Er habe zuerst gedacht, er habe sich verlesen, sagte der Richter am Wiesbadener Landgericht bei der Urteilsbegründung im Gerichtssaal. Das, was er in den Akten gelesen habe, habe ihn verstört und er habe sich die Frage gestellt: "Wie kann so etwas sein?"
Mann war mehrfach vorbestraft
Ein Motiv für die Tat gebe es bis heute nicht, so der Richter. Das Geschehene bleibe "unerklärlich". Der Täter lebte mit seiner Mutter zusammen in einer Wohnung in Wiesbaden. Wenige Monate zuvor war der frühere Profi-Boxer aus der Haft entlassen worden. Der aus dem Kongo stammende Mann war schon mehrfach wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz und verschiedener Gewalttaten verurteilt worden.
Täter aus Wiesbaden bedrohte Mutter mit einem Messer
Am Abend des 25. August vergangenen Jahres war er nach Angaben des Gerichts dann nach Hause gekommen, hatte die Jalousien heruntergelassen und zur Mutter gesagt, heute sei der Tag gekommen, an dem sie Sex mit ihm haben müsse. Dabei habe er seine Mutter mit einem großen Messer bedroht und gesagt, er werde sie töten, sollte sie sich widersetzen. So habe er die Mutter "gefügig" gemacht, so der Richter.
Mutter bietet Sohn Geld für Prostituierte
Die Mutter habe ihn angefleht, sie nicht anzufassen und ihm Geld für eine Prostituierte angeboten. Weil er sie aber bedrohte und schlug, habe sie die Vergewaltigung über sich ergehen lassen. Neben der sexuellen Gewalt hatte der Sohn seine Mutter auch mit Fäusten ins Gesicht geschlagen, so das Gericht. Der Mann, ein ehemaliger Profi-Boxer, habe seiner Mutter große Schmerzen zugefügt.
Sohn ruft nach Vergewaltigung der Mutter Rettungswagen
Nachdem er sich an seiner Mutter vergangen hatte, entschuldigte sich der Täter nach Angaben des Gerichts bei ihr, später habe er selbst den Rettungswagen gerufen. Vorher habe er die Wohnung sauber gemacht, die blutverschmierte Wäsche gewaschen und sei geflohen. Genau dieses Verhalten überzeugte das Gericht davon, dass der Mann "voll schuldfähig" ist. Er habe nach der Tat "geordnet und geplant" agiert, so der Richter. Dies sei keine Tat im Affekt gewesen, wie die Anwältin des Angeklagten vor dem Landgericht argumentiert hatte.
Mutter erlitt schwere Verletzungen
Die Mutter des Mannes hatte durch die Schläge ins Gesicht und auf den Kopf schwere Verletzungen erlitten. Sie musste im Krankenhaus wegen einer Hirnblutung behandelt werden. Die Frau habe noch lange nach der Tat Schmerzen gehabt. Dazu kämen, so der Richter, die psychischen Folgen der Vergewaltigung. Die Mutter habe sich große Sorgen gemacht, von ihrem Sohn schwanger zu sein.
Drogenabhängig und psychisch auffällig
Die Verteidigerin des Täters hatte vor allem den Drogenkonsum ihres Mandanten und die schwierigen Lebensverhältnisse des Mannes hervorgehoben. Er habe in den Monaten seit seiner Haftentlassung verschiedene Drogen und psychogene Substanzen eingenommen und sei vermutlich auch an dem Abend der Vergewaltigung im Drogenrausch gewesen. Das Gericht dagegen hielt das für nicht stichhaltig und verwies auf Gutachten, die diese These widerlegten.
Der Täter selbst hatte während des gesamten Prozesses geschwiegen. Nur einen Satz hatte er während der Verhandlungszeit gesagt: "Ich weiss nicht, wie das passieren konnte."
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