Dunkle Wolken über einer evangelischen Kirche: Sexueller Missbrauch: kreuznacher diakonie will aufarbeiten

Hinweise auf Verdachtsfälle

Sexueller Missbrauch: Stiftung kreuznacher diakonie will Geschichte aufarbeiten

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Stefan Schmelzer
Stefan Schmelzer ist Reporter im SWR Studio Mainz

Die Stiftung kreuznacher diakonie will das Thema sexualisierter Gewalt in ihrer Geschichte aufarbeiten lassen. Dazu hat sie jetzt einen Historiker beauftragt.

Anlass sind nach Angaben der Stiftung Verdachtsfälle, in denen Kinder und Jugendliche in der Obhut der Stiftung mutmaßlich Opfer von sexuellen Übergriffen geworden sind. Dabei gehe es um die Zeit von 1950 bis in die 1970er-Jahre.

Der Stiftung sei es wichtig, dieses Thema mit externen Experten aufzuarbeiten, heißt es in einer Pressemitteilung. Damit sei jetzt der unabhängige Historiker Dr. Sascha Topp von der Max-Planck-Gesellschaft Berlin beauftragt worden. Er ist Zeithistoriker. Zu seinen Schwerpunkten gehören unter anderem Medizin im Nationalsozialismus, Geschichte der Kindheit und Erinnerungskulturen in Deutschland seit 1945.

Topp werde Hinweise prüfen und der Frage nachgehen, ob es zu sexuellen Übergriffen gekommen sei, erläuterte die Stiftung. Dafür analysiere er auch damalige Strukturen, die möglicherweise zu sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen geführt haben könnten.

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Die Aufarbeitung soll laut Stiftung unabhängig von der Frage erfolgen, ob nach so langer Zeit noch juristische Konsequenzen erwartet werden könnten oder die Fälle bereits verjährt seien.

Ziel sei es auch, Kontakt zu möglichen Betroffenen sexueller Übergriffe herzustellen. Dafür sollen jetzt aktuelle Hinweise auf vergangene Fälle untersucht werden.

Heimerziehung der kreuznacher diakonie bereits untersucht

Die Heimerziehung der Jahre 1947 bis 1975 wurde bereits vor zehn Jahren im Auftrag der Stiftung kreuznacher diakonie aufgearbeitet. Die Historikerin Dr. Ulrike Winkler veröffentlichte ihre Ergebnisse unter dem Titel "Es war eine enge Welt". Darin wurde das Thema Gewalt in der Heimerziehung beleuchtet.

Mit der Beauftragung von Dr. Topp geht die Stiftung eigenen Angaben zufolge jetzt den nächsten Schritt.

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