Der Internist Dr. Christoph Lembens behandelt seit 1. September 2023 in seiner Praxis in Mainz Menschen mit Post-Covid-Symptomen. Laut Lembens sind in den ersten vier Monaten weit mehr als 500 Männer und Frauen zu ihm gekommen.
Sie alle leiden nicht nur an den typischen Symptomen für Post-Covid wie Abgeschlagenheit, fehlende Belastbarkeit und Konzentrationsproblemen. Viele hätten noch ganz andere Symptome nach einer Corona-Infektion entwickelt, so Lembens.
Post-Covid-Patienten werden nicht ernst genommen
Ein Mann sei zu ihm in die Ambulanz gekommen, nachdem er seit einem Jahr unter starken Kopfschmerzen gelitten hatte. "Kein Arzt ist mal auf die Idee gekommen, ein bildgebendes Verfahren vom Kopf einzuleiten", so Lembens. Er habe dann ein MRT angeordnet. "Und herauskam, dass der Mann mehrere kleine Schlaganfälle nach seiner Corona-Infektion hatte", schildert Lembens.
Seine Kollegen hätten bei vielen Patientinnen und Patienten schlichtweg Krankheiten übersehen. Eine junge Frau habe nach ihrer Corona-Infektion an zunehmender Bewegungseinschränkung gelitten. Bei einer genauen Untersuchung hat Christoph Lembens Multiple Sklerose bei ihr festgestellt.
Andere Männer und Frauen, die zu ihm in die Post-Covid-Ambulanz gekommen sind, hätten Diabetes oder eine Schilddrüsenentzündung entwickelt. "Es ist erschreckend, dass die Kolleginnen und Kollegen die Menschen nicht ernst genommen haben", wundert sich Lembens.
Post-Covid-Patienten bekommen Diagnose und Hilfe
Seine Aufgabe als Arzt in der Post-Covid-Ambulanz sei es, für die Beschwerden der Menschen eine Erklärung zu finden. Wenn er eine Diagnose gestellt habe, behandele er die Patienten selbst oder vermittele sie an die entsprechenden Fachärzte. Lembens ist überzeugt, dass eine Corona-Infektion viele Krankheiten fördert. Beweisen könne er das aber nicht.
Fünf Anlaufstellen für Menschen mit Corona-Langzeitfolgen in RLP
Das Land Rheinland-Pfalz finanziert die fünf Post-Covid-Ambulanzen noch bis Oktober mit 50.000 Euro. Neben Mainz gibt es noch vier Anlaufstellen in Koblenz, Ludwigshafen, Kaiserslautern und Trier.
Das Ministerium arbeitet mit Medizinischen Versorgungszentren und Arztpraxen zusammen. Laut Gesundheitsministerium leiden in Rheinland-Pfalz etwa 80.000 Menschen unter dauerhaften Beschwerden nach einer Covid-Infektion. Das Land hat für die Betroffenen zusätzlich zu den Ambulanzen noch ein Internetportal eingerichtet, wo sie Informationen und Hilfe bekommen können.
Christoph Lembens ist überzeugt, dass die Post-Covid-Ambulanzen noch lange notwendig sind. Im Moment sei Corona kein Thema in der Öffentlichkeit, aber viele Menschen würden sich immer noch anstecken. "Und unter denen können leider immer wieder Männer und Frauen sein, die nach der Infektion dauerhafte Beschwerden bekommen."
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