an der Realität im Krieg", heißt es. Besonders der Matsch und das (Kunst-)Blut auf der Bühne scheinen bei den Zuschauerinnen und Zuschauern ihre gewünschte Wirkung zu hinterlassen.
Noch Karten für Nibelungen-Festspiele zu bekommen
Für die folgenden Aufführungen sind noch Karten erhältlich. Die letzte Vorstellung in diesem Jahr steht für den 28. Juli auf dem Programm. Im vergangenen Jahr haben mehr als 20.000 Menschen die Aufführungen vor dem Wormser Dom gesehen.