Wie das Staatstheater Wiesbaden mitteilt, haben die Ukrainische Nationalphilharmonie und das Taras-Schewtschenko-Theater Charkiw ihre Auftritte bei den Internationalen Maifestspielen 2023 in Wiesbaden vorläufig abgesagt. Das Staatstheater sieht darin einen Zusammenhang mit einem Schreiben, das der ukrainische Kulturminister Oleksandr Tkachenko an die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), geschickt hatte.
Darin habe er das Theater indirekt dazu aufgefordert, sich zwischen russischen und ukrainischen Künstlern zu entscheiden. Sein Land toleriere keine Zusammenarbeit mit russischen Künstlern und keine Veranstaltungen, in denen russische Kultur zur Darstellung käme.
Staatstheater Wiesbaden pocht auf Internationalität
Diese Forderung ist für das Theater nach eigenen Angaben nicht hinnehmbar. Denn das würde bedeuten, dass bei den Internationalen Maifestspielen weder russische Künstler, noch Musik und Stücke russischer Dichter aufgeführt werden könnten. Wenn den ukrainischen Künstlern nun politisch untersagt werde, in Wiesbaden aufzutreten, sei dies "kein gutes Zeichen für eine Kultur, die Kriege und Unrecht überwinden" wolle.
Ukrainische Künstler sagen Auftritte ab
Nach Angaben des Staatstheaters seien die Absagen der Ukrainischen Nationalphilharmonie und des Taras-Schewtschenko-Theaters Charkiw "ganz offensichtlich politisch motiviert beziehungsweise von der Politik auferlegt". Die eingeladenen ukrainischen Künstlerinnen und Künstler seien frühzeitig über den Auftritt Netrebkos informiert gewesen. Dies habe sie aber nicht davon abgehalten, die Einladung anzunehmen.
Auftritt von russischer Opernsängerin löste Streit aus
Der Streit hatte sich am geplanten Auftritt der russischen Opernsängerin Anna Netrebko entzündet. Die Stadt Wiesbaden und das Land Hessen hatten sich vor etwa einer Woche gegen den Auftritt ausgesprochen. Der Intendant des Theaters, Uwe Eric Laufenberg, will wegen der Kunstfreiheit aber an den Auftritten Netrebkos am 5. und 7. Mai festhalten.