Wie immer, wenn in Mainz eine Baugrube ausgehoben wird, dürfen erst einmal Archäologinnen und Archäologen von der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) die Baugrube nach Relikten untersuchen.
Seit Februar sind die Expertinnen und Experten an der Mainzer Ludwigsstraße im Einsatz zu dieser sogenannten "Rettungsgrabung". Am Freitag präsentierten die Wissenschaftler, was sie in der Baugrube gefunden hatten.
Jeder darf römische Schätze in die Hand nehmen
In kleinen Gruppen haben die Interessierten die Baustelle besucht. Sie kamen den Fundstücken so nah wie selten: Sie durften alte Schalen, Würfel und Perlen sogar in die Hand nehmen.
Auch ein Spielwürfel und eine Haarnadel haben die Wissenschaftler gefunden. "Beide Gegenstände wurden aus Knochen gefertigt und stammen wahrscheinlich aus dem 2. Jahrhundert n. Chr.", erklärte der Archäologe, Daniel Markovic von der GDKE. Für die Archäologen fast schon ein Standardfund: Ein römischer Denar, also eine Münze mit einer Abbildung des römischen Kaisers Mark Aurel.
Eine Besonderheit sei daneben ein Dachziegel, der ein Hinweis auf eine heilige Stätte sein könnte. Die Wissenschaftler hoffen, in den nächsten Wochen noch mehr Hinweise zu finden.
Auch römische Bauwerke in der Baugrube an der Mainzer Ludwigsstraße
Neben den kleinen Schätzen befinden sich laut Stefanie Metz unter dem Boden aber auch einige Gebäude aus verschiedenen Zeiträumen. Dazu gehöre eine mittelalterliche Latrine, ein römisches Plumpsklo. Darin seien im 13. und 14. Jahrhundert Dinge wie eine Kanne und eine Ofenkachel entsorgt worden.
In einer tieferen Erdschicht haben die Archäologen auch einen römischen Brunnen freigelegt. In den seien anscheinend Schüsseln und Krüge gefallen und durch das Wasser luftdicht eingeschlossen worden. So seien die Gegenstände jahrhundertelang erhalten geblieben, so die Experten.
Grabungen an der Mainzer Ludwigsstraße enden bald
Laut Stephanie Metz von der GDKE ist die Endtiefe mittlerweile aber erreicht, tiefer dürfe nicht gegraben werden. Alles, was mittlerweile offen liegt, wird noch dokumentiert und in ein paar Wochen sollen die Grabungen beendet sein.
Wer Lust hat, die Baustelle weiter zu beobachten, kann das in dem Lu: POPUP Container am Bischofsplatz. Von dort kann jeder die Baugrube von oben besichtigen.