"Es geht nicht mehr!" - Das ist der Tenor der sogenannten Überlastungsanzeige der Kita an den Träger, die Stadt Oppenheim. So erzählt es die stellvertretende Leiterin der Kindertagesstätte, Lucia Burghardt, dem SWR. Mitte Januar sei die Belastung so hoch gewesen, dass man habe reagieren müssen.
Bereits seit Monaten waren acht Stellen unbesetzt. Zum Höhepunkt der Krankheitswelle vergangenen Dezember und Januar fehlten zusätzlich zeitweise 14 Kolleginnen und Kollegen gleichzeitig. Dass die Aufmerksamkeit des restlichen Personals drohte nachzulassen, wie Burghardt es ausdrückt, ist vermutlich eine schöne Umschreibung der Not in der Kita Herrnweiher.
Bei Überlastungsanzeige keine rechtlichen Konsequenzen
Alle 30 Erzieherinnen und Erzieher haben vor fünf Wochen die Überlastungsanzeige unterschrieben und damit ihrer hohen physischen und psychischen Belastung Ausdruck verliehen. Mit dem Dokument entziehen sich die Pädagogen nach Angaben der Gewerkschaft GEW der rechtlichen Verantwortung, sollte den Kindern etwas zustoßen. Statt ihrer ist seitdem nun die Stadt Oppenheim verantwortlich.
Öffnungszeiten der Kita vorerst eingeschränkt
Kurz nach der Anzeige gab es bereits einen Runden Tisch mit dem Jugendamt. Dort einigte man sich auf ein Notprogramm, durch das die Erzieherinnen und Erzieher entlastet werden sollen. Durch eingeschränkte Öffnungszeiten sei das auch erreicht worden, sagt die zuständige Beigeordnete Helga Schmadel (WfO).
Leidtragende dieser seit Monaten immer wieder geltenden Notbetreuung sind allerdings auch die rund 160 Kinder und deren Eltern, die sich um eine andere Betreuung der Kleinen kümmern müssen. Immerhin konnten von den acht offenen Stellen inzwischen drei wieder besetzt werden.
Ehemalige Kita-Leiterin mitverantwortlich für Probleme
Das Personalproblem in der größten Oppenheimer Kita Herrnweiher gebe es schon länger, sagt Helga Schmadel. Neben baulichen Mängeln in dem veralteten Gebäude sei es auch die ehemalige Leiterin der Einrichtung gewesen, die für Unruhe gesorgt habe, so Schmadel. Die Leiterin verließ die Kita Ende 2020.
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Häufiger Wechsel der Kita-Leitung
Aber auch deren Nachfolgerin, berichtet Helga Schmadel, war offenbar bei einigen im Team nicht gut gelitten. Lucia Burghardt erzählt, sie habe notwendige Veränderungen durchgesetzt, was bei so manchem nicht gut angekommen sei. Folglich gab es wieder Ärger innerhalb des Teams.
Darunter hat laut Schmadel auch der Ruf des Kindergartens gelitten. Da auch die Nachfolgerin zum Ende des Monats gekündigt hat, muss die Stadt neben fünf weiteren Erzieherinnen und Erziehern auch gleich noch eine neue Leitung für die Kita Herrnweiher suchen.
Runder Tisch zu Personalproblemen
In Kürze soll es einen weiteren Runden Tisch geben. Die Stadt, das Betreuungsteam der Kita und die Gewerkschaft wollen einen Plan ausarbeiten, wie künftig Personalprobleme verhindert werden können. Dann soll auch bestenfalls die Überlastungsanzeige wieder zurückgenommen werden.
Das, so Schmadel, sei dann der Fall, wenn die offenen Stellen wieder besetzt seien. Wann das sein wird, ist allerdings noch völlig unklar.